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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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sauberen, regelmässigen Handschrift niedergeschrieben worden. Und die Nachricht schien ziemlich persönlich zu sein. Also faltete Walter den Brief wieder zusammen. Er packte ihn in seine Kasse, damit er ihn bei der nächsten Gelegenheit seiner rechtmässigen Besitzerin zurückgeben konnte.
     
     

Strang 1 / Kapitel 11
     
    Inzwischen empfand Emma das Brummen der Maschine nicht mehr als erschreckend, sondern als angenehm. Ohne nachzudenken schmiegte sie sich sogar vertrauensvoll an Bens Rücken und passte sich seinen und den Bewegungen des Motorrades vollkommen an. Zurück bei ihrem Auto, das ganz einsam in der langsam hereinbrechenden Dämmerung stand, verspürte sie sogar eine leichte Enttäuschung, als sie von der Maschine absteigen musste.
    „So, da wären wir wieder. Wollen doch mal sehen, ob wir das Ding nicht wieder zum Laufen bekommen.“ Ben klang zuversichtlich. Emma hingegen war eher skeptisch.
    „Kannst du das überhaupt?“
    „Diese Frage fällt dir reichlich früh ein, findest du nicht?“
    Wo er recht hatte…
    „Dann tippe ich auf ein Ja. Und warum kannst du das?“
    „Gibst du mir mal den Rucksack und den Autoschlüssel?“
    Auch eine Form, die Frage zu beantworten.
    Emma reichte ihm das Gewünschte. Ben steckte den Schlüssel ins Türschloss.
    „Es hätte auch eine Fernbedienung für die Zentralverriegelung.“
    „Gewohnheitssache.“ Unbeirrt drehte er den Schlüssel. Dann stutzte er. „Sag mal, hat sich irgendwann einmal jemand an deinem Auto zu schaffen gemacht?“
    „Wie bitte?“ Ungläubig trat Emma an ihr Fahrzeug heran.
    „Siehst du diese feinen Kratzspuren und die Delle in der Gummidichtung?“ Er deutete auf den Übergang zwischen Blech und Scheibe, exakt dort, wo weiter unten, hinter der Verschalung der Schliessmechanismus verborgen lag.
    „Nein, die Spuren sind doch viel zu gering für einen gewaltsamen Einbruch.“
    „Im Gegenteil. Du hast den TCS noch nie benötigt, um das Auto aufzubrechen, oder?“
    „Nicht direkt, nein.“ Emma wurde etwas mulmig zumute. Schon wieder.
    „Die können das sogar spurenlos. Du ahnst nicht, wie leicht ein Auto mit den einfachsten Mitteln ganz simpel zu öffnen ist.“
    „Echt? Das ist jetzt aber nicht besonders beruhigend. Dennoch, aufgefallen ist es mir bisher nicht. Aber ich seh‘ auch selten so genau hin. Du weisst ja…“
    „…Fernbedienung“, vollendete Ben ihren Satz.
     
    Darauf, dass die Spuren frisch waren und der Einbruch erst wenige Stunden zurücklag, kamen die beiden nicht. Dieser Gedanke war zu abwegig, stand das Auto doch alleine in der Wildnis.
     
    Ben zog sich seine Motorradjacke aus und machte sich an die Arbeit. Es dauerte nicht lange und er wusste wieder, weshalb seine Liebe den Oldtimern galt.
    „Nur noch mehr Elektronik und Schnickschnack verarbeiten, damit man überhaupt nicht mehr an die Kernstücke rankommt.“ Vertieft in sein Tun grummelte er mit finsterer Miene vor sich hin. Emma schien vergessen.
    Vorsichtig schlich sie sich an ihn heran und steckte ihren Kopf neben ihm unter die Haube. Mit auf dem Rücken verschränkten Händen äugte sie ihm interessiert über die Schulter.
    Unweigerlich zuckte Ben zusammen und fuhr hoch. Ein schmerzvoller Fehler. Die offene Haube gewann den Kampf mit seinem Schädel. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sich Ben über seinen angeschlagenen Hinterkopf. Emma beobachtete ihn schuldbewusst.
    „Entschuldige. Lass mal sehen.“ Sie trat näher an ihn heran, aber er wich zurück.
    „Es geht schon. Nichts passiert. Ich bin sowieso fertig.“
    „Jetzt stell dich nicht so an! Zeig her.“ Unbarmherzig hielt sie ihn am Arm fest und zog ihn zu sich heran. Er machte einem störrischen Esel alle Ehre, gab dann aber doch nach. Zumindest vorübergehend.
    Einer sich sorgenden Mutter gleich zog sie vorsichtig seinen Kopf zu sich hinunter und tastete mit den Fingern sorgfältig durch das dichte Haar.
    Dass sie die Stelle gefunden hatte, musste niemand erwähnen. Zischend zog er sich zurück und funkelte sie böse an.
    Emma hatte ihre Gesichtszüge nicht unter Kontrolle. Sie konnte ihr Grinsen nicht verbergen, was er mit einem missbilligenden Schnauben zur Kenntnis nahm. Also unterliess sie es hinzuzufügen, dass sie nichts hatte ertasten können, das einer Verletzung glich.
    Männer. So hart sie sein wollen, so wehleidig waren sie.
    „Das wird eine enorme Beule geben. Wird hässlich aussehen.“ Sie versuchte so ernst wie irgend möglich zu klingen, scheiterte aber kläglich.
    „Du

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