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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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wir erst einmal sehn. Das war zwar ein Treffer, könnte aber auch Zufall sein“, gab Ben zu denken.
    Sie machten weiter.
    Bens Zweifel hallten in den Ohren aller nach. Aber sie wurden überhört. Selbst von Ben.
    Denn auch wenn er es nicht ganz wahrhaben wollte, wusste er, dass Emma richtig lag.
    „Da, das könnte auch was sein.“ Wieder war es Alice, die eine Verknüpfung zwischen dem Gelesenen und einer dunklen Erinnerung machen konnte. „Es gibt offensichtlich eine Sennhütte auf der Alp Ramsen, die vollständig niederbrannte. Seit dem 19. Jahrhundert soll es dort spuken. Jedenfalls kam alles Vieh im Stall bei dem Brand um. Der Brand soll durch eine Explosion beim Schnapsbrennen ausgelöst worden sein. Kommt euch das bekannt vor?“
    „Eine abbrennende Hütte, Vieh, das den Flammen zum Opfer fiel. Das passt ebenfalls auf Ruben und Miriam, genauso wie das abgebrannte Bauernhaus und der Balken“, sagte Ben.
    „Richtig. In dieser Nacht damals geschah aber auch noch etwas anderes.“ Alice sah bedeutungsschwer in die Runde. „Antonius hatte eine kleine Schnapsbrennerei. Sie stand auf dem Gelände des Reichhofs. Miriam war begraben, der Hof schlief. Bis auf Ruth. Sie konnte nicht schlafen und machte die Wäsche. Da gab es eine ohrenbetäubende Explosion. Die Schnapsbrennerei flog in die Luft. Während wir alle Hände voll zu tun hatten, um das brennende Gebäude zu löschen, entdeckte Ruth auf einmal das Flackern auf dem Berg.“ Alice betrachtete die gespannten Gesichter um sie herum. „Es war die brennende Alphütte.“
    „Fast so, als hätte euch jemand aus den Betten holen wollen, damit ihr den Event auf der Alp auch ja nicht verpasst.“
    Alice sah überrascht zu Ben. „All die Jahre. Aber darauf kam ich nie. In diesem neuen Licht der Dinge wirkt alles ganz anders.“
    „Dann drehen wir das Licht doch noch ein bisschen mehr auf. Was könnte hinter der Art und Weise stecken, wie sie umkamen? Können wir das noch kurz betrachten, bevor wir weiterfahren?“, fragte Ben.
    „Sicher.“ Das war Emma. „Der Pfarrer hat mir da auch auf die Sprünge geholfen. Miriam war die betrogene Ehefrau. Und genau darum geht’s. Ruben musste weg, weil er Ehebruch begangen hatte. Miriam bekam die Rolle der betrogenen und verzweifelten Selbstmörderin und anschliessend diejenige des traurigen Poltergeists zugeteilt.“
    Keiner widersprach. „Gut. Dann suchen wir weiter.“
    Gesagt, getan.
    Sie fanden den Gämsjäger, der sein Unwesen im Bernerland getrieben hatte, bis er auf der Jagd nach der weissen Gämse abgestürzt war.
    „Rudi. Ich erinnere mich“, sagte Alice. „Als Antonius die Geschichte von der weissen Gämse aus dem Dorf mitbrachte, verschwand Rudi. Mit ihm einer der Hunde des Hofes.“
    „Gemäss Akten wurde bei Rudi ein rotes Hundehalsband gefunden“, ergänzte Ben.
    „Was hat Rudi ausgefressen?“, fragte Emma.
    „Er war grausam. Respektlos. Skrupellos. Martin erzählte mir einmal, wie Rudi Martins Kaninchen ohne mit der Wimper zu zucken getötet hat. Ein völlig unschuldiges Tier. Und ein geliebtes Haustier. Grundlos getötet. Einfach so. So ging er scheinbar mit allen Tieren um. Das verschaffte ihm nicht gerade Freunde. Denn mit solchen Aktionen traf er natürlich auch die Menschen.“
    Eine Anekdote, die explizit mit Martin zusammenhing. Interessant. Lag das daran, dass Alice durch ihre damalige Verliebtheit so auf Martin fixiert war?
    Oder steckte mehr dahinter?
    Emma behielt diesen spontanen Gedanken für sich, liess ihn aber weiter reifen.
    Die Bücherseiten wurden weiter umgeblättert. Die Homepages durchstöbert. Sie fanden mehrere Berichte über die Erscheinung weisser Frauen. Einen über ein Haus, in dem im Laufe eines Umbaus ein Türzargen entfernt wurde, in dem ein Bannzapfen steckte. Man wagte nicht, den alten Türpfosten zu verbrennen, da man nicht wusste, wie der gebannte Geist reagieren würde. Was aber die Aufmerksamkeit weit mehr erregte, war die Sage über einen Bauerssohn im Appenzellerland.
    „Hier gibt es einiges, das auf Käthe und Bernard zutreffen könnte. Wie es scheint, waren die Menschen damals ziemlich heikel, was das Thema Eltern und Egoismus anging. Hier haben wir zum Beispiel einen Bauerssohn, der nur noch Augen für seine Geliebte hatte, aber sich einen Dreck um seine Mutter scherte. Als er das Vieh zum Sömmern auf die Alp brachte, überschüttete er seine Geliebte bei deren Besuch mit dem besten Käse, während er seiner Mutter bei ihrem Besuch nur Übles mit auf

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