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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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wieder dahingehen, wo du hergekommen bist und die Sache hier vergessen. Es ist das Beste, für uns alle und für dich.“
    Damit drehte Ben sich um und ging. Er verschwand durch die Büsche aus Emmas Blickfeld. Sie hörte noch den Motor aufheulen, dann entfernte sich das Geräusch. Auf einmal war sie mutterseelenalleine an diesem unheimlichen Ort. Allerdings war das kein Problem. Ihre Wut überschattete jeden Gedanken an Furcht.
    Verärgert zog sie ihr Handy aus der Tasche und traktierte das Display mit ihren Fingern. Als sie Martins Nummer suchen wollte, verweigerte das Telefon seinen Dienst. Entnervt warf sie einen Blick auf die Empfangsanzeige. Ein Funkloch. Natürlich. Wer würde hier oben auch eine Antenne aufstellen.
    Resigniert machte sie sich auf den Weg zurück zum Auto. Sie trat auf das dicht wuchernde Gebüsch zu, durch das sie zuvor auf diesen Platz getreten war und schob es beiseite. Da hörte sie ein Geräusch hinter sich. Erschrocken fuhr sie herum. Kein Lebewesen weit und breit. Sie sah sich konzentriert um, aber nichts bewegte sich. Ausser einem einzelnen, einsamem Stein, der über die Gerölllawine auf den Platz holperte und schliesslich in das hohe Gras plumpste und dort verschwand. Dann war es wieder still.
    Emma verharrte eine Weile an Ort und Stelle, aber es bewegte sich nichts mehr. Sie drehte ihren Kopf weg, als sie im Augenwinkel eine schattenhafte Bewegung erhaschte. Sofort sah sich wieder um. Doch wieder schien da nichts zu sein. Sie war sich aber fast sicher, dass da etwas gewesen war. Langsam wurde Emma doch mulmig zumute. Diese Hausfassade, die verlassen und tot in den Himmel ragte, diese verwucherten Fundamente überall, diese Lawine, die mitten in das Haupthaus gekracht war, diese Nutzgegenstände, die man da und dort noch entdecken konnte. Zeugen, die denkmalsgleich an fröhliche Betriebsamkeit, aber genauso an deren seltsamen Untergang erinnerten. Das gab der Fantasie bereits genug Nahrung. Begann sich auf diesem Schauplatz auch noch etwas zu bewegen, obwohl sie sich alleine wähnte, war das definitiv zuviel. Emma stürzte sich in die Büsche. Ohne sich noch einmal umzublicken hastete sie davon. Sie eilte den Weg zurück, den sie gekommen war. Für die Umgebung hatte sie keinen Blick mehr übrig. Sie wollte einfach weg. An ihrem Auto angelangt, begann sie wild in der Tasche zu wühlen. In ihrer Aufregung glaubte sie überall seltsame Geräusche zu hören und Bewegungen wahrzunehmen. Sie wusste, dass ihre Nerven ihr einen Streich spielten. Übersensibel. Hatte nicht ihr Ex-Freund sie so genannt? Vielleicht hatte er damit nicht einmal so falsch gelegen. Und wenn schon. Sie wollte weg. Sofort.
    Endlich fand sie ihren Autoschlüssel. Ihre Hand zitterte leicht, als sie den Schlüssel ins Türschloss steckte. Die Verriegelung gab nach. Dankbar setzte sie sich in den Wagen und riss die Tür zu. Mit einem lauten Knall fiel sie ins Schloss. Den Schlüssel im Zündschloss, den Fuss auf der Kupplung, wollte Emma das Auto starten. Aber es tat sich nichts. Der Motor gluckste kurz, dann ging gar nichts mehr. Sie versuchte es erneut. Ohne Erfolg.
    Scheisse.
    Nochmal, diesmal mit Gas. Der Motor startete nicht. Hektisch suchte sie nach ihrem Telefon. Auch hier, kein Empfang. Sie versuchte nachzudenken. Dabei strich sie mit beiden Händen nervös über das Lenkrad. Da fiel ihr Blick auf die Armaturen. Das Lämpchen für das Abblendlicht brannte.
    Sie hatte das Licht angelassen. Dann war wohl die Batterie leer.
    Scheisse. Scheisse. Scheisse.
    Wann war ihr das zum letzten Mal passiert? Klar, im Tessin. Das war ein Ärger. Danach musste sie nicht nur die Batterie wechseln lassen, sondern auch den linken Kotflügel. Wut ist eben nicht rational.
    Was nun? Sie war alleine im Nirgendwo. Ohne Telefon, ohne Auto, ohne Hilfe. Aber mit einer Menge Schiss. Das half nicht.
    Emma atmete mehrfach tief ein und wieder aus. Der Herzschlag beruhigte sich allmählich und das leichte Zittern der Hände verebbte vollständig.
    Vorsichtig öffnete sie die Autotür. Zögernd schob sie zuerst den einen Fuss, dann den anderen aus dem Wagen. Schliesslich erhob sie sich. Sie zog ihre Hose zurecht und sah sich vorsichtig um. Keine auffälligen Geräusche, keine seltsamen Bewegungen. Gut.
    Da heulte etwas auf. Und kurz darauf rauschte eine schwarze Schönheit heran. Elegant wie eine Raubkatze vollendete sie die letzte Kurve und kam direkt neben Emma zu stehen.
    Ben richtete sich auf und klappte das verdunkelte Visier seines

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