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Unirdische Visionen

Unirdische Visionen

Titel: Unirdische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Groff Conklin
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einer Spalte eingeklemmt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht grinst er sie an und hebt seine Hand an die Kehle.
    Vielleicht kann sie in der kurzen Zeit, in der noch Hilfe möglich ist, etwas für ihn tun. Sie stürzt in die Luftschleuse, aber gerade, als ihr das Wasser bis zur Brust reicht, wird Ross’ Körper steif. Sein Mund öffnet sich und erschlafft dann. Weißliche Gallertklumpen steigen aus ihm auf. Sein Körper entspannt sich und wogt mit hängenden Gliedern auf und ab.
    Es schüttelt sie. Sie entleert die Luftschleuse und ruft die Bergungsmannschaft an.
    Der Aufruhr ihrer Gefühle erstaunt und entsetzt sie. Es hat nichts mit Ross zu tun. Ihm kann nichts geschehen. Als Wasser in seine Lungen drang, reagierte sein Körper automatisch. Die Lungen stießen das Schutzgallert aus, er wurde bewußtlos, und der Herzschlag setzte aus. Die Bergungsmannschaft wird in zwanzig Minuten oder weniger zur Stelle sein, aber Ross könnte in diesem Zustand jahrelang verharren. Sobald er aus dem Wasser ist, reabsorbieren seine Lungen das Gallert; wenn sie wieder geklärt sind, nehmen Atmimg und Herzschlag ihre Tätigkeit wieder auf.
    Sie suchte den Schrecken zu verscheuchen; schließlich ist sie nicht gewöhnt, sich so von ihren Stimmungen tyrannisieren zu lassen. »Dio«, ruft es leise in ihr, »Dio«.
    Zu Hause in ihren Räumen steigt sie ins Feuerbad, um ihre düsteren Gedanken loszuwerden. Die gelben, spitzen Flammen züngeln unter schwarzem Rauch auf und beruhigen sich dann zu einem Vorhang stetig brennenden gelb-weißen Feuers. Claire bindet sich ein Isoliertuch um die Haare und, ohne sich die Mühe zu machen, sich auszuziehen, tritt sie in den Feuervorhang. Kühl und liebkosend lecken die Flammen an ihr hoch. Das dünne Gewand knistert und vergeht in einem Funkenregen. Gehäutet wie eine Schlange, neugeboren tritt sie wieder heraus. Vorsichtig bürstet sie die verbrannten Hautflocken ab. Die neue Haut schimmert dunkelrosa. Allmählich verblaßt sie zu einem rosigen Creme. Im Wandspiegel blitzen ihr ihre Augen entgegen. Ihr voller, feingeschwungener Mund leuchtet blutrot.
    Mutwillige Sorglosigkeit überkommt sie. Das Blut pocht in ihren Fingerspitzen. Ihrer Stimmung entsprechend, jagen sich plötzlich rote Lichtknäuel auf der silbernen Decke; spiegeln sich wider im Bronzefries und in der Kristallschnitzerei der Möbel. Mit einem Aufjauchzen breitet Claire die Arme aus und läßt sich in das gelbseidene Bett fallen. Aber der Überschwang ist schnell verflogen. Die Zimmerdecke verdunkelt sich. Mit einem ungeduldigen Murmeln setzt sie sich auf. Ernüchtert geht sie zum Tisch, wo Dios Karte liegt. Es ist die Antwort auf die belanglosen Grüße, die sie ihm von der Reise geschickt hat. Sie lautet schlicht:
    DER PLANER IST ZU HAUSE.
     
    *
     
    In Dios Vestibül empfängt sie derselbe blaugeäderte Marmor. Augenblicklich ist sie verstimmt. Keine Dekoration wird länger als ein Jahr unverändert gelassen. Aber hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein.
    Wenn sie nun nicht fortgegangen wäre? Was dann? Dios Geheimnis hat zehn Jahre Zeit gehabt, hinter verschlossenen Türen zu wachsen. Dunkelheit wartet hinter diesen Türen.
    Mit fast körperlichem Widerwillen stellt sie sich auf die Klingelanlage. Der Schirm erhellt sich. Dasselbe Gesicht, das …
    Er erkennt sie sofort. »Bitte, kommen Sie herein!«
    Der junge Mann erwartet sie. »Mein Name ist Benarra.«
    »Wo ist Dio?«
    »In der Regel werden nur Studenten zu Dio vorgelassen.«
    Sie schaut ihn aufgebracht an. »Ist das als Scherz gemeint? Dio hat mir eine Botschaft gesandt.« Die Karte ist allerdings belanglos genug. Sie zögert.
    »Sie können leicht ein Student werden! Interessieren Sie sich gar nicht dafür? Wir könnten mit einem kleinen Rundgang anfangen!««
    Claire schwankt zwischen Bestürzung und Einwilligung.
    »Was – was haben Sie mit mir vor?«
    Er führt sie durch einen abschüssigen Gang, dunkel und eng. Der Gang mündet in eine hellerleuchtete Halle, durch die er sie in einen Raum führt, in dem nur matte Lichter brennen.
    »Hier beginnt ihre Erziehung!« Sie halten vor einer Gruppe merkwürdiger Wesen; halb Mensch, halb Affe. Die Haut blauschwarz; ein dickes, verfilztes Haargekräusel auf dem Kopf; die winzigen Augen liegen unter weit vorspringenden Brauen in tiefen Höhlen. Die Glieder knorrig wie Zweige und die Bäuche weich und dick. Der größte reicht Claire bis zur Taille.
    »Menschliche Wesen«, bemerkt Benarra.
    Sie wirft ihm einen fast beleidigten

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