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Unsanft entschlafen

Unsanft entschlafen

Titel: Unsanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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eine Kugel in den Hinterkopf gejagt,
und die Sache mit dem Vertrag stimmte. Später hab’ ich dann die Waffe von den
Fingerabdrücken gereinigt und gleich hinter dem Geräteschuppen vergraben, damit
sich die Polizei beim Suchen nicht zu sehr anstrengen muß.«
    »Daher spielt es keine Rolle,
ob jetzt nur noch ein Skelett vorhanden ist oder nicht«, sagte ich langsam.
»Die Kugel ist bestimmt noch da, und sie paßt in die Waffe. Nicht einmal ein
Hurlingford könnte eine plausible Erklärung dafür geben, warum sich auf seinem
Grundstück eine Leiche mit einer Kugel im Kopf befindet, noch dazu einer Kugel,
die aus einer hinter seinem Geräteschuppen vergrabenen Waffe stammt.«
    »Buddeln Sie weiter«, herrschte
er mich an. »Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.«
    Während der folgenden zehn
Minuten grub ich schweigend, bis Mannie grunzte: »Ich mache mal einen Rundgang,
ob alles in Ordnung ist.«
    »Okay«, erwiderte ich. »Sie
könnten auch nach Marie gucken. Sie wird da so allein in dem Wagen schon
Gespenster sehen.«
    »Ja«, sagte er, »mache ich.
Womöglich fängt sie sonst noch an zu schreien. In einer Nacht wie dieser würde
man das kilometerweit hören.«
    Ich gab ihm dreißig Sekunden
Vorsprung. Dann ließ ich den Spaten fallen und schlich mich zum Geräteschuppen
zurück. Die Tür stand noch offen, so daß ich mir wegen des Quietschens keine
Sorgen zu machen brauchte, aber drinnen war es stockfinster, und ich wagte
nicht, ein Streichholz anzuzünden. Während ich umhertastete, stieß ich mir
schmerzhaft die Schienbeine an harten Gegenständen und schickte Stoßgebete gen
Himmel, daß nur nichts ins Rutschen kam.
    Ein massiver Schraubstock
bohrte sich mir heftig in die Magengrube, so daß ich abrupt stehenblieb. Einen
Augenblick später sanken meine Hände auf die Arbeitsfläche einer Werkbank
nieder. Ich tappte fieberhaft darauf herum, bis meine rechte Hand gegen kaltes
Metall stieß. Mit Hilfe beider Hände vergewisserte ich mich, daß ich offenbar
einen Schraubenschlüssel gefunden hatte. Der mußte genügen — mir blieb nicht
mehr viel Zeit.
    Ich tastete mich wieder zur Tür
und eilte dann so schnell es ging zu dem halb ausgehobenen Grab zurück. Von
Karsh war noch nichts zu entdecken. Ich betrachtete zum erstenmal meine Beute
und sah, daß es tatsächlich ein handlicher Schraubenschlüssel von vertrauenerweckendem
Gewicht und einer Länge von etwa vierzig Zentimetern war. Der einzige Platz,
ihn zu verstecken, war mein Hosenbund. Das Gewicht ließ zwar die Hosen etwas
rutschen, aber in der Dunkelheit und mit dem darüber geknöpften Mantel fiel das
hoffentlich nicht auf.
    Nach weiteren zwanzig
Spatenstichen legte ich eine Zigarettenpause ein, die meinen angespannten
Nerven äußerst wohltat. Aus der Richtung des Geräteschuppens hörte ich ein
leise raschelndes Geräusch, das langsam lauter wurde, und dann sah ich durch
die Zweige hindurch zwei Gestalten, die sich mir näherten.
    »Hallo, Danny«, sagte Marie
atemlos, als sie vor mir stand. »Mr. Karsh dachte, daß es doch besser wäre,
wenn ich mit ihm käme, statt ganz allein im Wagen zu bleiben.« Sie lachte etwas
hysterisch. »Was machst du denn da? Gräbst du nach einem Schatz?«
    »So könnte man es auch nennen«,
grinste ich in die Dunkelheit. »Alles in Ordnung, Mannie?«
    »Bestens«, flüsterte er.
    Einen Augenblick später traf
mich der Strahl der Taschenlampe blendend ins Gesicht, glitt weiter zur Erde
und wanderte dann in dem Loch umher, das ich ausgehoben hatte.
    »Ich glaube, ich muß mindestens
noch einen halben Meter graben«, sagte ich. »Das Loch ist jetzt höchstens
sechzig Zentimeter tief.«
    »Ich habe eine gute Nachricht
für Sie, Freund«, sagte Mannie. »Es ist schon tief genug.«
    »Das verstehe ich nicht«,
erwiderte ich.
    Es folgte ein scharrendes
Geräusch, und Marie schrie dünn auf, als sie in die Grube stürzte und mit
Händen und Füßen in dem nassen, weichen Schmutz landete.
    »Was soll denn...«, begann ich,
führte meinen Satz jedoch nicht zu Ende.
    Mannie hielt seine rechte Hand
in den Lichtkegel der Taschenlampe, so daß ich die gedrungene Magnum zwischen
seinen dicken Fingern sehen konnte.
    »Ich will die dreitausend
Piepen, Freund«, sagte er. »Werfen Sie mir den Umschlag zu.«
    Der Lichtstrahl senkte sich und
beleuchtete Maries Gesicht, das starr vor Entsetzen aus der Grube emporblickte.
    »Sagen Sie Ihrer Freundin, wenn
sie rauszuklettern versucht, bekommen Sie eins verpaßt«, flüsterte Mannie
unbewegt. Der

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