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Unsanft entschlafen

Unsanft entschlafen

Titel: Unsanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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er wollte uns umbringen!«
    »Reg dich nicht auf«, sagte
ich. »Er kann nichts mehr anrichten. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.
Hier, trink das.« Ich reichte ihr das Glas Bourbon.
    Sie nahm zwei oder drei Schluck
und sah dann zu mir hoch. »Ich fühle mich scheußlich«, klagte sie. »Als ob ich
seit drei Monaten nicht mehr gebadet hätte.«
    »Wir haben massenhaft Zeit«,
versicherte ich ihr. »Wenn du ausgetrunken hast, suche ich dir ein Badezimmer,
wo du dich in Ruhe säubern kannst. Ich habe sowieso noch einige Telefonate zu
erledigen.«
    Als sie ihr Glas geleert hatte,
sah sie bedeutend fröhlicher aus, man konnte fast sagen: keck. Ich mußte mir
unbedingt die Whiskysorte merken. Nachdem ich Marie in ein Badezimmer geleitet
hatte, kehrte ich in den Wohnraum zurück, goß mir einen etwas weniger harten
Whisky ein und nahm das Glas mit zu dem Telefontischchen hinüber.
    Ich mußte noch einmal zum
Badezimmer, um Hurlingfords direkte Nummer zu erfragen, die zu dem Apparat auf
seinem Schreibtisch gehörte. Marie schwelgte gerade unter der Dusche, so daß
ich mich nicht weiter mit Erklärungen darüber aufhielt, zu welchem Zweck ich
die Nummer benötigte. Nachdem ich zum Telefon zurückgekehrt war, guckte ich
unter den kleinen Tisch und entdeckte ein Telefonbuch, das mich auch der Sorge
um mein zweites Gespräch enthob.
    Dann nahm ich einen kräftigen
Schluck Whisky, damit mir die Stimme wegblieb, und wählte schnell, bevor die
Wirkung des Alkohols nachließ. Es klingelte und klingelte, erst als ich
auflegen wollte, kam endlich jemand an den Apparat.
    »Büro Mr. Hurlingford«, meldete
sich eine weibliche Stimme, die ich als zu Miss Laine ,
Maries Nachfolgerin, gehörig erkannte. Sie klang jedoch keineswegs mehr so
ruhig wie heute nachmittag gegen fünf.
    »Ich muß ihn sofort sprechen«,
flüsterte ich in die Muschel. »Dringend, es geht um Leben und Tod.«
    »Wie bitte?« fragte sie scharf.
    »Sagen Sie ihm, hier ist Mannie
Karsh, Sie dämliches Weib«, krächzte ich heiser.
    »Ich muß doch sehr bitten!« Sie
knallte den Hörer auf die Schreibtischplatte, daß mir das Trommelfell dröhnte.
    Ich konnte leise Stimmen
unterscheiden, dann nahm jemand den Hörer auf, und die wohlbekannte, arrogante
Stimme klang an mein Ohr. »Hier spricht Francis Hurlingford.«
    »Mannie Karsh«, flüsterte ich
vorsichtig. »Wir sitzen in der Tinte, Freund. Der Schuß ist nach hinten
losgegangen.«
    »Was!« Es folgte ein Augenblick
Schweigen. »Bleiben Sie am Apparat«, sagte er brüsk. Er mußte die Hand über die
Muschel gelegt haben, aber nicht fest genug, so daß ich seine Stimme noch
gedämpft hören konnte. »Gloria, ein streng vertrauliches Gespräch. Würdest du
bitte für ein paar Minuten hinausgehen?... Ach was, Blödsinn. Wer soll dich
denn da draußen schon sehen?«
    Danach dauerte es noch einmal
etwa zehn Sekunden, bis er sich wieder meldete.
    »Sie haben ihn nicht erwischt?«
fauchte er. »Ich dachte, es war alles mit Kestler abgemacht?«
    »Das war’s ja auch«, flüsterte
ich, »aber wir beide sind aufs Kreuz gelegt worden.«
    »Was sagen Sie da?« Ein
klagender Unterton kam in seine Stimme. »Es war doch alles genau vereinbart.
Kestler wollte Sie auf Boyd ansetzen. Was ist denn bloß schiefgelaufen?«
    »Lou hat sich statt dessen mit
Boyd zusammengetan«, krächzte ich. »Dieser gemeine, hinterlistige Hund! Wir
haben einen Vertrag gemacht, und er hat mich übers Ohr gehauen! Ich hatte Boyd
schon vor dem Lauf. Noch zwei Sekunden, und er wäre erledigt gewesen. Da hat
mir Lou von hinten ein Ding verpaßt.«
    »Er hat auf Sie geschossen?«
Hurlingfords Stimme steigerte sich vor Erregung. »Sind Sie gefährlich
verletzt?«
    »Ziemlich«, flüsterte ich
jämmerlich. »Es hat eine Stunde gedauert, bis ich mich ins Haus geschleppt
hatte.«
    »Was ist mit Kestler?« fauchte
er. »Hat er den Verstand verloren?«
    »Lou dachte, daß er mich mit
diesem Schuß erledigt hatte«, sagte ich langsam. »Ich hab’ auch so getan, als
ob ich wirklich tot wäre und den beiden zugehört. Dieser dreckige Boyd hat
alles ausgeheckt.«
    »Was ausgeheckt?« Die Angst in
Frankies Stimme war fast mitleiderregend. »Um Himmels willen, Karsh, reden
Sie!«
    »Vor zwei Jahren haben Sie mir
aufgetragen, Eva Mandells Leiche wegzuschaffen«,
sagte ich leise, »und seither habe ich Sie erpreßt. Daher engagierten Sie Boyd,
um mich unter Druck zu setzen. Als er jedoch zu viel herausfand, baten Sie
mich, ihn zu liquidieren. Das hat nicht

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