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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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der Mann auf der anderen Thekenseite teilnahmslos ins Leere starrte. Emma warf auch einen kurzen Blick auf ihn. Gutaussehend. Dunkles Haar, dunkle Augen. Er musste etwa im gleichen Alter sein wie sie selbst.
    „Mädchen? Bist du noch bei uns?“
    „Bitte?“ Verwirrt sah Emma auf. Und errötete. Der Frau war Emmas Musterung des männlichen Anwesenden nicht entgangen.
    Natürlich nicht.
    „Schon gut. Komm her und setz dich. Zuerst was trinken, dann reden wir. Ich bin übrigens Martha. Aber so nennt mich hier eigentlich keiner.“
    Seltsame Art sich vorzustellen. „Wie nennt man dich dann?“
    „Mara.“
    „Emma.“ Sie reichte Mara die Hand und schob sich dann auf einen der Barhocker.
    „Der Schweigsame da ist Kevin.“ Mara deutete auf den Dunkelhaarigen.
    Emma wagte kaum hinzusehen. Sie deutete nur ein leichtes Nicken an.
    „Hier.“ Ohne Emmas Wunsch abzuwarten servierte ihr Mara eine bräunliche, dampfende Flüssigkeit. „Wir haben noch nicht geöffnet, also gibt’s auch kein Wunschkonzert. Gesundheit.“
    Emma roch an der Flüssigkeit. „Ich habe doch noch gar nicht genossen.“
    Da prustete der Mann namens Kevin los. Er hatte also die ganze Zeit zugehört.
    Von wegen abwesend starren.
    „Stadtkind, was? Woher?“
    „Ist doch egal.“ Emma war beleidigt. Weshalb, wusste sie selbst nicht.
    „Korrektur. Stadtzicke. Gesundheit bedeutet Prost, zum Wohl, Cheers, Santé…“
    Emma sah genervt auf. „Ich habe verstanden, vielen Dank.“ Vorsichtig trank sie einen Schluck und musste sofort husten.
    War ja wohl klar.
    „Pfefferminztee und Zwetschgenschnaps.“ Mara lächelte Emma mütterlich an. „Was sucht ein Küken wie du denn hier?“
    Emma wollte bereits zu einer Rechtfertigung ansetzen. Aber sie wurde unterbrochen. Von einem Geräusch, das ihr verdächtig bekannt vorkam. Motorengeheul. Mara und Kevin tauschten einen Blick. „Kann der Kerl keine Schilder lesen? Der Pass ist doch noch immer geschlossen.“
    Resigniert warf Mara ihr Geschirrtuch in die Spüle. Kevin zog eine Zigarette aus dem Päckchen vor sich und trat zusammen mit Mara an die Tür der Bar. Kevin ging nach draussen, während Mara die Tür nur aufhielt und im Durchgang stehen blieb. Emma konnte nur schwer an Mara vorbeischauen. Doch sie erhaschte einen kurzen Blick auf ein Motorrad, das auf der gegenüberliegenden Strassenseite stand. Dann schienen da noch Gliedmassen und ein Oberkörper zu sein. Alles war in schwarz gehalten.
    Das konnte einfach nicht wahr sein.
    Ob sie wollte oder nicht, Emma hatte ihren Puls nicht mehr im Griff.
    Sie versuchte den letzten Baustein zum vollständigen Körper zu erkennen, doch der Kopf war verdeckt. Kevin stand im Weg.
    Eine ganze Weile sprach niemand ein Wort.
    Schliesslich fand Mara die Sprache wieder. „Brat mir doch einer einen Gaul. Wo kommst du denn auf einmal her?“
    Wie jetzt, die kannten den Typen, der da so lässig an seinem Motorrad lehnte? Der, der sie schon die längste Zeit zu verfolgen schien?
    „Was willst du hier?“ Das war Kevin. Und er klang keineswegs erfreut. „Verschwinde.“ Er schnippte die Zigarette auf die Strasse. Er hatte kaum zwei Züge genommen. Dann wandte er sich ab und ging davon. Durch das gefärbte Fensterglas konnte Emma seine Umrisse erkennen. Und dass Kevin sich entfernte.
    Wenn er ging…
    Sofort richtete Emma den Blick wieder dorthin, wo vorhin Kevin gestanden hatte. Jetzt war die Sicht frei. Ein durchaus netter Anblick. Es wäre schade gewesen, wenn er ihr noch länger verborgen geblieben wäre.
    Hellbraunes, halblanges, vom Helm verwuscheltes Haar. Die Augenfarbe konnte sie nicht erkennen. Stattdessen liess der Sitz der Lederkombi einen gut definierten Körper erahnen. Belustigt registrierte Emma, dass es ein Kleidungsstück gab, das nicht schwarz war. Um den Hals trug er ein leuchtendrotes Tuch. Mit Edelweissaufdrucken. Das musste Emma nicht sehen, das wusste sie. Denn sie kannte diese Tücher. Man fand sie in der Schweiz vor allem in Souvenirshops. Und in ihrem Kleiderschrank.
    Emmas Verfolger sah Kevin wortlos nach. Dann hatte Mara seine Aufmerksamkeit.
    „Kevin hat Recht. Hier aufzutauchen war eine blöde Idee.“ Er legte die Hand auf den Helm, der neben ihm am Lenker hing.
    „Wag es nicht, diesen Helm aufzusetzen und dich wieder aus dem Staub zu machen. Nicht, bevor du deine Mutter besucht hast.“
    Er zog den Helm vom Lenker.
    „Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?“
    Er drehte die Öffnung des Helms nach oben, damit er hineinschlüpfen

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