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Unirdische Visionen

Unirdische Visionen

Titel: Unirdische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Groff Conklin
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werden müßte.
    Er verständigte Anne. Sie war einsilbig, aber nicht ärgerlich. Als er fertig war, sagte sie: »In Ordnung, Terry«, und hängte ein.
    Bis zwölf hatte er die Versandlisten des Großhandels in Wylo City durchgesehen. Nur fünfunddreißig der Bermuda-K-99 vom Juli befanden sich in seinem Distrikt Sie hatten sich, jeweils sieben, auf die fünf Tierhandlungen verteilt, von denen drei in Wylo City waren.
    Nach dem Mittagessen suchte er die Händler auf, gab ihnen die Seriennummern und ließ sie in den Büchern die Namen und Adressen der Käufer nachschauen. Um drei Uhr war die Liste vollständig, und die Sache begann einfacher auszuschauen. Nun mußte er nur noch die fünfunddreißig Tiere einsammeln.
    Und das hieß, einer vernarrten Mutter ihr Baby zu entreißen.
    Anne erwartete ihn an der Tür, als er um sechs heimkam.
    »Um Himmels willen, Liebling, dein Gesicht …«
    Er betastete vorsichtig die Kratzer auf seiner Wange.
    »Habe mich anscheinend gekratzt«, murmelte er.
    Er ging zum Telefon und wählte die Wyloer Zentrale.
    Leiernd antwortete eine mechanische Stimme: »Suchdienst. Wen wünschen Sie?«
    »Sheriff Yates.«
    Der Roboter, der die Arbeitsgewohnheiten jedes Bürgers von Wylo City auf Band hatte, rief verschiedene Nummern an. Beim drittenmal fand er den Sheriff außerdienstlich in einem Billardsaal.
    »Allmählich kriege ich einen Haß auf dieses teuflische Ding. Verfolgt mich schon im Traum«, brummte Yates. »Was ist los, Norris?«
    »Ich brauche drei Haftbefehle wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt – nämlich mich – einmal sogar mit versuchter Körperverletzung. Ich wollte einige Neutroide für eine Inspektion abholen …«
    Yates lachte lauthals ins Telefon.
    »Ist gar nicht so lustig. Ich brauche diese Neutroide dringend. Es hat mit dem Delmont-Prozeß zu tun.«
    Yates hörte augenblicklich auf zu lachen. »Gut, ich werde dafür sorgen.«
    »Muß aber schnell gehen, Sheriff. Können Sie die Haftbefehle noch heute nacht ausstellen lassen und die Viecher in der Frühe holen?«
    »Okay, alter Junge! Wird gemacht, vorausgesetzt, daß wir keine Hubschrauber für die Jagd auf die Mütter brauchen.«
    Sobald er eingehängt hatte, stellte sich Anne neben ihn und sagte: »Setz dich bitte hin!« Sie schmierte ihm eine kühle Salbe auf die brennende Wange.
    »Hast du einen harten Tag hinter dir?« fragte sie.
    »Nicht zu schlimm. Nur bei drei Fällen hat es nicht geklappt. Die anderen zwölf habe ich. Sie sind im Wagen.«
    »Kann ich dir ausladen helfen?«
    Er starrte sie an. Sie lächelte schüchtern. »Terry, es tut mir leid – wegen heute morgen. Ich – weiß, daß du …«
    Norris ergriff sie bei den Schultern und zog sie zu sich heran. »Komm«, sagte er rauh, »laß uns die Neutroide ausladen, bevor ich alle Arbeit vergesse.«
     
    *
     
    Sie gingen zusammen zum Schuppen. Er teilte sich in drei große Räume auf, von denen zwei für die Tiere bestimmt waren. Einer für die empfindlichen humanoiden Kreaturen, der nächste für die weniger hochentwickelten Mutanten, wie die QS-Katzen, FS-Hunde, Zwergbären und fußhohe Lämmer, die sich niemals zu einem Schaf auswuchsen. Der dritte Raum enthielt eine kleine Gaskammer mit einem Förderband, das zu einem Krematoriumsverbrenner führte.
    Norris hielt ihn immer verschlossen, so daß seine Frau seine Ausstattung nicht sehen konnte.
    Die puppenähnlichen Neutroide begannen wild zu schnattern, als sie das Gebäude betraten. Mit affenartiger Beweglichkeit turnten sie an dem Maschendraht.
    Nur in zwei Punkten unterschieden sie sich auffallend von einem Menschenkind: Ein kurzer Biberschwanz, um den sich flauschige Fellocken kringelten und ein dünner, rotblonder Haarschopf, der spitz wie eine Kerzenflamme von ihrem Kopf abstand. Sonst sahen sie ganz wie Kinder aus; mit ihrer zarten, rosa Babyhaut, ihrem Kinderlächeln und ihren engelhaften Gesichtern. Sie waren Neutra und wuchsen niemals über ihre serienmäßig verschiedene Altersgrenze hinaus. Die Altersgrenze war vorbestimmt und reichte – in Menschenjahren gerechnet – von einem bis zu zehn Jahren. Hatte ein Neutroid die Wachstumsgrenze erreicht, blieb er bis zum Tod auf dieser Stufe stehen.
    Noch nie waren Norris die Tiere so aufgeregt vorgekommen.
    Er blieb vor einem Käfig stehen. »Apfelkerne! Wie kommen die denn da hin?«
    Anne wurde rot. »Sie haben mir leid getan. Immer nur dieses klebrige Zeug aus dem mechanischen Fütterer.«
    »Das machst du mir nicht wieder! Die

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