Unscheinbar
schwarzen Helms auf.
Verdutzt starrte Emma ihn an.
Er hob eine seiner behandschuhten Hände und streckte sie wortlos nach ihr aus.
Emma wich leicht zurück ohne ihn aus den Augen zu lassen.
Ben griff nach ihrem Haar. Sie verspürte ein leichtes ziehen. Am Kopf, wie auch im Bauch. Störrisch legte sie die Stirn in Falten.
Was sollte das?
Als seine Hand wieder in ihrem Blickfeld auftauchte, hielt er darin ein beachtliches Stück Holz fest, das sogar noch frische, grüne Blätter trug.
„Sag mal, was hast du getan, als ich gegangen bin? Hast du dich vor Gram auf den Boden geworfen und dich hin und her gewälzt?“
Beschämt legte Emma ihre Hand dorthin, wo er den Zweig aus ihrem Haar gefischt hatte.
„Nein. Ich bin etwas schnell durch die Büsche gelaufen. Da kam der da wohl mit.“ Vorwurfsvoll deutete sie auf das Holz. „Und du? Warum bist du zurückgekommen? Schlechtes Gewissen?“
„Nein.“ Er zögerte. „Ja. Du kennst dich hier nicht aus, hier oben hast du keinen Handyempfang, das Gelände kann gefährlich werden und ich lass dich einfach stehen. Der Weg zu Fuss zurück ist ziemlich lang. Ich wollte mich versichern, dass du zumindest heil zurück auf die befestigte Strasse kommst. Meine Mutter hat mich nicht dazu erzogen, jemanden einfach im Regen stehen zu lassen.“
„Die hilflose Stadttussi retten? Du siehst dich wohl gerne als Ritter in der schimmernden Rüstung.“
„Stadthuhn. Und nein, ich wäre bei jedem zurückgekommen. Es geht hier ums Prinzip, nicht um Heldentum.“
„Wie ehrenhaft. Nun, wie es der Zufall so will, bist du jedenfalls genau zum richtigen Augenblick erschienen. Mein Mini hier hat mich nämlich im Stich gelassen.“
Er schien ernsthaft betroffen. Sofort stellte er sein Motorrad auf den Seitenständer, stieg ab und zog den Helm aus.
„Symptome?“
„Wahrscheinlich die Batterie. Ich habe das Licht vergessen auszumachen.“
Ben blickte auf die Scheinwerfer. Und das milde Lächeln hielt ein weiteres Mal Einzug.
„Öffnest du mir mal die Motorhaube?“
„Klar.“ Emma schwang sich auf den Sitz und zog den Hebel. Mit einem leisen Plopp sprang die Haube auf.
„Okay, jetzt versuch ihn bitte zu starten. Aber schalte vorher das Licht aus, ja?“
Gesagt, getan. Nichts.
Prüfend sah Ben in den Motorraum. „Emma?“
„Ja?“
„Wann hast du dieses Gefährt das letzte Mal in der Werkstatt gehabt?“
„Keine Ahnung. Vor drei Monaten vielleicht. Warum?“
„Die Batterie ist neu. Wir waren nicht lange hier. Die leert sich nicht so schnell.“ Ben liess seinen Blick über die Schläuche und Kabel schweifen. „Emma?“
„Ja?“
„Ist dein Mechaniker ein Versicherungsvertreter?“
Ben erhielt keine Antwort. Stattdessen tauchte Emmas Kopf neben seinem auf. „Wie bitte?“
„Die Zündkabel sind lose und eines ist sogar ausgerissen. Kein Wunder läuft er nicht an.“
„Aber…? Das versteh ich nicht. Wie ist es möglich, dass ich bis hierher gekommen bin? Wie kann das passieren?“
„Schlamperei?“ Ben richtete sich auf und schloss die Motorhaube. „Oder irgend ein Getier, obwohl ich keine Bissspuren entdecken kann. Möglich, dass sich der Defekt über die Zeit, die Beanspruchung und die Erschütterung verschlimmerte, bis das Material schliesslich ganz den Geist aufgab. Kann vorkommen. Ich kann es dir reparieren. Aber dafür brauche ich Ersatzteile und Werkzeug, was ich angesichts meines Fortbewegungsmittels nicht unbedingt dabei habe. Soll ich dich mitnehmen?“
Sie sah ihn an, als wäre er nicht ganz bei Trost.
Ben schwang sich auf sein Motorrad. Emma kam es eher vor wie eine Höllenmaschine.
„Ist das dein Ernst? Ich, da drauf?“ Sie deutete nur mit einem Kopfnicken auf das schwarze Gefährt.
„So wär‘s gedacht. Ja. Aber wenn du deinen Zwergenwagen nicht alleine lassen willst, kannst du hier warten. Ich fahre zurück ins Dorf, organisier mir die notwendigen Dinge und komme zurück.“
Emma zögerte. „Hier warten?“
Alleine?
„Hast du denn da irgendwo einen zweiten Helm versteckt?“
Wieder ein kritischer Blick auf die schlanke Maschine. Doch auch wenn sie sich noch so bemühte, ein Staufach, in dem ein zweiter Helm Platz gefunden hätte, konnte Emma nicht entdecken.
„Nein, den habe ich nicht. Also musst du wohl wirklich hier warten. Alleine.“ Er grinste.
Emma warf ihm aus zwei schmalen Schlitzen einen bösen Blick zu, blieb aber an Ort und Stelle stehen.
Ben reichte das als Antwort. Er richtete das Motorrad auf, zog sich seinen
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