Unsanft entschlafen
Lichtstrahl huschte wieder aufwärts und richtete sich direkt auf
mich. »Die dreitausend Piepen«, wiederholte er kalt.
Ich zog den Umschlag aus der
Tasche und warf ihn zu ihm hinüber. »Was soll das eigentlich?« fragte ich
heiser. »Sind Sie übergeschnappt?«
»Lou sagt, daß Sie nach Geld
verrückt sind«, flüsterte er. »Er hatte recht. Ich brauchte Ihnen nur die
dreitausend unter die Nase zu halten, und schon gingen Sie in die Falle,
stimmt’s?«
»Wir haben ein Geschäft
gemacht«, erwiderte ich verdrossen. »Wer hat denn da so plötzlich
zwischengefunkt?«
»Sie selber«, fauchte er. »Weil
Sie Ihre dreckige Nase reingesteckt haben, ist Lous bequemste Einnahmequelle
versiegt. Fünftausend Eier jeden Monat, und Hurlingford war ein pünktlicher
Zahler. Da mußte der Kerl die Nerven verlieren und ausgerechnet Sie anheuern.
Der Mord an dieser Shaw war dann der Gipfel der Dummheit. Jetzt kann Lou nur
noch reinen Tisch machen und der Polizei die Arbeit erleichtern.«
»Ich weiß noch immer nicht,
wovon Sie eigentlich reden«, knurrte ich.
»Sie wissen zuviel, Freund«,
sagte er. »Und würden bei der erstbesten Gelegenheit zur Polizei rennen. Daher
haben wir uns eine bessere Lösung ausgedacht. Etwa einen Meter zwanzig tief
ruht die Dame Mandell. Sechzig Zentimeter darüber ruhen Sie. Ich werde
absichtlich den Eindruck erwecken, als sei hier jemand in größter Eile am Werk
gewesen und habe das Loch nicht richtig zuschaufeln können. Wie ich schon
sagte, wir präsentieren der Polizei den Fall auf einem silbernen Tablett. Der
Verdacht muß auf Hurlingford fallen, und wenn er auch noch mit derselben Waffe
Selbstmord begeht, mit der Sie umgelegt wurden, ist der letzte Beweis
erbracht.«
»Glauben Sie wirklich, daß er
sich genau im richtigen Moment umbringen wird? Vielleicht, weil Sie ihn
besonders nett darum bitten?«
»Er ist in der gleichen Lage
wie Sie, Freund«, sagte Mannie beiläufig. »Es wird ihm nichts anderes
übrigbleiben. Steigen Sie zu Ihrer Freundin in die Grube.«
Ich sprang in das feuchte Loch
und wartete.
»Es tut mir leid wegen der
Dame«, sagte er. »Es war ihr Pech, daß sie gerade heute
abend bei Ihnen war. Sagen Sie ihr, sie solle sich mit dem Gesicht nach
unten hinlegen, und dann legen Sie sich daneben.«
»Ich will nicht!« schluchzte
Marie hysterisch. »Ich will nicht, ich will nicht! Danny, rette mich, bring
mich hier raus! Ich hab’ doch nichts getan. Ich hab’ den Mann noch nie
gesehen.«
»Sagen Sie ihr, daß ich auch
ungemütlich werden kann«, flüsterte Mannie. »Über die Art und Weise, wie ich
meine Aufträge erledige, nehme ich keine Anweisungen entgegen — auch nicht von
Lou. Also bringen Sie das Mädchen dazu, sich hinzulegen, sonst geht es ihr
schlecht.«
Ich packte Maries Schultern und
zwang sie sanft zu Boden, während sie sich erfolglos meinem Griff zu entwinden
versuchte und unaufhörlich eintönige Klagelaute von sich gab.
»Mach, was er sagt«, zischte
ich ihr ins Ohr. »Hörst du mich, Marie? Du mußt mir vertrauen, mehr brauchst du
nicht.« Ich rüttelte sie so heftig an den Schultern, daß ihr Kopf hilflos hin
und her pendelte. Dann verstummte sie plötzlich.
»Gut«, sagte ich beruhigend.
»Leg dich jetzt hin und stütz dein Gesicht auf die Arme. Keine Angst.«
»Die Damen werden Sie ja schwer
vermissen, Freund.« Karsh keuchte pfeifend aus der Brust.
Ich beugte mich über Marie,
während sie sich in der Grube ausstreckte, so daß Karsh von seinem Standort aus
nur meinen Rücken sehen konnte. Dann öffnete ich meinen Mantel und zog den
Schraubenschlüssel aus dem Hosenbund.
Marie lag, wie ich ihr gesagt
hatte, das Gesicht in den Armen vergraben, bäuchlings in der Grube.
»Das haben Sie ja prima
hingekriegt, Freund«, sagte Mannie. »Jetzt sind Sie dran.«
»Ja«, sagte ich und richtete
mich langsam auf. »Nur noch eine Frage, bevor Sie abdrücken.«
»Machen Sie es kurz, Freund«,
sagte er gepreßt. »Ich hab’ noch allerhand zu tun.«
»Sie haben eine Person
vergessen«, sagte ich im Plauderton. »Den Mann, der an jenem Morgen die
Abmachung zwischen Hurlingford und Lou belauscht hat.«
»Den haben wir nicht
vergessen!« Er kicherte leise. »Er war so eingeschüchtert, daß er zwei Jahre
lang den Mund nicht aufgemacht hat. Bis Sie dann kamen und ihn weich redeten.
Was wird der wohl tun, wenn er erfährt, wie es dem großen, superschlauen
Privatdetektiv ergangen ist?«
»Ich nehme an, er wird...«
Dann machte ich die einzige
Bewegung,
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