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Unruhe: Der erste Fall für Kommissar Steen (German Edition)

Unruhe: Der erste Fall für Kommissar Steen (German Edition)

Titel: Unruhe: Der erste Fall für Kommissar Steen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Stein
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war, tot im Hotel gefunden. Aber es gab nichts, was darauf hindeutete, dass er sie umgebracht hatte. Er war Stammkunde bei einem anderen Mädchen, und sie hat ihm ein Alibi gegeben, ist aber kurz darauf verschwunden. Wurde wahrscheinlich weiter in den Westen verschickt. So läuft das eben.«
    »Was machen sie dann in Makedonien?«
    »Sie werden geschlagen und vergewaltigt und dann weiter zu uns geschleust. Abgerichtet. Auf diese Weise haben sich diemeisten mit ihrem Schicksal abgefunden, wenn sie westeuropäischen Männern zu Diensten sein sollen.«
    »Was ist mit Davidi? Gibt es sonst noch etwas über ihn?«
    »Unmittelbar nicht, aber ich habe eine gute Quelle bei der Polizei in Tetovo, die ich noch nicht erreichen konnte. Ich rufe wieder an, sobald ich von ihm gehört habe.«
    Eine einundzwanzigjährige Prostituierte aus Moldawien und ein zweiundvierzigjähriger ausgewiesener Rauschgiftschmuggler. Stanca Gutu. Enver Davidi. Beide tot. Axel ermahnte sich, nicht zu vergessen, auch die Unterlagen zu ihrem Fall anzufordern, zumindest ein Bild von ihr. Es konnte relevant sein, es konnte aber genauso gut ein Fehlschuss sein.
    Er bog in die Griffenfeldsgade ein und parkte den Wagen vor der Nummer dreizehn. Hier begann der Teil der Straße, der wegen seiner vielen somalischen Klubs und Läden unter dem Namen Little Mogadishu bekannt war. Er stieg aus und stand vor einem Kellerladen, in dem drei sehr schwarze und sehr verschleierte somalische Frauen trotz der Kälte bei offener Tür schwatzten. Hargeisa Beauty Parlor. Die Frauen zeigten auf ihn und kicherten, dann schwoll ihr Gequassel, von dem er nichts verstand, wieder an. Er winkte ihnen zu, woraufhin sie wie kleine Schulmädchen in Gelächter ausbrachen.
    Axel ließ den Blick die Fassade hinaufwandern. Die Erinnerungen stellten sich sofort ein. Es war eine seiner ersten Schichten gewesen, kurz nachdem er die Polizeischule abgeschlossen hatte und zur Schutzpolizei gekommen war. Er und sein Partner fuhren Streife in Nørrebro, als die Einsatzzentrale sie über den Anruf eines Mannes informierte, der sich darüber beschwert hatte, dass in der Nachbarwohnung ein Baby schrie. »Ist bestimmt nur ’ne Kolik«, hatte sein Partner gesagt, also waren sie in aller Ruhe dorthin gefahren.
    In der Tür des Hauseingangs, vor dem er jetzt stand, waren sie von einem Mann Mitte sechzig in Unterhemd, Hosenträgern, einer zerschlissenen Hose und mit geröteten Augen empfangen worden. Ein süßlicher Dunst nach Fusel hatte ihn umgeben.

    »Irgendwas stimmt da oben nicht«, hatte er gesagt.
    ›Da oben‹ war eine Zweizimmerwohnung, in der ein junges Paar mit zwei Kindern lebte, einer Fünfjährigen und einem Baby. Das Baby war oben, das konnten sie bis auf die Straße hören. Ein Sommernachmittag, achtundzwanzig Grad, geschlossene Fenster. Sie gingen durchs Treppenhaus, blieben vor der Wohnungstür stehen, und Axel hob den Briefschlitz an. Es roch muffig und nach Babykot. Das Kleine schrie in einem schrillen Ton, der sich ihm direkt in die Hirnrinde bohrte. Als niemand öffnete, sagte sein Partner, der zwei Jahre Erfahrung als Streifenpolizist auf der Straße hatte, sie sollten auf den Schlüsseldienst warten.
    Als der nach einer Viertelstunde kam, hatte das Baby aufgehört zu schreien, es schluchzte nur noch. Sie fanden ein fünf Monate altes Mädchen mit hochrotem und aufgequollenem Gesicht, an dem alle nur erdenklichen Körpersekrete klebten. Ihre Sachen waren von Kot und Urin durchweicht, und Axel, der niemals eine Windel gewechselt hatte, fragte seinen Kollegen, der Vater zweier Kinder war, was sie tun sollten. Er erhielt die Antwort, das Beste sei zu warten, bis der Sozialdienst eine Krankenschwester schickte.
    »Verdammt noch mal, wir können sie doch nicht einfach da liegen lassen, Mann! Du kannst doch Windeln wechseln, oder etwa nicht?«, hatte er gebrüllt.
    »Wenn du ihr die Windel wechseln willst, dann bitteschön, ich werde mich hüten.«
    Axel durchsuchte die Wohnung und fand schließlich ein paar frische Windeln in der Küche. Er nahm einen Waschlappen und eine Küchenrolle, ging zu der Kleinen und wusch ihr das Gesicht ab, gab ihr ein Fläschchen mit Wasser und zog ihr dann die Windel aus. Im selben Moment begann sie wieder zu schreien. Ihr Po war feuerrot, die Haut an mehreren Stellen aufgeplatzt. Oberhalb des Pos entdeckte er einige blaue Flecke. Axel versuchte, den Kot abzuwaschen, aber das Mädchen wand sich vor Schmerzen, und Uniform und Hände bekamen einiges

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