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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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entdeckte sie zwischen den Zimmerpflanzen eine schwarze Lederjacke. Sie hing über einem Stuhl, auf dem niemand sass. Ohne darüber nachzudenken regte Emma den Hals, um besser sehen zu können. Aber die Ecke schien leer. Ausserdem war der Raumtrenner zu hoch.
    Was tat sie da eigentlich? Einem Möchtegern nachspionieren? Soweit kam‘s noch. Ausserdem war es bestimmt nicht derselbe. Schwarze Lederjacken gab es doch zuhauf. Und was interessiert es sie?
    Emma trank ihren Kaffee aus und winkte die Kellnerin zu sich. Sie nutzte die Gelegenheit und versicherte sich bei der Kellnerin, dass ihr geplanter Weg der richtige war. Während Emma und die Kellnerin sich über die Landkarte beugten, trat ein grossgewachsener Mann mit hellbraunem, halblangem Haar aus dem Toilettenbereich. Er ging zu der Lederjacke und streifte sie sich über. Dann marschierte er zum Ausgang. Als er an der Bar vorüberging nickte er der älteren Dame dahinter zum Gruss zu. Diese verabschiedete sich mit einem breiten Grinsen.
    Emma bekam davon nichts mit. Die Kellnerin ging und Emma erhob sich. Als sie ihre Handtasche schulterte, zuckte sie zusammen. Draussen heulte ein Motor auf.
    Emma fuhr herum und erhaschte eben noch einen Blick auf das rote Rücklicht eines pechschwarzen Motorrades. Kopfschüttelnd, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen verliess sie das Café. Sie setzte sich in ihren roten Mini Cooper und nahm das letzte Streckenstück in Angriff.
    Guten Mutes fuhr sie über das Gebirge, das sie von ihrem Ziel trennte. Doch je näher sie ihrem Bestimmungsort kam, desto seltsamer fühlte sie sich. Sie passierte die Anhöhe und fuhr hinunter ins Tal. Ein schmales, beengtes Tal. Links und rechts erhoben sich bedrohlich die Felsen. Unweigerlich fragte sich Emma, ob die Menschen hier jemals die Sonne zu Gesicht bekämen. Sie bezweifelte, dass dies der Ort sein sollte, an den Martin sie geschickt hatte. Ein Blick auf das Schild am Ortseingang erstickte ihre Zweifel aber sofort im Keim. Langsam fuhr sie weiter und sah aufmerksam durch die Frontscheibe, um die richtige Liegenschaft nicht zu verpassen. Doch sie gab die angestrengte Suche sogleich wieder auf. Es war hier kaum möglich, etwas zu verfehlen. Sie parkte ihr Auto und stieg aus. Skeptisch sah sie sich um. Hier sollte es also sein? Fantastisch. In diesem Schattenloch etwas zu verkaufen glich einem Sechser im Lotto. Da war die Villa ein Zuckerschlecken gewesen. Aber versprochen war versprochen. Sie wollte es sich zumindest ansehen. Doch zuerst brauchte sie etwas zu Essen. In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit zog sie es zudem in Betracht, nicht wie geplant gleichentags zurückzufahren. Also musste eine Übernachtungsmöglichkeit her. Sie trat ins erstbeste Lokal ein. Und fand sich in einem rustikal eingerichteten Gastraum wieder. Der leer war.
    „Hallo?“ Emma sah sich zögernd um. Dann wagte sie ein paar weitere Schritte. Hinter der Theke an der Wand entdeckte sie einige Schlüssel, die nummerierte Anhänger hatten. Ein potentielles Nachtlager also. Das war schon mal gut. Nur wo waren die Vermieter? Emma ging noch etwas weiter, wanderte die gesamte Gaststube ab und kam schliesslich durch einen Eingang in einen hellbeleuchteten Korridor. Am Ende des Wegs fand sich eine Tür mit der Aufschrift „Bar“. Emma drückte die Türklinke nieder. Entgegen ihrer Erwartung fand sie die Tür offen. Sie trat in einen weiteren Raum ein, der dem Geruch und der Optik nach zu urteilen eindeutig eine Art Pub darstellte. Und da fand sie auch die ersten Menschen. Einen an und einen hinter der Theke, welche den Raum dominierte. Die beiden unterhielten sich derart angeregt, dass sie Emmas Eintreten nicht bemerkten.
    „Hallo?“ Emma trat näher. „Entschuldigung?“
    Endlich sah die Frau hinter dem Thresen auf. Sie war schon etwas in die Jahre gekommen, wie die Bar auch. Emma sah sich die Frau an. Sie trug ihr Haar lang. Ursprünglich war es bestimmt einmal natürlich blond gewesen, jetzt leistete mit Sicherheit die Farbtube ihren Beitrag. Falten überzogen ein nach wie vor attraktives Gesicht, in dem zwei wache helle Augen sassen. Sie war kleiner als Emma und gut proportioniert.
    „Die Bar ist noch geschlossen. Wir öffnen erst um sechs.“
    „Tut mir leid. Das wusste ich nicht. Beim Gasthof war die Tür offen, da dachte ich, Sie hätten geöffnet.“
    „Was den Gasthof anbelangt, trifft deine Annahme zu.“
    „Aber da war niemand.“
    „Tatsächlich?“ Die Frau wirkte ernsthaft erstaunt, während

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