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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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Weiler.“
    „Weiler? Ich fürchte, du musst schon etwas präziser werden. Davon gibt es einige.“
    „Im Kanton Bern.“
    „Ja…?“
    Unter Emmas verwundertem Blick zog Martin eine Landkarte aus der Innentasche seines Jackets und breitete sie vor ihnen auf dem Tisch aus.
    „Trägst du diese Karte immer bei dir?“
    „Erst seit ich dich getroffen habe.“
    Überrascht sah Emma von der Karte auf. Was ging hier vor?
    Aber sie schwieg. Sie hatte begriffen. Er würde ihr nichts erklären. Sie musste es selbst herausfinden.
    Eine Frage erlaubte sie sich jedoch noch. „Und wenn ich es mir ansehe, was dann?“
    „Geh einfach hin und verschaff dir einen Eindruck. Wirst du das für mich tun?“
    Sie wollte zögern, aber das Ja lag so weit vorne auf ihrer Zungenspitze, dass es richtiggehend aus ihrem Mund purzelte. „Ich schätze, ich brauche sowieso einen Luftwechsel. Wann geht’s los?“
    „Wann immer du willst.“
    Emma legte sechzig Franken auf den Tisch und erhob sich. „Wie wär‘s mit sofort?“
     
     

Strang 1 / Kapitel 6
     
    Eine Dusche, einen Anruf im Büro und einige Autobahnkilometer später fand sie sich in der herrlichen Landschaft des Berner Oberlandes wieder. Obwohl die Aussentemperatur noch keine 15 °C erreichte, liess sie das Seitenfenster ihres Mini Coopers hinunter. Kühle, frische Luft strömte ins Innere und erfüllte den Wagen mit einem Geruch nach grünen Wiesen und klaren Quellen.
    Ein Heimatfilm. Und sie steckte mittendrin.
    Sie wollte es lächerlich finden, stellte aber fest, dass sie diese Illusion von Frieden genoss. In tiefen Zügen atmete sie gierig die Heimatfilmluft. Gleichzeitig lenkte sie den Wagen durch die passende Kulisse. Am Horizont standen unerschütterlich die felsigen Zeitzeugen, die mit ihrem weissen Überzug einen krassen Kontrast zu dem Grün der davorliegenden Landschaft bildeten. Der Frühling schien seine Arme nach allen Seiten auszustrecken, doch die unbeugsamen Alpen vermochte er kaum zu erreichen.
    Emma traf auf den See, den sie aus Martins Beschreibung wiedererkannte. Sie fuhr dem Gewässer entlang und nahm dann die erste kurvenreiche Steigung in Angriff. Von da an ging es nur noch bergauf. Sie liess das letzte Dorf hinter sich und tauchte in den Wald ein, durch den sich die Strasse schlängelte.
    Eine herrliche Gegend. Und so still.
    Der Gedanke war kaum zu Ende gedacht, da hallte ein Geräusch wie ein Donnerschlag durch die Strassenschlucht. Von den Felsen zurückgeschleudert wurde es zu einem ohrenbetäubenden Lärm, der von überall her zu kommen schien.
    „Was zum…?“ Emma sah der Reihe nach in den Innenspiegel, dann in die beiden Aussenspiegel. Nichts. Irritiert bog sie um die nächste Kurve. Immer wieder warf sie einen Blick in den Innenspiegel. Aber da war nichts. Sie war allein. Doch beim nächsten Blick in den Rückspiegel wäre ihr beinahe das Lenkrad aus der Hand gerutscht.
    Er war aus dem Nichts gekommen. Und er fuhr ein rabenschwarzes Ungeheuer. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen. Das Visier des Helms war verdunkelt. Genauso wie alles andere an ihm ebenfalls dunkel war. Der Helm, die Lederkombi, die Stiefel, die Handschuhe.
    Er scherte nach links aus, auf die Gegenfahrbahn. Dann drehte er erneut am Gas. Der Motor seiner Yamaha heulte auf und er verschwand hinter der nächsten Kurve.
    Emma schluckte leer.
    Motorradfahrer. Stimmt. Berge, Kurven, genau ihr Revier. Das hatte sie vergessen.
    Wie leichtsinnig.
    Ihr Puls beruhigte sich allmählich, während sie die Abzweigung auf der anderen Seite des Passes beinahe verpasst hätte. Grob trat sie auf die Bremse und bog ein. Einige Kilometer und Kurven weiter tauchte vor ihr eine erste Häusergruppe auf. Wie geheissen folgte sie der Strasse bis ins Dorfzentrum. Links und rechts der Strasse erhob sich eine gesunde Mischung aus traditionellen und modernen Bauten. Neben alten Steinhäusern reihten sich dunkle Holzchalets. Dazwischen gab eine Querstrasse den Blick auf einen modernen kleinen Bahnhof und ein dezentes Bürogebäude neueren Datums frei. Emma war fasziniert. So sehr, dass sie ihr Auto auf dem nächstbesten Parkplatz abstellte.
    Staunend stieg sie aus. Sie kannte Bergdörfer. Natürlich. Aber jedes hatte seinen eigenen Charme. So auch dieses. Und dieser Charme wollte erkundet werden. Also schlenderte sie los. Vorbei an einer Konditorei mit anschliessendem Café. Sie konnte nicht widerstehen. Begeistert trat sie ein und setzte sich. Sie bestellte einen Cappuccino und sah sich um. Da

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