Unirdische Visionen
gleichzeitig an einer Konferenz teilnahm. Ein Fernsehmann besichtigte Studios vom fünfundzwanzigsten bis zum dreißigsten Stockwerk eines Wolkenkratzers, während man ihn gleichzeitig in seinem Büro im zwanzigsten Stock an der Arbeit wähnte. Der Eindringling hatte genügend gelernt, um unverschämt zu werden.
Entwürfe wurden studiert, Gewölbe wurden betreten, Laboratorien untersucht. Walzwerke und Waffenfabriken wurden eingehendst inspiziert. Der technische Leiter einer großen Maschinenfabrik führte einen sehr interessierten Besucher herum und zeigte ihm die Unterlagen.
Auch dem Intelligentesten können Fehler unterlaufen. Harasha Vanash schoß einen Bock, als er ein zu dickes Bündel Geldscheine in einer Bar zückte. Am nächsten Tag wurde er beschattet und als er zurückkam, fand er sich ausgeplündert. Also mußte er seine Spionagetätigkeit vorübergehend einstellen und eine neue Bank ausmachen.
*
Am einundzwanzigsten August war er fertig. Er hatte seine Aufmerksamkeit auf das technisch hochentwickeltste Gebiet der Erde konzentriert und es war unsicher, ob es noch irgendwo etwas Sehenswertes gab. Auf jeden Fall waren die Informationen, die er gesammelt hatte, für die Zwecke der Andromedaner ausreichend. Auf Grund seiner Erfahrungen konnten die Hypnos, die ein zweihundert Planeten umfassendes Imperium beherrschten, sich ohne viel Umstände einen weiteren Planeten einverleiben.
Bei Seegers Tankstelle stieg er aus einem Wagen und bedankte sich höflich bei dem Fahrer, der sich wunderte, daß er wegen eines Fremden einen solchen Umweg gefahren war.
Er trug eine kleine Mappe, vollgestopft mit Skizzen und Notizen unterm Arm, und überflog mit prüfenden Blicken die Landschaft, ob er irgendeine Veränderung wahrnahm. Für jeden, der sich innerhalb seiner Einflußsphäre befand, war er nichts als ein beleibter, wohlhabender Geschäftsmann, der sich die Hügel anschaute. Für den, der sich außerhalb dieses Bereichs befand, wirkte er immer noch genügend menschenähnlich, um nicht auf den ersten Blick aufzufallen.
Aber jeder, der ihn durch ein Teleskop oder ein Fernglas aus höchstens zwei Kilometer Entfernung beobachtete, sah ihn schon so, wie er wirklich war. Ein schemenhaftes Wesen – aber kein Wesen dieser Welt.
Er erreichte den Felsblock und fühlte sich erleichtert, als er den Sender an seinem Platz sah. Er drückte den Schaltknopf.
Das Ergebnis war ein heftiges Puff und eine Wolke Giftgas. Das war ihr Fehler. Sie hatten mit Sicherheit angenommen, es würde ihn für vierundzwanzig Stunden lahmlegen. Aber sein Stoffwechsel war gründlich verschieden und hatte seine eigenen Reaktionen. Er erbrach sich nur und rannte wie der Wind davon.
Vier Männer tauchten hinter einem Felsen auf und schrien Halt. Zehn weitere lösten sich links von ihm vom Boden und zielten auf ihn. Er grinste sie an und zeigte ihnen die Zähne, die er nicht besaß.
Er konnte sie nicht zwingen, sich zu erschießen, aber sie würden das untereinander für ihn erledigen. Er änderte die Richtung, um der Feuerlinie zu entkommen. Die vier warteten zuvorkommend, bis er sie passiert hatte und eröffneten dann das Feuer auf die zehn. Im gleichen Augenblick legten die zehn auf die vier an.
Er hätte in vollkommener Beherrschung der Lage auf einen Felsen steigen können und da warten, bis jeder jeden totgeschossen hätte. Vorausgesetzt, daß sich kein Zerstörungswerkzeug außerhalb seines hypnotischen Einflußbereichs befand. Und er konnte nicht sicher sein, wie weit die Falle reichte.
Plötzlich zuckte er zusammen. Seine Angst war nicht unbegründet. Einen Kilometer entfernt fand nämlich ein vierschrötiger Mann namens Hank, daß erst einen Bürgerkrieg inszenieren und dann auch noch entkommen, des Guten zuviel sei. Hank war von schneller Entschlußkraft und außerdem hatte er ein schweres Maschinengewehr. Er stieß ein nicht wiederholbares Wort aus, brachte sein Gewehr in Anschlag und drückte ab.
Trotz der nicht unerheblichen Entfernung saß die Salve. Harasha Vanash wurde seitwärts gewirbelt, fiel auf den Boden und stand nicht mehr auf. Er war absolut tot.
*
Harrison ging ans Telefon, um die Neuigkeiten mitzuteilen und erfuhr von O’Keefe: »Er ist nicht da. Heute ist sein freier Tag.«
»Wo kann ich ihn dann erreichen?«
»Zu Hause und sonst nirgends. Ich gebe Ihnen die Nummer. Vielleicht meldet er sich, wenn er nicht gerade Babysitter spielt.«
Harrison versuchte es zum zweitenmal und kam durch.
»Sie
Weitere Kostenlose Bücher