Unheimliches im Krankenhaus!
Formeln.
Langsam durchdrang ein Licht die Metallwände. Der Würfel erhellte die Dunkelheit auf eine geisterhafte Weise.
Es wurde totenstill in der Tiefe der schwarzen Abtei St. Laurentius.
Der milchig-trübe Schein, der vom Würfel ausging, legte sich auf die Wände. Ein riesiges Fresko hob sich von der Stirnwand ab.
Es zeigte nichts weiter als das Profil eines kahlen Totenschädels. Niemand kannte den Schöpfer. Keiner wusste, wie lange es dieses dämonische Fresko schon gab. Es war denkbar, dass es von allein entstanden war. Durch die Kraft der Hölle, die selten auf der Erde so präsent war wie hier.
Man sagte, es wäre möglich, dieses Höllenfresko zum Leben zu erwecken. Jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen. Demjenigen, der sie schuf, würde dann eine gefährliche Macht zur Verfügung stehen und ihn unbesiegbar machen.
Nach dieser Macht gierte der Höllenmann.
Das erste Herz befand sich an seinem Platz.
Heute Nacht würde er sich das Nächste holen. Bald würden die Voraussetzungen für eine Belebung des Geisterfreskos erfüllt sein.
Der Mann zog sich rückwärtsgehend vom Blutaltar zurück.
Das Böse, das hier unten wirkte, hatte sein Opfer angenommen. Das Leuchten des Würfels erlosch nicht.
Der Mann verließ die schwarze Abtei. Er eilte einen steinigen Weg durch die Dunkelheit. Zwischen den Bäumen stand sein Wagen. Er stieg ein und fuhr los.
Dreißig Minuten später erreichte er die Ungererstraße in München. Er betrat das Städtische Krankenhaus durch einen Hintereingang.
7
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Der Himmel kannte kein Pardon.
Der Motor sang sein monotones, einschläferndes Lied.
David Buchmann sah hinaus in die Nacht.
Am Horizont war bereits der Sonnenaufgang zu erahnen. Hier oben, hunderte Meter über der dichten Wolkendecke war der Himmel absolut klar. Die Sterne waren stumme Zeugen ihres Fluges.
David war todmüde. Eine Zigarette würde ihn jetzt sicher etwas munterer machen. Dann schüttelte er genervt den Kopf, als ihm bewusst wurde, dass in Flugzeugen absolutes Rauchverbot herrschte.
„Wie bitte?“, fragte eine Frau neben ihm. Sie hatte sein stilles Gemurmel als Gespräch verstanden.
„Entschuldigung“, antwortete David, während sich das Flugzeug sanft in eine leichte Kurve legte. „Ich habe nichts gesagt. Aber ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße David Buchmann.“
„Sehr erfreut. Ich heiße Sarah Engel“ sagte die Frau und lehnte sich genüsslich zurück, wobei sie nochmals kopfschüttelnd ihre Mähne in Position brachte.
„Der Name passt“, antwortete David.
„Sarah?“, fragte sie keck. Langsam fand sie Gefallen an der Unterhaltung.
„Nein, ich meine natürlich den Nachnamen. Wir befinden uns über den Wolken, da finde ich den Namen Engel passend.“
„Darf ich sie für diesen Wortwitz zu einem Drink einladen?“ fragte die Frau.
„Danke, vielleicht etwas später.“ Davids Backen wurden dicker und seine Gesichtsfarbe bekam einen dezenten Grünstich.
„Hat da wohl jemand Flugangst?“, feixte die Frau. „Aber ein Mann hat doch keine Angst!“
„Ich habe keine Angst“, zischte David. „Mir ist nur leicht übel!“
„Kein Angst“, die junge Frau konnte sich weitere Sticheleien einfach nicht verkneifen. „Sie wissen doch, runter kommen wir immer. Die Frage ist nur wie schnell!“
„Das ist wirklich sehr beruhigend“ sagte David und kramte vorsichtshalber einmal die „Notfalltüte“ aus der Rückenlehne des Vordermanns. Irgendwie hatte David das dumme Gefühl, sich gerade in erstklassiger Weise zum Kasper zu machen.
„Ich habe wirklich keine Angst vor dem Fliegen, sondern davor, dass sich mein Magen selbstständig machen könnte.“
Sein einziger Gedanke war, nicht nach unten sehen und ja nicht anfangen zu kotzen.
„Der ist nämlich sehr empfindlich und reagiert hypernervös.“
Sein Gesicht wurde immer grüner, die Hände verkrampften sich in den Armlehnen.
„Ja, klar“, antwortete die Frau. David spürte nicht nur den ironischen Unterton in ihrer Stimme, sondern auch ihren Blick auf seine verkrampften Hände, die nach wie vor die Armlehnen malträtierten.
„Nun ja“, druckste David, der erkennen musste, dass er sich aus dieser Sackgasse nicht mehr herauswinden konnte, „vielleicht habe ich doch leichte Flugangst.“
David ließ sich in den Sitz zurücksinken und blickte aus dem Fenster.
Ein verheerender Fehler!
Das Flugzeug hatte inzwischen Achttausendfünfhundert Meter erreicht und David, der alles andere als
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