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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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hypnotisiert starrte sie das Telefon in ihren Händen an. Sie sah mitgenommen aus. Geradezu verstört.
    Die Unterhaltung erstarb umgehend. Ben, der sich bereits eine Antwort auf Alices Frage zurecht gelegt hatte, klappte seinen Mund wieder zu und schluckte die Worte hinunter.
    „Was ist los?“ Alice musterte Emma besorgt.
    Keine Reaktion.
    „Emma? Wer war am Telefon?“, versuchte es Ben etwas eindringlicher als seine Mutter.
    Keine Regung.
    „Emma?“ Alice sass Emma am nächsten. Sie legte das Messer weg und schloss ihre Finger um Emmas Handgelenke. Die schlichte Berührung holte Emma aus ihren Gedanken zurück.
    Die Augen immer noch auf das Telefon geheftet, sagte sie kaum hörbar: „Rosaria.“
    Endlich schaute Emma auf. Ihre Augen wanderten von einem Gesicht zum anderen.
    „Martin. Er ist tot.“
     
     

Strang 1 / Kapitel 30
     
    Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Emmas Auftraggeber. Tod. Wer auch immer er gewesen war, er war der einzige gewesen, der vielleicht hätte Antworten liefern können. Aber das Schicksal hatte offensichtlich andere Pläne.
    Alice gab Emmas Handgelenke frei und liess sich auf den Stuhl zurückfallen.
    Betretenes Schweigen erfüllte den Raum.
    Emma fand als erste die Sprache wieder. Sie versuchte einer spontanen Eingebung Ausdruck zu verleihen. Wenn auch nur sehr zögerlich. „Heisst das“, sie holte tief Luft, dachte noch einmal kurz nach und begann dann von neuem. „Wäre es möglich…“ Der Satz blieb erneut unbeendet.
    Noch einmal.
    „Könnte das bedeuten“, sie wagte kaum daran zu denken, geschweige denn, es auszusprechen, „dass es vorbei ist?“
    Niemand sagte etwas.
    Das war Antwort genug.
    Nein. Wahrscheinlich nicht.
    Emma konnte keinen klaren Gedanken fassen. Zu viele Wenns und Abers rotierten in ihrem Kopf.
    Aber eins schien klar: Auch wenn Martin das Zeitliche gesegnet hatte, einer war noch im Spiel.
    Da tauchte auf einmal ein Bild in ihrer Erinnerung auf.
    Joschua. Ihr Exfreund. Emma wurde erneut übel. „Er hat ihn umgebracht“, flüsterte sie. Oder hatte er noch gelebt? Hatte er nicht ihren Namen geflüstert? Hätte sie ihm helfen können? Könnte er vielleicht sogar jetzt noch leben? Aber Emma machte sich nichts vor. Sie kannte die Antworten mit absoluter Sicherheit. Joschua war tot und sie hätte nichts für ihn tun können.
    „Wen? Martin? Ich dachte, er wäre an einem Herzinfarkt gestorben?“ Stirnrunzelnd musterte Alice Emma.
    Emma sah auf. „Nein, nicht Martin. Joschua.“ Ihr schnürte der Gedanke die Kehle zu. „Er hat mich gestern mit Joschuas Hilferuf in die Falle gelockt.“
    „Dein Freund? Bist du sicher?“, hakte Ben nach.
    „Aber natürlich bin ich das. Ich habe ihn doch gesehen! Wie er unter dem Felsvorsprung hinter dem Wasserfall lag. Er war entsetzlich zugerichtet gewesen.“ Emmas Beine drohten nachzugeben. Sie stützte sich am Tisch ab.
    Emma so zu sehen, versetzte Ben einen Stich. Eine unbändige Wut kochte in ihm hoch und drohte überzuschwappen. „Es reicht. Zuerst verwickelt dieser Mistkerl uns in missliche Situationen, jetzt holt er sich schon Menschen, die jemandem von uns nahe stehen. Ich habe die Schnauze voll. Was zu viel ist, ist zu viel.“ Er schlug mit der Faust auf den Tisch, zwang sich aber sogleich zur Ruhe. „Du brauchst eine Pause. Wir alle. Ablenkung muss her, sonst werden wir hier noch verrückt.“
    „Was hast du vor?“ Alice wirkte misstrauisch.
    „Wir werden jetzt einen kleinen Ausflug machen.“ An Emma gewandt fügte Ben an: „Wie stehst du zu Wasserfällen nach deinem gestrigen Erlebnis?“
    „Solange ich nicht hineinspringen muss…“ Auch Emma war eher zurückhaltend.
    „Musst du nicht. Nur ansehen. Und glaube mir, es wird dir gefallen. Sie sind sehr beeindruckend.“
    „Ben, hältst du das wirklich für eine gute Idee? Wir wissen noch immer nicht, womit wir es zu tun haben. Die Attacken kamen immer ziemlich unvorbereitet. Vielleicht sollten wir uns einfach zusammenreissen, Emmas Idee weiter folgen und die freudigen Dinge des Lebens auf nachher verschieben. Ausserdem müssen wir Kevin melden, was gestern geschehen ist und ihm von Joschuas Verschwinden berichten.“
    „Kevin wird nichts finden, das auf ein Verbrechen an Joschua hinweist. Dafür ist dieses Monster zu gut. Das wissen wir bereits. Ausserdem wird man eine plausible Erklärung finden, weshalb man ihn derzeit nicht erreichen kann. Wie immer. Irgendjemandem erzählen, was Emma gesehen hat ohne einen Beweis in der Hand zu haben,

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