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Unirdische Visionen

Unirdische Visionen

Titel: Unirdische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Groff Conklin
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Füttermaschine hat ihren Grund.« Er suchte einen Augenblick nach Worten, um ihr es möglichst schonend beizubringen. Dann platzte er heraus: »Sie fassen zu jedem, der sie füttert, eine Zuneigung, die …«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Wie würdest du dich fühlen, wenn du etwas umbringen mußt, das dich liebt und dir vertraut.«
    »Was hat es mit dem Delmont-Fall auf sich, Terry?«
    »Wie?«
    »Ich habe gehört, wie du ihn am Telefon erwähnt hast. Hat er etwas mit deinem zerkratzten Gesicht zu tun?«
    »Indirekt, ja.«
    »Sag’s mir, Terry!«
    »Nun, Delmont fing als blutiger Anfänger auf der Bermuda-Fabrik zu arbeiten an. Als Evolvotronbearbeiter ist es sein Job, die unbefruchteten Schimpansenova aus dem Eivervielfältiger zu nehmen, sie in die Befruchtungsmaschien zu tun und die Genestruktur mit sub-atomaren Partikeln zu bombardieren. Ist eine ziemlich knifflige Sache. Durch das elektronische Mikroskop wird das Ovum so vergrößert, daß er die einzelnen Proteinmoleküle erkennen kann. Vor sich hat er ein Genemuster, mit dem er das mikroskopische Bild vergleicht. Stell dir sub-atomares Billard vor. Er schießt Alpha-Teilchen in die Genestruktur und trennt sie voneinander, jeweils bis zum richtigen Grad. Und er muß verdammt schnell sein, damit das Ei nicht von einer zu großen Strahlungsdosis vom Verstärker abgetötet wird. Einem geschickten Operator glückt ein Ei von sieben. Aber Delmont hatte über hundert Ova innerhalb einer Woche verdorben. Sie drohten, ihn zu feuern. Wahrscheinlich wurde er ein bißchen hysterisch. Auf jeden Fall meldete er am nächsten Tag einen Erfolg. Es war Schmu. Das Ei war nicht richtig bearbeitet worden. Er hatte etwas bei den Bestimmern des zentralen Nervensystems vermurkst und falsch am Drüsendeterminanten herumlaboriert. Trotzdem ließ er es in den Inkubator, um dem drohenden Hinauswurf zu entgehen oder ihn zumindestens zu verzögern. Er wußte, daß man es vor der Geburt nicht entdecken würde.«
    »Und hinterher wurde es auch nicht entdeckt?«
    »Witzigerweise bekam er davor Angst. Er befürchtete, daß sich ein geisteskrankes Tier entwickeln könnte, das später eine Gefahr für die Umwelt darstellte. So ging er zum Inkubator und schaltete den Hormonzufluß ab.«
    »Wozu das?«
    »So würde es ein Geschlecht entwickeln. Ein Neutroid käme als Weibchen auf die Welt, wenn es nicht pränatale Dosen männlicher Hormone bekäme. Aber die männlichen Hormone hemmen die Entwicklung des Eies, und es wird als Neutrum geboren. Delmont bildete sich ein, ein weibliches Tier würde bemerkt und ausgesondert werden, ohne daß man es noch auf andere Defekte hin untersucht. Und er könnte das Geschlecht auf eine Funktionsstörung der Maschine zurückführen. Er hielt sich für ganz schlau. Das Dumme war nur, daß das Weibchen unbemerkt die Schlußinspektion passierte. Sie sehen alle weiblich aus.«
    »Und wie sind sie jetzt draufgekommen?«
    »Letzten Monat haben sie ihn erwischt, wie er es wieder versucht hat. Niemand weiß, wieviel von der Norm abweichende Kreaturen er wirklich fabriziert hat.«
    Norris hielt ein um sich schlagendes, winselndes Puppending in die Höhe. »Dieser kleine Bursche, zum Beispiel. Kann eine potentielle Sie sein; vielleicht auch eine potentielle Mörderin. All diese Viecher sind von der Maschinenabteilung, in der Delmont arbeitet.«
    Anne gab einen Laut des Protests von sich und nahm das babyhafte Geschöpf in die Arme. Es versuchte, loszukommen und zu beißen, beruhigte sich aber unter ihrem Streicheln. »Kkr-r-reee«, machte es nervös. »Kkr-r-reee!«
    »Sag ihm, daß du kein Mörder bist«, schnurrte Anne zärtlich.
    Norris beobachtete mißbilligend, wie sie es tätschelte. Eines hatte er gelernt: Nicht in Gefühlsduselei zu verfallen. Es war acht Monate alt und schaute wie ein zweijähriges Kind aus – noch ein Jahr bis zu seinem Altersfixum. Und es war »entworfen«, so zärtlich und liebebedürftig wie ein Kind zu sein.
    »Tu es in den Käfig, Anne!« sagte er ruhig.
    Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf.
    »Es gehört doch jemandem. Wenn es sein Zärtlichkeitsbedürfnis auf dich fixiert, beraubst du tatsächlich den Besitzer. Sie können nicht mehrere zugleich lieb haben.«
    »Anne …« Norris fiel es schwer, das Thema zur Sprache zu bringen. »Möchtest – du – eines für dich? Ich kann dir ein besitzerloses überschreiben. Es kostet uns nichts.«
    Störrisch schüttelte sie den Kopf und ihre grünen Augen blitzten auf. »Ich kriege selber

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