Unscheinbar
ergriff von ihr Besitz. Von jeder Faser ihres Körpers. Stark, unnachgiebig, gierig. Als dürste er nur nach ihr. Und sie gab sich ihm hin. Denn es fühlte sich gut an. Richtig gut.
Erst zerrte er an ihr, dann bog er ihren Körper nach hinten. Er schob ihren Pullover weiter nach oben, legte ihren Bauch frei. Ihr Rücken berührte die Motorhaube nicht, denn er hielt sie mit dem einen Arm fest, während er mit dem anderen geschickt auf Erkundungstour ging. Seine Hand tastete sich bis zum geöffneten Büstenhalter vor. Emma spürte, wie die letzte Barriere beseitigt wurde, wie seine raue Hand auf empfindliche Haut traf…
Und immerzu diese Bewegung seiner Hüfte…
Von Reizen überflutet sog Emma scharf die Luft ein. Sie bäumte sich auf.
Er zog sie wieder an sich heran. Und lieferte sich ihr aus.
Ihre Beine um seine Hüften, ihre Hände auf seinem Rücken, ihr beschleunigter Atem an seinem Ohr… Er konnte und wollte nicht mehr länger. Er gab sich geschlagen und liess sich gehen.
Genauso wie sie.
Ausser Atem richtete sie sich auf und sackte ohne nachzudenken an seiner Schulter zusammen. Doch langsam lösten sich die Nebel in ihrem Gehirn auf, das berauschende Gefühl der körperlichen Befriedigung flachte ab – und machte der Beschämung Platz. Noch an seiner Schulter riss sie die in Zufriedenheit geschlossenen Augen auf.
Während sie einen unbändigen Drang spürte, ihre körperliche und damit vielleicht auch ihre seelische Blösse zu bedecken, schien er es nicht eilig zu haben. Gemächlich löste er sich von ihr und begann in Ruhe seine Kleidung zu richten.
Für einen verstörenden Augenblick fühlte sie sich an einen Kater erinnert, der sich gesättigt nach einer leckeren Schale Milch aufmachte, sich genüsslich zu putzen.
Unweigerlich drängte sich ihr der Verdacht auf, dass dieser Kater nicht das erste Mal fremde Milch genascht hatte.
Ist das denn so verwunderlich? So wie er auftrat? Unnahbar, zurückhaltend und doch selbstbewusst. Er wusste, was er wollte, und er nahm es sich.
Offensichtlich. Und sie hatte es einfach zugelassen. Emmas Hände begannen zu zittern. Nicht aus Scham oder Reue. Aus Wut. Aus Ärger darüber, dass sie es einfach so zugelassen hatte. Auf einer Motorhaube. Mitten im Nirgendwo. Mit einem Typen, den sie nicht kannte.
Ohne dass sie es hätte verhindern können, rann ein wohliger Schauer über ihren Rücken.
Verdammt.
Sie versuchte an ihre Vernunft zu appellieren, aber es klappte nicht. War denn schlussendlich nicht sie mit ihrer unüberlegten Handlung der Auslöser gewesen?
Und ob.
Und obwohl ihr Verstand ihr sagte, dass das eine vollkommen schlampige und unvernünftige Aktion gewesen war, fühlte sie sich so gut und frei wie schon lange nicht mehr. Dieses kleine Abenteuer, ohne Verstand, ohne Gefühle, ohne Zwang, ohne Verpflichtung hatte eindeutig seinen Reiz gehabt. Und das war etwas, das sie in ihrer kürzlich beendeten Beziehung niemals empfunden hatte. Aber was jetzt?
Keine Ahnung.
Emma zog sich ihren zweiten Stiefel über und räusperte sich. „Gut. Ich werde dann mal losfahren.“
Sie richtete sich auf und stieg erneut in ihren Wagen. Erst jetzt bemerkte sie, dass der Motor die ganze Zeit gelaufen war. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
Interessant.
Sie sah noch einmal kurz zu Ben, der gerade den Helm übergestreift hatte. Er nickte ihr kurz zu, dann schloss er das Visier.
Emma löste die Handbremse und fuhr davon. Wie üblich blickte sie regelmässig in den Rückspiegel. Und immer sah sie ihn. In geschmeidigen Bewegungen folgte er ihr auf seiner Maschine. Doch damit war’s nicht genug. Nein. Ihr stand sein Gesicht von vorhin deutlich vor Augen. In seiner Miene hatte keine Regung gelegen. Keine Emotion. Was dachte er? Wofür hielt er sie? Und warum fragte sie sich das? Warum war ihr das wichtig? Hatte sie nicht eben noch das Abenteuer als zwanglos eingestuft? Weshalb rotierten dann ihre Gedanken? Emma musste bald feststellen, dass sie derzeit zu keiner zufriedenstellenden Antwort kam. Schon gar nicht, wenn in ihrem Rückspiegel ständig dieses verdammt elegante Motorrad auftauchte. Warum überholte er nicht? Die Strasse war frei, immer wieder übersichtlich genug und schneller war er auch. Das hatte sie ja bereits erleben dürfen.
Nun, wenn er nicht ging, dann musste sie es tun.
Flucht. Flucht war gut. Alleine sein. Über alles nachdenken. Nicht nur über den Vorfall, auch über ihren Auftrag, der sie her geführt hatte. Sie musste mit Martin
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