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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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schlenderte arglos ins angrenzende Badezimmer, und kam gleich darauf mit geröteten Wangen wieder heraus. Ihre Nasenflügel waren leicht gebläht. Am Finger baumelte ein roter Büstenhalter. 
    Daher also die Stimmen. 
    „Was ist das?“ 
    „Du bist die Frau, sag du’s mir.“ Er sah nicht einmal hin. 
    Dieser Tag hatte die besten Chancen, einer der schlimmsten ihres Lebens zu werden. Obwohl sie raste vor Wut, wollte sie sich keine Blösse mit einer hysterischen Szene geben. Also sammelte sie den Rest ihrer Beherrschung zusammen. „Du hast recht, ich weiss, was das ist und ich weiss auch, es gehört nicht mir. Er ist nicht neu und daher wohl kaum ein Geschenk für mich. Ich könnte dich nun mit Fragen löchern, deine Wohnung auf den Kopf stellen und dein Handy durchsuchen oder einfach deinen Schrank aufreissen, aber ich denke, das können wir uns sparen.“ Äusserlich gelassen trat sie auf ihn zu und sah ihm in seine hübschen dunklen Augen, die unter einer immer makellosen Frisur, in einem fast zu perfekten Gesicht sassen. Und sie entdeckte nichts. Keine Reue, kein Schmerz, keine Gefühlsregung. Nur kühle Gleichgültigkeit. Aber sie brauchte mehr. Er musste ihr einfach etwas geben, das die Erniedrigung linderte. 
    Unverwandt sah sie ihn an. Sie näherte sich gefährlich seinen verführerischen Lippen. 
    Jetzt lächelte er leicht. Warm lag ihr Atem auf seinem Mund. 
    In seinen Augen blitzte Triumph auf. Er konnte sie einfach alle haben. 
    Ihre Hand wanderte federleicht über das noch halb offene Hemd, zu seiner empfindlichen Bauchdecke, wo sie langsam weiter hinunterstrich. Die erregende Berührung in Aussicht, kochte sofort Begierde in ihm hoch, was sein muskulöser Körper nicht zu verbergen vermochte. Dann liess sie ihre Zunge über seine Oberlippe gleiten und entlockte ihm einen heissen Seufzer. „Weiter“, forderte er sie auf. 
    Sie kannte diesen Ausdruck in seinen Augen. Er wollte sie unterwürfig. Sie sollte ihn verwöhnen, aber selbst bekam sie nichts. 
    Das war weit genug. Ihre Mundwinkel verzogen sich nun ebenfalls zu einem triumphierenden Lächeln, während sie den roten Büstenhalter, den sie am Handgelenk hatte, in einer fliessenden Bewegung um seinen Nacken legte. Mit dem Zeigefinger fuhr sie seine Kieferknochen nach, stupste ihn auf das Kinn und liess ihn mitsamt seiner geballten Männlichkeit im Dunkeln stehen. 
    Das letzte was er von ihr sah, war ihre Rückansicht, wie sie mit einem sexy Hüftschwung aus seiner Wohnung und aus seinem Leben verschwand. 
     

Strang 1 / Kapitel 3
     
    Die Garage war eigentlich geräumig, wäre nicht jeder Quadratmeter Wand mit allerlei Material zugepflastert. An der rechten Mauer stand eine grosse Werkbank. Daneben thronte ein Gestell mit etlichen kleineren und grössen Schubladen. Über der Werkbank hing ein Arsenal an Werkzeugen. An der Rückwand begann ein Regalsystem, das bis an die Decke reichte und erst in der Hälfte der linken Mauer ein Ende fand. Die Regale waren über und über mit Ersatzteilen beladen. Daneben standen alte Ölfässer, die als Abfalltonnen fungierten. Anschliessend folgten elektronische Geräte. Für einen Laien erschien dieser Raum wie das reinste Chaos, wer sich aber die Zeit nahm, merkte schnell, dass alles seine strikte Ordnung hatte. Vor allem der Mann, dessen Beine unter dem Auto in der Garagenmitte hervorlugten, wusste um die Ordnung. Gewissenhaft zog er erst die letzte Schraube fest, bevor er sich mithilfe seiner Beine unter dem Auto hervorzog.
    „Das ist ein schöner Anblick.“
    Ruckartig hob Ben den Kopf. Zu früh. Er stiess mit der Stirn gegen den Wagen. „Verdammt!“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb er sich die angeschlagene Stelle. Langsam erhob er sich und wandte sich seiner Werkbank zu. Er brauchte nicht nachzusehen, wem er den pochenden Schädel zu verdanken hatte.
    „Hallo Jolly. Lass mich raten, deine Katze ist auf und davon?“
    Das Mädchen im Garageneingang zögerte so lange, bis sich Ben zu ihr umdrehte. Er rieb sich mit einem ehemals roten, inzwischen eher schwarzen Stück Stoff die schmutzigen Hände ab. Auffordernd sah er Jolly an.
    „Nicht direkt. Sie ist… Wie soll ich sagen?“ Wieder zögerte sie.
    Ben musterte die Kleine in den roten Shorts und dem Schmetterlingsshirt von Kopf bis Fuss, dann wandte er sich einem der Regale zu und zog eine schwarze Kiste heraus. Da glomm im finsteren Schatten hinter der Kiste plötzlich ein Augenpaar auf. Erschrocken wich Ben einen Schritt zurück, als

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