Unscheinbar
ab.“
Dieses Grinsen. Dieses fiese, sexy Grinsen.
Emma liess sich nur zu gerne anstecken. „Nein, nein, ich bin schuldenfrei. Ich habe mich lediglich getäuscht, was die Werbung anbelangt.“
Er verstand kein Wort und so sah er auch aus.
„Das, was du da bietest, ist mehr Kino als Werbung. Eher James Bond als Drei Wetter Taft.“
„Ach ja? Filmreif? Und warum gerade James Bond? Bei der Wahl dieses Ortes habe ich eher an deine Aussage mit Sherlock Holmes zurückgedacht, weniger an James Bond. Obwohl natürlich auch er in der Schweiz war.“
„Augenblick, darauf komme ich gleich noch zurück. James Bond zwingt die härtesten Frauen in die Knie und küsst sie schwach. Ich bin nicht gerade zusammengebrochen, aber die Knutscherei hast du definitiv geübt und perfektioniert.“
„Meinst du?“
„Spürt man.“
„Warum unterstellst du mir das ständig?“ Er wirkte nicht wirklich verärgert. Eher resigniert. Ben liess Emma los. Er steckte die Hände in die Tasche und schlenderte davon. Nicht aber ohne ihr zu bedeuten ihm zu folgen.
Emma gesellte sich zu ihm. Zusammen spazierten sie den Weg entlang, dorthin, wo sich noch weitere Menschen tummelten. Einige davon kamen ihnen entgegen, die meisten gingen Ben und Emma aber eher voran. Sie kamen von der Station einer beeindruckenden Zahnradbahn, die vom Tal auf den Berg führte, und steuerten nun alle dasselbe Ziel an. Den Wasserfall, wie Emma anhand verschiedener Indizien, wie Wegweiser und dem, was sie zuvor auf dem Motorrad gesehen hatte, vermutete.
Neugierig geworden, ob Ben vielleicht endlich etwas preisgab, nahm sie den Faden der Unterhaltung wieder auf. „Es ist nicht einfach, anders über dich zu denken, wenn man Sprüche hört wie ‚früher oder später wird jede schwach‘.“
„So spricht man über mich? Heute noch? Ich muss nicht raten, wer das gesagt hat, ich denke ich weiss es. Aber dass das so hängen geblieben ist, ist erstaunlich.“
„Hängen geblieben? Du weisst aber schon, dass du jetzt mit der Sprache rausrücken musst, oder?“
„Schätze schon. Es ist ja auch nicht besonders wild. Ich war noch jung. Wir waren noch jung.“
„Wir?“
„Kevin und ich.“
„Kevin? Ich dachte, ihr könnt euch nicht ausstehen?“
„Können wir auch nicht. Das ist es ja.“
„Die Spannung steigt ins Unermessliche.“
Er grinste sie über die Schulter hinweg an. „Dann mach dich auf das Bekenntnis deines Lebens gefasst. Ich war ein Arschloch.“
Emma tat erschrocken. Gekünstelt legte sie zwei Finger ihrer Hand oberhalb des Herzens auf ihre Brust, riss die Augen auf und gab einen quiekenden Laut von sich.
„Ja, ja, mach dich nur lustig. Wenn du schon immer so sexy warst, wie du es bist, wärst du genau eines unserer Opfer gewesen.“
Jetzt musste sie das Erstaunen nicht mehr spielen.
Hatte er gerade gesagt, sie wäre sexy?
Oh, Mann.
Emma bewahrte ihre Würde und errötete nicht wie eine Tomate. Nur ein Hauch Farbe überzog ihre Wangen, die genauso gut von der frischen Luft hätte stammen können. „So? Und wie wäre das vonstatten gegangen?“
„Als Kevin und ich langsam den Geschmack an Mädchen fanden, lieferten wir uns einen Wettstreit.“
„Lass mich raten. Wer die meisten abbekommt?“
Ben nickte und hob entschuldigend eine Schulter. „Es gab drei Kategorien. Kategorie eins: Ansprechen, Flirten, Trinken, Telefonnummer. Kategorie zwei: Knutschen und Fummeln. Kategorie 3: Sex. In dieser Kategorie gab es Zusatzpunkte, je nach Ort, wo der Akt stattfand.“
„Ist nicht dein Ernst.“ Emma konnte nicht anders. Sie musste lächeln. „Und wer hat gewonnen?“
„Es war ziemlich ausgeglichen, glaube ich.“
„Wie viele?“
„Mädchen?“
„Genau.“
„Zu viele.“
„Im Ernst? Woher hattet ihr die alle?“
„Wintersaison gleich Skisaison. Touristinnen wie Sand am Meer.“
„In eurem verschlafenen Nest?“
„Nein, natürlich nicht. Im Nachbardorf. Ein beliebtes Ferienziel für Wander- und Skiurlauber. Jedenfalls hatten wir unseren Spass. Fair war nur, dass sich manche Mädels gleichermassen einen Spass daraus gemacht haben, Jungs aus der Region abzuschleppen, wie wir es uns zum Sport machten, Mädels aus dem Unterland flach zu legen.“
„Oh mein Gott! Ihr seid eklig!“
„Glaube mir, das wurde mir irgendwann auch bewusst.“
„Und Liss?“
„Die hat mich quasi geheilt. Ironischerweise habe ich, indem ich sie bekam, ganz nebenbei auch noch endgültig den Wettkampf gegen Kevin gewonnen.“
Emma verspürte
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