Unschuldig!
konntet.”
“Frank hat Jordan in den wenigen Jahren viel beigebracht. Er hatte sogar vorhergesagt, dass Jordan noch vor ihm zum Sergeant befördert werden würde. Das hätte auch geschehen können, wenn …”
Sie biss sich auf die Lippe und versuchte, nicht zu weinen.
“Was ist passiert? Wie ist er gestorben?”
“Hat Spike dir das nicht gesagt?”
“Er hat mir die Zeitungsausschnitte gegeben, aber ich möchte es von dir hören.”
Julia wünschte sich, diesen schrecklichen Tag nicht noch einmal durchleben zu müssen, aber sie verstand, warum Coop es wissen musste. “Jordan und ich hatten uns an dem Tag gestritten.”
Coop runzelte die Stirn. “Worüber?”
Sie starrte auf ihre Hände, die sie verschränkt in den Schoß gelegt hatte. “Irgendwas hatte ihm seit Tagen Sorgen gemacht. Ich wollte wissen, was los war, aber er wollte es mir nicht sagen. Als ich ihn drängte und fragte, ob er und Cassie Probleme hätten, sagte er, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. Und dann stürmte er aus dem Zimmer.”
“Wer ist Cassie?”
“Seine Verlobte. Sie wollten im nächsten Juni heiraten.”
“Lebt sie noch hier?”
“Nein, sie ist kurz nach Jordans Tod nach L.A. gezogen. Sie kommt alle paar Monate zu Besuch.”
Julia machte eine Pause und fühlte, wie die Trauer wieder auf ihr lastete. “Nachdem Jordan gegangen war, rief ich auf der Wache an, um mich zu entschuldigen, aber der diensthabende Sergeant sagte, er und Frank seien zu einem Einsatz gefahren. Sie hatten hier in Monterey einen Drogenring aufgespürt. An dem Abend hatte jemand angerufen und mitgeteilt, in einem Lager nahe dem Kai sei etwas im Gange. Dass sie zahlenmäßig unterlegen waren, wussten Frank und Jordan erst, als sie sich im Gebäude befanden.”
“Haben sie keine Verstärkung angefordert?”
“Drei Wagen waren unterwegs, aber Jordan und Frank trafen als Erste ein. Frank wollte noch warten, doch Jordan wollte nicht auf ihn hören. Er brannte darauf, ins Gebäude zu gehen, um diejenigen zu überraschen, die sich dort aufhielten. Stattdessen erwartete sie eine Überraschung. Eine Wache auf dem Dach sah sie kommen. Es kam zu einer Schießerei, und Jordan wurde in die Brust getroffen. Frank eilte zu ihm, aber es war zu spät. Jordan starb in seinen Armen.”
Tränen liefen über Coops zerfurchtes Gesicht.
“Frank war am Boden zerstört”, fuhr Julia fort und kämpfte selber mit den Tränen. “Er war davon überzeugt, dass Jordans Tod seine Schuld war, dass er ihn nicht hätte gehen lassen dürfen, solange keine Verstärkung eingetroffen war. Aber Jordan war als Erwachsener genauso, wie du ihn als Kind gekannt hast. Er war impulsiv und furchtlos. Das machte Frank immer wieder verrückt.”
“Frank hätte ihn zurückpfeifen müssen”, sagte Coop. “Er war Jordans Vorgesetzter.”
“Niemand weiß das besser als Frank. Eine Zeit lang spielte er mit dem Gedanken, den Dienst zu quittieren. Mom, Cassie und ich mussten wochenlang auf ihn einreden, um ihn davon zu überzeugen, dass er bei der Polizei mehr Gutes bewirken konnte, als wenn er aus dem Dienst ausschied. Vor allem, da der Abschaum hatte entkommen können, der Jordan auf dem Gewissen hatte.”
Coop presste seine Lippen zusammen. “Du meinst, die Täter wurden nie gefasst?”
Julia schüttelte den Kopf. “Sie sind spurlos verschwunden. Frank glaubt, dass sie ihre Basis in einen anderen Bundesstaat verlegt haben. Vielleicht sogar nach Mexiko.”
Sie machte eine kurze Pause, dann murmelte sie: “Er fehlt mir so sehr. Er war mein Kumpel, mein bester Freund. Und er hat Andrew geliebt.”
“Andrew”, sagte Coop kopfschüttelnd. “Wie hat er das aufgenommen, innerhalb eines Jahres einen Onkel und seinen Vater zu verlieren?”
“Nicht sehr gut. Er hatte vor Jordan noch nie etwas mit dem Tod zu tun gehabt, und ich musste es ihm erklären. Ich danke Gott für Frank und seine Frau, und natürlich für Mom. Ich weiß nicht, was ich ohne sie gemacht hätte.”
“Du hättest einen Weg gefunden, um deinem Sohn zu helfen, daran habe ich keinen Zweifel.” Coop sah sie liebevoll an. “Du warst ein so starkes, kleines Mädchen. Und für ein Mädchen in deinem Alter so klug. Du hast anderen immer Ratschläge gegeben, du hast sie getröstet und bemuttert.”
Überrascht sah sie ihn an: “Das weißt du noch?”
“Ich habe nichts vergessen, was meine Kinder angeht.”
Langsam, fast schon ängstlich schob Coop seine große schwielige Hand über das
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