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Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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immergleichen Reden versetzten mich nach einer Weile in einen plötzlichen, vermutlich äußerst gesunden Tiefschlaf. Ich riskierte meinen Job zu verlieren – also ließ ich etwas Kreativität in meine Tätigkeit fließen. Das hielt mich wach und am Leben. Ich übersetzte »Jugendstil« mit »Rococo«, »Haute Couture« mit »Hochkultur« und machte aus »Renaissance« »Christi Himmelfahrt«. Schon nach kurzer Zeit war meine Schamgrenze so weit gesunken, dass ich mit beinahe teuflischer Energie ganze Reden umschrieb. Wenn Herr Flinke-Weidenbrink, der sich gerne als Oberamtmann aufspielte, einen chauvinistischen Satz wie »Zwar müssen auch die Franzosen begreifen, dass wir Deutschen und vor allem die Ostwestfalen nach dem Krieg am meisten gehungert haben« verfasst hatte, übersetzte ich ihn kurzerhand mit »Wir entschuldigen uns dafür, dass Ihre Söhne und Töchter im Gegenzug zu den köstlichen normannischen Speisen mit der ostwestfälischen Küche kulinarisch gesehen in die Zeit des Krieges zurückversetzt werden. Wir geloben Besserung, können aber für nichts garantieren.« Und setzte hinzu: »Auch die Entwicklung des ostwestfälischen Mannes ist auf gutem Wege. In der derzeitigen Darreichungsform kann er jedoch nicht empfohlen werden.« So trug ich durch gezielte Übersetzungsfehler – oder mit anderen Worten: durch Langeweile genährte Aggression – entscheidend zur Völkerverständigung bei. Auch dieses Beispiel zeigt, dass Langeweile durchaus kreativ machen kann. Weil Menschen langweilige Aufgaben nur schwer ertragen, definieren sie sie für sich neu, machen sie sich zu Eigen und das Beste daraus. Sie motivieren sich intrinsisch.
    Wenn alles fließt statt kriecht
    Das Gegenteil von Langeweile ist das Flow-Erlebnis, entdeckt von einem Psychologen, dessen Namen alles andere als Langeweile aufkommen lässt: Mihaly Csikszentmihalyi. Er versteht unter Flow das Gefühl des völligen Aufgehens in einer Tätigkeit: Alles gelingt, die Zeit vergeht wie im Flug, wir haben Spaß und sind intrinsisch motiviert.
    Intuitiv würde man denken, dass sich das Flow-Erlebnis insbesondere bei kreativen Aufgaben einstellt, und dies würden viele Psychologen auch so unterschreiben. Das stimmt aber nur in Maßen, denn um auf Mark-Rüdiger zurückzukommen – er schien dieses Gefühl auch beim Lösen von Rätseln oder Mathematikaufgaben zu haben. Erste Befunde deuten an, dass sich das Aufgehen in einer Aufgabe und das Verlieren in der Zeit vor allem dann einstellen, wenn man das Gefühl hat, etwas richtig zu machen. Und dieses Gefühl hat man vor allem dann, wenn man so an einer Aufgabe arbeitet, dass sie zu dem jeweiligen regulatorischen Fokus passt. Demnach ist es so, dass sich bei Menschen mit einem Promotion-Fokus dann ein Flow-Erlebnis einstellt, wenn sie kreative Aufgaben bewältigen; während Menschen mit einem Prevention-Fokus dieses Gefühl erleben, wenn sie an analytischen Aufgaben herumtüfteln. Tory Higgins nennt diese Passung zwischen Aufgabe und Motivationstyp den regulatorischen Fit . Wenn so ein Fit besteht, haben Menschen Spaß, sie finden das, was sie machen, wichtig und richtig und vergessen alles um sich herum – die Zeit wird gefüllt mit Leben, wird das, was sie sein soll: Lebenszeit. Zum Fit kommen wir im zehnten Kapitel, bis dahin müssen Sie sich noch etwas gedulden.
    Bei Kindern unserer Zeit scheint sich ein Flow-Erlebnis vor allem bei Video- und Computerspielen einzustellen. Ihre Augen glänzen, wenn sie Schätze suchen, Feinde abschlachten, in Höhlen verschwinden. Und wenn wir sie bitten, das Spiel zu beenden, schreien sie: »Ich bin doch noch gar nicht so lange dran!« Es ist schade, wenn Motivation und Energie so vor einem Bildschirm verpuffen – aber ich weiß selbst, wie schwierig es ist, gegen die glitzernde Welt der Medien, des Internets und der Computerspiele Programm zu machen.
    Es scheint, dass wir für Aufgaben, die auf den ersten Blick wenig spaßig wirken, weitere Motivatoren brauchen. Aber selbst dann, wenn wir an einer Sache interessiert sind, heißt das noch lange nicht, dass wir sie auch sofort angehen. Sonst würden nicht so viele CDs mit Sprachkursen auf meinem Schreibtisch einstauben, und ich würde mich an regnerischen Morgen schneller in meinem regenwalderprobten Gummidress auf mein Fahrrad schwingen, um damit zur Arbeit zu fahren. Unter welchen Bedingungen kommen wir also »in die Klötze«, wie der Ostwestfale sagt?
    Wann wir in die Klötze kommen
    Legen wir die Theorie des

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