Unscheinbar
Richtung, und wollten ihren Augen nicht trauen.
Weit oben tanzten rote Lichter, die von den grauen Felsen in einem wilden Spiel reflektiert wurden.
Martin ergriff als erster das Wort. „Das ist Rubens Hütte.“
„Und sie brennt lichterloh.“ Gregor erschauerte beim Gedanken daran, dass er und sein Bruder noch vor Kurzem dort gewesen waren und… Er konnte den Gedanken nicht zu Ende führen.
Ruth dreht sich zu den Männern um. „Das war Miriam.“
Strang 2 / Kapitel 8
… Bald darauf brannte das Bauernhaus hinter der Kapelle, in dem sich der schwermütige Knecht umgebracht hatte, bis auf die Grundmauern nieder. Doch wie von Geisterhand blieb ein Element von den Flammen verschont. Der Firstbalken, an dem sich der Knecht erhängt hatte.
Er empfand eine grimmige Befriedigung, während er in das Feuer starrte. Wie es an den hölzernen Balken leckte. Wie es Stück für Stück unbarmherzig und unaufhaltsam frass, was es zu fassen bekam. Eine enorme Zerstörungswut. Genau wie seine eigene. Eine Gemeinsamkeit mit den Flammen. Faszinierend.
Er persönlich wollte aber einen ganz bestimmten Teil des Gebäudes stehen lassen. Aber Flammen waren eben doch nur Flammen. Sie frassen, was man ihnen darbot.
Solch faszinierende Tänze, solche Eigenwilligkeit und dennoch ist das Feuer kein selbständiges Wesen. Schade. Aber das stellte kein Problem dar. Sollte der auserwählte Teil entgegen seiner Bemühungen dem Feuer zum Opfer fallen, würde er ihn einfach wieder aufbauen. Denn es war Zeit genug. Vielleicht hatte man das Feuer hier oben bereits entdeckt. Aber auch wenn, bis irgendjemand hier ankam, würde es noch eine ganze Weile dauern. Sie würden nicht sofort aufbrechen. Das machte keinen Sinn. Bis sie hier oben ankamen, lag das Gebäude in Schutt und Asche. Sie konnten es nicht mehr retten. Sie würden zu spät kommen. Das wussten sie. Den Flammen beim Zerstören zusehen brachte auch nichts. Also würden sie warten. Sie würden sich die Ruine ansehen, wenn die Überreste bereits ausgekühlt waren.
Ausserdem hatten sie genug mit sich selbst zu tun. Und mit ihrem ganz persönlichen kleinen Feuerchen.
Sofort war das hämische Grinsen wieder da. Er konnte einfach nichts dagegen tun.
Strang 2 / Kapitel 9
Endlich war das Feuer gelöscht.
Nachdem sie sich wortlos einig darüber geworden waren, dass sie niemals rechtzeitig bei der Alphütte sein konnten, hatten sie sie verloren gegeben und sich an die Bändigung der unmittelbaren Gefahr gemacht. Mit Erfolg.
Eine kurze Bestandesaufnahme ergab, dass die umliegenden Bauten von den Flammen und der Explosion weitestgehend verschont geblieben waren.
Ruth wischte sich mit dem Handrücken über das vom Russ geschwärzte Gesicht. Schweissperlen standen ihr auf der Stirn und die Anstrengung der letzten Stunde war ihrer Köperhaltung deutlich anzusehen. Aber nicht nur sie war erschöpft. Literweise Wasser hatten sie alle herangeschleppt, bis sie dem Feuer endlich Herr werden konnten.
Die Fäuste in die Hüften gestemmt rollte Martin den Kopf im Nacken hin und her. Gregor setzte den Eimer etwas heftiger als notwendig ab und atmete schwer auf.
„Weiss eigentlich irgendjemand, wie das passieren konnte?“ Erwin drehte seinen Eimer um und setzte sich drauf.
Alle waren sie nun dort versammelt, wo einst eine kleine, lukrative Schnapsbrennerei gestanden hatte und starrten aus übermüdeten und vor Anstrengung glasigen Augen in die schwarzgrauen Überreste. Immer noch hing Asche in der Luft, als hätte man sie dort festgenagelt.
Gregor wollte erneut Luft holen. Seine Bemühungen endeten in einem rauen, heftigen Husten.
„Ich habe keine Ahnung.“ Martin klopfte seinem Bruder halbherzig auf den Rücken.
„Ich bin nur froh, dass Antonius das nicht mitansehen musste. Es wird ihm das Herz brechen, wenn er zurückkommt.“
Erwin erhob sich und legte den Arm um seine Frau. „Wir beginnen sofort mit dem Bau einer neuen Brennerei.“
„Sollen wir ihn informieren?“, fragte Gregor, der langsam wieder zu Atem kam.
„Nein. Lass ihn die Tage bei Rolf geniessen. Er freut sich doch immer so, wenn er ihm zur Hand gehen kann.“
„In Ordnung. Aber Vater hat Recht. Wie konnte die Hütte Feuer fangen?“
Es war seine Mutter, die ihm antwortete. „Sicherlich war noch Glut im Ofen. In den letzten Tagen haben die Fönstürme enorm zugelegt. Ein falscher Windstoss und wir haben den Salat.“
Die Flammen auf dem Berg schienen vergessen. Obwohl die Zerstörung dort
Weitere Kostenlose Bücher