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Unnatural History

Unnatural History

Titel: Unnatural History Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Green
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Denker, Akademiker, Wissenschaftler, Industriebarone, Philanthropen und Selfmade-Millionäre der einen oder anderen Art drängten sich unter dem gläsernen Dach des Crystal Palace II zusammen.
    Der Bolschewik in ihm wollte sich erheben, um diese Unterdrücker des Bürgerturms zu stürzen. Dieser Teil in ihm verachtete sie über alle Maßen. In seinen Augen waren sie nur so weit gekommen, weil sie ihren Status auf Kosten der unterdrückten Arbeiterklasse genossen. Männer wie diese waren der Fluch seines Lebens, ebenso wie es Ulysses Quicksilver gewesen war. Allardyce rühmte sich selbst als „Normalbürger“, der es vor dem Hintergrund eines bescheidenen Arbeiterstandes – sein Vater war ein Hilfsarbeiter gewesen, der in den Cavorite-Werken in Greenwich geschuftet hatte – zum Inspector der Metropolitan Police, der Londoner Polizei, im Dienste Ihrer Majestät brachte. Er hatte nie einen Nutzen aus irgendwelchen Beziehungen gezogen, um dahin zu gelangen, wo er nun war.
    Würde man allerdings Maurice Allardyce in zwei Hälften schneiden, sähe man die Worte „Royalist“ und „Patriot“ direkt durch seinen Körper hindurch laufen. Und erneut lag es an Allardyce’ Verwurzelung mit der Arbeiterklasse, die in ihm eine glühende Ergebenheit gegenüber dem gekrönten Haupt von Magna Britannia herangezüchtet hatte. Ihm wurde Respekt vor dem Thron von England und allem, wofür dieser stand, beigebracht. Ironischerweise war es genau dieses Haus Hannover, welches sich Vorteile durch die Unterdrückung ganzer Nationen – mittlerweile die meisten des Globus – alleine durch seine Wucht verschaffte. Doch lange bevor er überhaupt zu solchen Überlegungen gelangen konnte, schaltete sich Alladryce’ Logik aus. Er mochte es, die Dinge einfach zu halten – Schwarz und Weiß, Richtig und Falsch – einer der Gründe, warum er Polizist geworden war und ein weiterer Grund, warum er Männer wie Ulysses Quicksilver so sehr geringschätzte.
    Als ein Untergebener Ihrer Majestät und als Polizist war es seine Pflicht, die Queen und ihre Gäste zu beschützen. Auf dieser größten und wichtigsten aller Veranstaltungen war ihm allein die Verantwortung für das Wohl der Monarchin übertragen worden. Wann immer er über diese ehrenvolle Aufgabe nachdachte, platzte er beinahe vor Stolz.
    Ein Stolz, den er soeben verspürte, während er das riesige Innere des Crystal Palace überblickte. Unzählige glitzernde Kronleuchter hingen von der Decke, in denen Tausende entzündeter Kerzen leuchteten. Tischreihen verliefen von einem Ende des Saals zum anderen, dekoriert mit meterlangen Tischläufern, Hunderten von Blumenarrangements, Eisskulpturen und Tausenden von glänzenden Besteck- und Geschirrsets. All das, um die zwölfhundert Gäste bei einem Gala-Dinner zu verköstigen, welches der Höhepunkt eines Tages voller landesweiter Festivitäten, Paraden und Feierlichkeiten war. Alleine in London beinhaltete das einen Flug des royalen Luftschiffes The Empress sowie die Enthüllung der kolossalen Statue Britannia. Dreißig Meter groß, in einer weißen Robe gekleidet, versehen mit den traditionellen Ornaten (einem korinthischen Helm, dem Dreizack und dem Speer) und einer Union-Flag auf dem Hoplon-Schild verewigt, war diese beeindruckende Statue von dem weltberühmten italienischen Bildhauer und Künstler Eduardo Michelangelo entworfen worden.
    Als Allardyce die Positionen der Polizeidrohnen und ihrer menschlichen Kollegen überprüfte, die im Umkreis des palastartigen Speisesaals Stellung bezogen hatten, wurde der Inspector auf einen Tumult zu seiner Rechten aufmerksam. Die Gäste, die dort saßen, drehten sich verwirrt und verärgert um. Fluchend wie der Sohn eines Hilfsarbeiters, beieilte Allerdyce sich, den entgegenkommenden Constabler-Droiden abzufangen. Der schwarze Panzer der Polizeidrohne war speziell für diesen Anlass poliert worden, um ihm das Aussehen eines „Frisch-aus-der-Produktion“-kommenden Apparates zu verleihen.        
    »Was ist hier los, Palmerston?«, verlangte Allardyce zu erfahren.
    »Sind Sie Allardyce?«, fragte ein imposanter, grauhaariger älterer Mann, während er sich an dem Constabler-Droiden vorbeischob. »Es ist zwingend erforderlich, dass ich mit Ihnen spreche, Sir.«
    »Und wer zur Hölle ist das? Wer hat ihn hereingelassen? Was stimmt eigentlich nicht mit euch? Ist eure Babbage-Einheit denn komplett kaputt, ihr nutzlosen Altmetallhaufen?«
    »Ich habe Ihnen eine ernste Warnung zu übermitteln,

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