Unit Kill
betreiben. Aber wenn es hart auf hart kommt, können wir auch zuschlagen.“
„Dann will ich nichts mehr darüber wissen. Zumindest nicht mehr, als Du mir erzählen magst.“
Als ihre beiden Kinder später lärmend nach Hause kamen, saßen ihre Eltern immer noch auf dem Gartenstuhl und hielten sich fest umschlungen.
Stützpunkt der U-Boot-Flottille 1, Eckernförde, Deutschland
„Hansen, Christian, Korvettenkapitän. Fünf Jahre Dienst auf der Klasse 206A, davon zwei als Kommandant. Insgesamt vier Wochen Einweisung, davon zwei Wochen auf See, in die Klasse 212A. Einsatz im Mittelmeer während der Operation UNIFIL. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder, die jetzt beide in der Schule sind. Hobbies sind Segeln, Skifahren und Laufen. Er ist ziemlich fit und läuft oft auf Stadt-Marathons mit.“
Lüders sah von seiner Akte auf. Junghans hatte interessiert zugehört und nickte zustimmend. „Sehr gut, er hat also echte Einsatzerfahrung, weit weg von zu Hause. Ist mir lieber als ein Kommandant, der seine ganze Dienstzeit in der Ostsee mit dem Warten auf die Russen verbracht hat.“
Lüders lächelte und fuhr fort. „Es geht noch weiter. Eine einjährige Beförderungssperre wegen Befehlsverweigerung und Beleidigung eines Vorgesetzten.“ Junghans runzelte die Stirn, während Lüders fortfuhr. „Der Fall hat damals intern ziemliche Wellen geschlagen, wurde aber nach außen hin von der Marineführung klein gehalten. Hansen wäre in dem einen Jahr sowieso nicht zur Beförderung angestanden. Dieser Vorfall war einer der Gründe, warum meine Wahl auf Hansen gefallen ist. Seine Prioritäten sind zuerst der Auftrag, dann die Mannschaft und das Boot und später, viel später kommen Spinnereien von irrlichternden Admirälen.“
Junghans lächelte nicht. Für ihn war Befehlsverweigerung nicht unbedingt ein Kriterium, jemandem ein so wichtiges Kommando anzuvertrauen. „Um was ging es denn dabei?“, fragte er unbegeistert.
„Bei einer größeren Übung im Skagerak war Admiral Evensen, damals allerdings noch nicht stellvertretender Befehlshaber der Flotte, auf einem der Marineversorger als Beobachter zu Gast. Er hatte es tatsächlich fertig gebracht, seine damalige Gespielin mit an Bord zu nehmen und wollte anscheinend angeben und ihr etwas Spektakuläres zeigen. Ein Notauftauchen eines U-Bootes, dass dann wie ein Lachs zur Laichzeit aus dem Wasser schießt. Ich habe mir damals den Mitschnitt des Funkverkehrs anhören dürfen.“ Lüders lächelte versonnen, als er daran zurück dachte.
„Ich kenne Hansen noch nicht, was gab es denn?“
„Hansen sagte schlicht und einfach: Nein, ich gefährde die Besatzung und das Boot nicht ohne Notwendigkeit. Und er blieb dabei. Als der Admiral angesichts Hansens Standhaftigkeit anfing, mit beleidigenden Kraftausdrücken um sich zu werfen und zuletzt sogar mit vorläufiger Festnahme wegen Befehlsverweigerung drohte, antwortete Hansen einfach nur: Bitte wahren Sie Funkdisziplin.“
Beide Offiziere lachten.
„Und?“
„Den Funkverkehr konnte natürlich der ganze Verband mithören und innerhalb von Minuten wussten alle Besatzungen davon. Hansen wurde auf Befehl des Admirals tatsächlich sofort nach dem Einlaufen festgenommen, aber kurz darauf auf Anweisung des Flottillenchefs, der bei dem Gedanken an den Funkverkehr immer noch grinsen musste, wieder auf freien Fuß gesetzt. Für Hansen gab es augenzwinkernd eine Proforma-Strafe und Evensen, der genau wusste, dass auch er deutlich über das Ziel hinaus geschossen war, ließ die Sache damit auf sich beruhen, zumindest offiziell. Allerdings hat er eine Zeitlang erfolgreich verhindert, dass Hansen ein Kommando auf den neuen Klasse-212A-Booten bekam. Offenbar hat er die Sache mittlerweile tatsächlich abgehakt, denn unabhängig von meiner Auswahl hat er sogar von sich aus Hansen als Kommandanten von U 37 vorgeschlagen.“
„Gibt es außer dem Verweigern von Befehlen noch weitere Gründe für ihre Wahl?“, fragte Junghans und verzog dabei seine Mundwinkel zu einem leichten Grinsen.
„Hansen ist intelligent, kann schnelle Entscheidungen treffen, die meistens auch richtig sind und er ist extrem flexibel. Ich habe selten jemanden gesehen, der sich so schnell geänderten Umständen anpassen kann, wie er. Das ist für mich ganz besonders wichtig, denn solche verdeckten Einsätze, das haben wir bei befreundeten Streitkräften oft genug gesehen, nehmen oft einen ganz anderen Verlauf als geplant. Und Hansen ist einer von der Sorte, für den
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