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Unnatural History

Unnatural History

Titel: Unnatural History Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Green
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Partei laut, ebenso jedoch auch kritisches Gemurmel von der anderen Seite des Hauses.
    »Das wird bedeuten, dass wir mehr polizeiliche Instanzen auf den Straßen haben werden, die effektivere Gewalt ausüben, verschärfte Kontrollen, die unsere Grenzen überwachen und, am allerwichtigsten, ein sicheres Heim für die guten Leute von Britannien. Britannia regiert alles über und unterhalb der Wellen der Meere, die Länder, die Luft. Auch die Welten jenseits der unseren unterwerfen sich dem britischen Kommando. Britanniens Kinder sollten niemals – niemals! – Sklaven sein!«
    Daraufhin war ein großer Jubel in den Bänken der Konservativen ausgebrochen und seine Redegewandtheit hatte sogar die Mitglieder der Opposition ihre Stimmen zur Befürwortung erheben lassen, bevor sie realisierten, dass sie sich von seiner eindrucksvollen Ansprache hatten übertölpeln lassen. Die Zuschauer in der Galerie waren völlig außer Rand und Band, obwohl es einfach nur Worte waren; Worte, die seine politischen Freunde hören wollten.
    Uriah Wormwood hatte noch nie die Macht der Worte unterschätzt. Mithilfe von Armeen, Flotten und Fabriken war es jedem Mann ein Leichtes, die Menschheit zu führen, doch mithilfe von Worten konnte man sich ihrer Gedanken, ihrer Hoffnungen, ihres Verlangens, ja, sogar ihrer ganzen Seele bemächtigen. Die Armeen von Magna Britannia konnten eine ganze Nation in die Knie zwingen! Worte konnten ebenjene Nation dazu bewegen, sich selbst willentlich dem habgierigen Monster Britannien zu ergeben, ohne dass es nötig war, auch nur einen einzigen Schuss abzufeuern. Nein, er hütete sich, die Macht der Worte zu unterschätzen. Wer sie beherrschte, konnte die Welt nach eigenem Ermessen neu formen.
    Das ›Gesetz gegen terroristisches Verhalten‹ – zu welchem Wormwood höchstpersönlich riet – war so gut wie genehmigt, da war er sich sicher. Sobald das House of Commons zugunsten dieses Gesetzes abstimmte, bestand angesichts der derzeitigen Situation keine Chance mehr, dass die Lords später noch einmal wagen würden, es anzufechten. Bei den Edelleuten herrschte natürlich ein berechtigtes Interesse daran, London von Terroranschlägen zu bewahren. Fast alle von ihnen hatten die Nachbeben der Anschläge auf die nationale Wirtschaft zu spüren bekommen, da große Anteile ihres eigenen Vermögens mit den unterschiedlichsten Wirtschaftszweigen im ganzen Land und außerhalb dessen verbunden waren. Je früher die Überlandbahnen wieder geöffnet und fahrtüchtig waren, desto früher würde eine stattliche Anzahl der Lehnsherren es begrüßen, ihr Geld nicht weiter von ihren Konten fließen zu sehen.
    Mit dem neuen Anti-Terror-Gesetz wäre Wormwood in der Position, persönlich den derzeitigen Zustand von Angst und Schrecken auszunutzen. Radikalere Maßnahmen könnten ergriffen werden, wie beispielsweise der Polizei grünes Licht zu geben, jedermann, der auch nur unter dem Verdacht terroristischer Aktivität stand, in Gewahrsam zu nehmen. Dieses Gesetz gäbe ihm die Macht, das Kriegsrecht zu verhängen. Dann würden ihm wahrhaftig alle Mittel, die Magna Britannia zu bieten hatte, zur Verfügung stehen, um das Empire so zu gestalten, wie er es wollte.
     
    Wormwood bahnte sich seinen Weg durch die Führungsetagen zu seinem Büro. Die Angestellten, denen er dabei begegnete, neigten in Achtung ihre Köpfe oder gratulierten ihm zu seinem jüngsten Machtaufstieg. Er stieß die Tür zum Vorzimmer auf, wo seine persönliche Assistentin gerade nervös und nahezu aufgelöst die Papiere auf ihrem Schreibtisch ordnete. Sie war erst seit zwei Wochen für ihn angestellt und hatte noch immer Probleme damit, sich seinen drakonischen Gepflogenheiten anzupassen.
    »Oh Sir, Sie sind zurück. Gott sei Dank.«
    »Um was geht es, Blythe?«, forderte Wormwood sie mit schmalen Augen zum Sprechen auf, das unnatürliche Lächeln verschwand von seinen Lippen. 
    »S–Sie haben einen Gast, Premierminister.«
    »Wo?«
    »Nun, das ist es ja eben … er wartet in Ihrem Büro.«
    Wormwoods Gesicht verzog sich zu einer düsteren Fratze, als er mit großen Schritten auf seinen privaten Raum zuhielt, ohne auf weitere Informationen zu warten.
    »Er sagte, sein Name sei Mr. …« Der Rest des Satzes ging bereits unter, als Wormwood die Tür aufstieß.
    »Guten Tag, Premier«, drang eine Stimme hinter der hohen Lehne des lederbezogenen Stuhles hervor, der vor seinem Schreibtisch stand. »Ich gratuliere zu Ihrer aktuellen Beförderung.«
    »Quicksilver.

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