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Unirdische Visionen

Unirdische Visionen

Titel: Unirdische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Groff Conklin
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Kätzchen. Aber wo ist Mama? Ist sie weggelaufen und hat dich allein gelassen?« Norris dachte, daß die Katze herrenlos sein könnte.
    Die Q-5 Katze erschrak. Ihr Fell sträubte sich, sie guckte aufgeregt um sich, stotterte und rannte in großen Sätzen die Straße hinunter. Sie sprang eine Veranda hinauf und jammerte durch den Rolladen: »Mama, nich reg rannt, Mama nich reg rannt.«
    Norris lachte und fuhr weiter. Ein Klasse-C-Paar, das keine Kinder haben durfte, konnte so ein Ding sehr lieb gewinnen. Die Katzen waren emotional gesehen sicherer als die menschenähnliche Schimpansenserie-K, genannt »Neutroide«.
    Das Lachen verging ihm, als er daran dachte, was Anne wählen würde. Die Norissens waren Klasse-C.
    Defekte Erbmasse.
    Er stoppte beim Sherman III Gemeinschaftszentrum – acht Geschäftsblöcke, die die Umgegend versorgten. Bei der Poststelle lagen einige Briefe für ihn da. Einer von Chief Franklin.
    An alle Distriktinspektoren:
    Betreff: Anomale Neutroide.
    Unverzüglich mit einer systematischen und gründlichen Untersuchung all der Tiere beginnen, deren Seriennummern in die Bermuda-K-99 Serie, geboren Juni 2234, fallen. Dies im Zusammenhang mit dem Delmont-Prozeß. Alle Tiere dieser Kategorie aufgreifen, einsperren und Normaltests anstellen. Achten Sie besonders auf Intelligenzveränderungen und Abweichungen im Drüsenbereich. Delmont hat nur ein Nicht-Standard-Tier zugegeben, aber es können mehrere sein. Er behauptet, sich nicht mehr an die Seriennummer erinnern zu können.
    Alle Tiere, die nur die kleinste Anomalität aufweisen, zurückbehalten! Müssen sofort dem Zentrallaboratorium zugestellt werden! Standardeinheiten an die Besitzer zurück! Vollständiger Wochenbericht erwartet! C. Franklin
     
    Norris runzelte bei dem letzten Satz die Stirn. In seinem Distrikt wurden ungefähr dreihundert Tiere im Monat verkauft. Seiner Schätzung nach stammten mindestens vierzig davon von der Fabrik auf den Bermudas. Schaffte er das überhaupt in einer Woche? Und dann standen ihm nur elf leere Käfige zur Verfügung. Die restlichen einundvierzig waren von dem herrenlosen Inventar des vorigen Inspektors besetzt. Sie erwartete Vernichtung: Grund der morgendlichen Verstimmung.
    Das Radiophon summte und riß ihn aus seinen trüben Gedanken. Er antwortete sofort, in der Hoffnung, daß es Annes Stimme wäre.
    »Inspektor Norris? Hier ist Doktor Georges. Haben Sie einen Augenblick Zeit? Eine meiner Patientinnen – eine Mrs. Sarah Glubbes rief mich vor ein paar Tagen wegen ihres kranken Babys an. Ich muß ziemlich zerstreut gewesen sein, denn erst als ich dort war, fiel mir ein, daß sie Klasse C ist. Er zögerte. »Das Baby erwies sich als Neutroid. Es liegt im Sterben. Virus Typ achtzehn.«
    »Ja, und?«
    »Nun, sie ist – ziemlich – sonderbar. Erzählte mir die ganze Zeit, wie kompliziert die Geburt gewesen sei und daß sie kein Kind mehr bekommen könnte. Es ist herzzerreißend. Sie glaubt, es wäre ihr eigenes. Verstehen Sie?«
    »Ich denke«, antwortete Norris langsam. »Aber was wollen Sie von mir? Kann man das Neutroid nicht zum Tierarzt schaffen?«
    »Sie besteht auf Krankenhaus. Das schlimmste ist, daß sie weiß, daß die Krankheit mit dem richtigen Medikament geheilt werden kann – bei Menschen. Natürlich macht da kein Krankenhaus mit, noch dazu, wo sie die Behandlung nicht bezahlen kann.«
    »Ich sehe immer noch nicht …?«
    »Ich dachte, daß Sie mir vielleicht bei einem Täuschungsversuch helfen könnten. Es ist ein Tier der K-48 Serie, Lebensdauer fünf Jahre, Wachstumsgrenze drei Jahre. Hätten Sie eines, das niemandem gehört?«
    »Ich glaube, ich habe eins. Sie können es gern haben, Doktor, aber es hat eine andere Seriennummer. Und das wird sie bemerken. Obwohl die Tiere alle ganz gleich aussehen, wird das neue sie auch nicht erkennen.«
    Eine lange Pause folgte, dann ein Seufzer. »Ich versuch’s trotzdem. Kann ich das Tier jetzt abholen?«
    »Ich bin auf Dienstfahrt.«
    »Bitte, Norris. Es ist dringend. Diese Frau verliert noch ihren Verstand, wenn …«
    »Gut! Ich verständige meine Frau. Nehmen Sie sich das K-48 raus und schreiben Sie sich ein! Und hören Sie …«
    »Ja.«
    »Lassen Sie sich ja nicht dabei erwischen, eine Seriennummer zu fälschen.«
    Georges lachte leise. »Werde mich hüten, Norris. Tausend Dank.«
    Sofort bedauerte Norris seine Zustimmung. Es grenzte an Illegalität. Aber auf diese Weise wurde er wenigstens ein Tier los, das später wahrscheinlich umgebracht

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