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Unsanft entschlafen

Unsanft entschlafen

Titel: Unsanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Aber ich weiß, daß diese Tote, falls
sie existiert, nicht Eva Mandell ist.«
    »Glauben Sie wirklich, daß ein
Mann wie Hurlingford einem Erpresser zwei Jahre lang monatlich fünftausend
Dollar zahlt, wenn er nicht einmal sicher ist, wer dort begraben liegt?« fragte
ich ungläubig.
    »Was weiß ich von Hurlingford«,
brummte er.
    »Halten Sie es für möglich, daß
sich zwei alte Profis wie Kestler und Mannie Karsh in der Identität einer
Leiche irren, die ihnen eine so wunderbare Gelegenheit zu Erpressungen bietet?«
    Lorraines Finger führten meine
Hand drängend weiter, so daß sie ihre rechte Brust umschloß. Sie blickte mich
mit halb geöffnetem Mund und feuchten Augen an.
    »Roger ist sehr müde, Mr.
Boyd«, sagte sie mit belegter Stimme. »Ich halte es für unklug, jetzt noch
weiter zu reden.« Sie preßte meine Hand fest gegen die üppige Rundung und
schloß die Augen in Ekstase. »Ich... ich bringe Sie hinaus«, sagte sie heiser.
    »Warte einen Augenblick«, rief
Lowell ärgerlich. »Wir sind noch nicht fertig. Glauben Sie, ich sei ein Lügner,
Boyd?«
    »Vielleicht nicht wissentlich«,
erwiderte ich.
    »Ich habe geschworen, dies mein
Leben lang niemandem zu erzählen«, sagte er leise. »Aber was spielt das jetzt
noch für eine Rolle? Ich war mit Irene Mandell verlobt, das wissen Sie ja. Ich
liebte sie tief und aufrichtig, Boyd. Dann erschien ihre Schwester Eva, und ich
verlor den Verstand. Es war wie Hexerei, als ob sie mich verzaubert hätte. Mich
interessierte nichts, außer in ihrer Nähe zu sein.«
    Ich befreite meine Hand aus
Lorraines Griff und stand auf. »Das ist auch schon anderen passiert«, sagte ich
gleichmütig.
    Er schien mich nicht zu hören.
»Auf jener schrecklichen Party«, sagte er gepreßt, »provozierte Irene sie durch
ihre Spöttelei zu trinken. Ich konnte es Irene nicht verübeln, daß sie ihre
Schwester haßte. Eva hatte mich ihr bewußt abspenstig gemacht. Dann...«
    »Irene kannte Hurlingfords
Veranlagung zur Brutalität, besonders Frauen gegenüber«, unterbrach ich ihn.
»Sie redete ihm ein, Eva habe die gleiche Neigung, und erregte damit seinen
Sadismus bis zu einem Grad, da ihn nichts mehr aufhalten konnte.«
    »Das war der Punkt, an dem ich
Eva gegenüber versagt habe«, flüsterte Lowell. »Ich sah, wie Hurlingford sie
hochhob und aus dem Zimmer trug. Ich wollte ihn aufhalten, aber Kestler und
sein Schläger traten mir in den Weg, und ich hatte nicht den Mut, gegen sie
anzugehen. Deswegen haßt Eva mich auch so. Ich hatte ihr gesagt, daß ich
verrückt nach ihr sei, daß ich sterben würde, falls sie mich nicht heirate. Und
dann habe ich dabeigestanden und zugeschaut, als ein Vieh wie Hurlingford sie
mit Gewalt nahm.«
    »Roger«, murmelte Lorraine
kehlig, »mein armer Liebling. Du mußt nicht mehr darüber reden. Es regt dich zu
sehr auf.«
    »Nein.« Er schüttelte
entschlossen den Kopf. »Ich habe das alles zu lange in mich hineingefressen.
Vielleicht ist jetzt der Augenblick der Wahrheit.«
    Ich steckte mir eine Zigarette
an und beobachtete, wie die Empfindungen auf seinem Gesicht wechselten.
    »Der Grund für meine Gewißheit,
daß Eva nicht in Oyster Bay begraben sein kann«,
sagte er leise, »besteht darin, daß ich in dem Augenblick, bevor die Säure mein
Gesicht traf, die Person sah, die aus dem Schatten trat und damit auf mich
zielte.«
    »Eva?« fragte ich bestürzt.
    »Ja, Eva!« sagte er heftig.
»Und sogar in diesem ersten Moment unvorstellbaren Schmerzes konnte ich
verstehen, warum sie es getan hatte — und sie bemitleiden. Nicht aus
irgendeinem edlen Gefühl christlicher Nächstenliebe, verstehen Sie, Boyd?
Sondern aus der Tiefe meiner Selbstverachtung. Ich haßte mich genauso, wie sie
mich haßte. Daher konnte ich die Abscheulichkeit ihrer Rache verstehen.«
    »Ich glaube«, sagte Lorraine
unbehaglich, »wir könnten alle einen Drink vertragen.« Sie erhob sich von der
Couch und ging zur Bar hinüber, aber diesmal ließ mich ihre Kehrseite völlig
unberührt.
    »Sie können sich nicht geirrt
haben?« fragte ich Lowell. »Es war dunkel, sie trat aus dem Schatten. Sie
können nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit gehabt haben, ehe die Säure Ihr
Gesicht erreichte.«
    »Ich habe mich nicht geirrt.«
    »Was trug sie denn?«
    »Einen Regenmantel, glaube ich.
Ich kann mich wirklich nicht erinnern.«
    »Sie haben sie also nicht an
der Kleidung erkannt?«
    »Ihr schwarzes Haar — ich hatte
sie immer >den dunklen Engel< genannt — und die beiden

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