Unsanft entschlafen
geklappt. Statt dessen habe ich eine
Kugel abgekriegt. Sie sind Eva Mandells Mörder. Das
haben die beiden genau ausgeknobelt. Und Sie müssen jetzt die Rechnung zahlen.«
»Wie, zum Teufel, meinen Sie
das?« rief er.
»Als die beiden gingen, wollten
sie direkt in die Stadt zurück«, flüsterte ich. »In Lous Wohnung über dieser
Bar auf der West Side...«
»Die kenne ich«, unterbrach er
mich. »Weiter!«
»Anschließend wollten sie zu
Ihnen«, fuhr ich fort. »Boyd hatte sich schon genau ausgedacht, was sie der
Polizei erzählen würden.«
»Was?« flehte er drängend.
»Mich hielten die beiden ja für
tot. Daher wollten sie der Polizei sagen, daß ich ihnen noch vor meinem Tod
alles über Eva Mandell und die Erpressung und meinen Auftrag, Boyd umzulegen,
verraten hätte. Daraufhin wäre Boyd zu Ihnen gegangen, um Sie zur Rede zu
stellen, bevor er die Polizei benachrichtigte. Sie hätten jedoch sofort zur Waffe
gegriffen, so daß ihm nichts übriggeblieben sei, als in Notwehr zu schießen.
Unglücklicherweise sei der Schuß tödlich gewesen.«
»Sie meinen, die beiden sind
schon auf dem Weg, um mich zu erledigen?« Er konnte das Zittern in seiner
Stimme nicht unterdrücken.
»Nicht beide — nur Boyd«, sagte
ich. »Aber wenn Sie sich beeilen, haben Sie noch eine Chance, die beiden zu
schlagen.«
»Wie?« fragte er eifrig.
»Boyd zählt nicht«, krächzte
ich. »Den interessiert nichts als Geld, und im Augenblick bietet ihm Lou am
meisten. Lou ist der wirklich gefährliche Mann, er hat uns beide aufs Kreuz
gelegt.«
»Dieser widerliche Erpresser«,
stieß Hurlingford hervor. »Wenn ich an das Geld denke, das ich ihm in den letzten
beiden Jahren gezahlt habe. Was meinten Sie damit, daß ich noch eine Chance
hätte?«
»Haben Sie eine Waffe?«
»Natürlich.«
»Dann warten Sie nicht, bis
Boyd Sie erwischt«, sagte ich scharf. »Fahren Sie zu Lou und machen Sie ihn
fertig.«
»Sie können mir glauben, daß es
mich in den Fingern juckt«, erwiderte er nach kurzem Zögern. »Aber was würde
mir das helfen?«
»Hören Sie, Mann!« Ich brauchte
mich gar nicht mehr anzustrengen, meiner Stimme Mannies müden Tonfall zu geben. Mittlerweile flüsterte ich schon so lange, daß es mir
zweifelhaft schien, ob ich jemals wieder normal würde sprechen können. »Ich
habe eine Kugel im Rücken«, sagte ich mit ersterbender Stimme. »Ich mach’s
nicht mehr lange, aber noch lange genug. Sie fahren sofort zu Lou und zahlen’s ihm heim. Anschließend verstecken Sie sich in
einem Hotel oder sonstwo . In einer Stunde rufe ich
die Polizei an und sage, daß ich Lou umgelegt habe, daß er mir aber vorher noch
eine Kugel ins Kreuz gejagt hat. Wenn sie mich abholen kommen, müssen sie einen
Leichenwagen mitbringen.«
»Warum sollten Sie auf einmal
so heroisch sein, Karsh?« fragte er argwöhnisch. »Das liegt doch gar nicht in
Ihrer Art.«
»Sie rechnen mit Lou ab, und
ich stehe dafür gerade. Damit sind Sie aus dem Schneider. Geht das nicht in
Ihren dicken Kopf, Hurlingford?« fauchte ich. »Niemand kann Ihnen was wollen.
Ich mache Ihnen das Angebot, weil Lou mich reingelegt hat und weil ich langsam,
aber sicher sterbe. Meine Beine kann ich schon nicht mehr bewegen — sie sind
gelähmt. Ich hab’ nur noch den einen Wunsch, daß Lou nicht ungeschoren
davonkommt. Und Sie sind der einzige, der dafür sorgen kann.«
»Na gut«, sagte er schnell.
»Ich mache es. Glauben Sie sicher, daß Sie in einer Stunde noch telefonieren
können, Karsh? Sie werden mir doch nicht vorher wegsterben?«
»Ich werde länger leben als
Lou«, sagte ich rauh , »da können Sie ganz beruhigt
sein.«
»Okay«, sagte er gepreßt. »Ich
fahre jetzt los. Viel Glück, Mannie.«
»Danke, gleichfalls«, erwiderte
ich und legte auf.
Ich blätterte im Telefonbuch
von Manhattan und fand die Nummer von Mike's Place. Es meldete sich eine träge Stimme, und ich verlangte Lou Kestler zu
sprechen.
»Warum rufen Sie ihn denn nicht
unter seiner Privatnummer an?« klagte die Stimme. »Ihr Burschen belästigt mich
die ganze Zeit. Ist es denn wirklich so schwer, sich eine so einfache Nummer zu
merken wie...«
Glück muß der Mensch haben. Ich
wählte die neue Nummer, und diesmal meldete sich eine schrille weibliche
Stimme.
»Hier ist Mannie, Pearl«,
flüsterte ich. »Hol Lou schnell an den Apparat, es ist brandeilig.«
»Okay, Mannie.« Sie lachte
scheppernd, und ich konnte mir vorstellen, wie sie ihr rückwärtiges Dekolleté
in betrunkenem Stolz zur Schau
Weitere Kostenlose Bücher