Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
Vom Netzwerk:
eigenen Werte hat allerdings eine Kehrseite: Sie stehen nämlich häufig im Konflikt mit den Werten anderer. Todesnähe führt deshalb auch zu Diskriminierung unter dem Vorwand, die eigenen Werte zu verteidigen.
    Naturgemäß schmettert jedwede Erinnerung an unsere Sterblichkeit unseren Selbstwert zu Boden; und wir sind dann sofort bestrebt, diesen wieder zu erhöhen. Eine Möglichkeit ist, besonders konform mit den Normen unserer Gruppe zu gehen. Demgegenüber stellen Normverletzungen und Tabubrüche das, was nach uns bleibt, unsere Wertvorstellungen, in Frage und können unseren Selbstwert nur noch weiter gefährden.
    Christliche Versuchspersonen, die an den Tod erinnert wurden, taten sich beispielsweise auch schwer, ein Sakrileg zu begehen: Als ihnen während der Lösung einer Kreativaufgabe nahegelegt wurde, ein Kruzifix als Hammer zu benutzen, gelang es ihnen kaum, dieser Anweisung Folge zu leisten, und wenn doch, hatten sie ein schlechteres Gewissen und einen niedrigeren Selbstwert, als wenn sie davor an einen Zahnarztbesuch gedacht hatten. Probanden, die an das eigene Ende erinnert werden, sind auch insgesamt weniger kreativ und haben stärkere Schuldgefühle nach dem Erledigen von Kreativaufgaben. Wie oben beschrieben sind kreative Lösungen ja häufig nonkonform und bergen ein Risiko, abgelehnt zu werden. Der Tod engt ein, das Wort Angst kommt von Enge, und diese Enge ist durchaus mental zu verstehen. In solchen Situationen denkt man nicht mehr »out of the box«, der Geist macht keine großen Sprünge mehr, er versucht sich abzuschotten gegen das schlimmste Übel, das einem Menschen passieren kann. In gewisser Weise versetzt uns der Gedanke an das eigene Ableben in einen sehr heftigen, extremen Prevention-Fokus, der jeden Funken Kreativität im Keim erstickt. Aus die Maus. Ironischerweise sind mangelnde Kreativität, Diskriminierung gegenüber Andersdenkenden, aggressives Verhalten und Heldenverehrung nach Konfrontation mit dem Tod als Akte der Selbstregulation zu verstehen; all diese Verhaltensweisen bringen uns die Sicherheit zurück, die der Gedanke an den Tod uns unweigerlich nimmt.
    Alles, was die Werte einer Gruppe bestärkt, wird im Angesicht des Todes besonders betont, vermutlich weil der Einsatz für gesellschaftlich überdauernde Werte, die auch über den eigenen Tod hinaus bestehen werden, uns Menschen ein klein wenig Unsterblichkeit vermittelt; eine Unsterblichkeit, an der man sogar selbst beteiligt sein kann. Man erfeilscht sich Zeit.
    Kurz gefasst
    Zeit ist ein psychologisches Phänomen. Mal haben wir zu viel davon, mal zu wenig. Mal haben wir Langeweile, mal vergeht die Zeit wie im Fluge. Wieder ist es der regulatorische Fokus, der den Flow, das Aufgehen in einer Aufgabe entscheidend mitbestimmt. Sobald wir nämlich etwas richtig tun, sobald wir eine Aufgabe in einer Weise tun, die strategisch zu ihr passt, gehen wir in ihr auf. Wenn sich die Aufgabe um Sicherheit dreht oder wenn es sich um eine analytische Aufgabe handelt, und wir arbeiten langsam, sorgfältig und vorsichtig an ihr, gehen wir genauso darin auf, als wenn die Aufgabe unser Bedürfnis nach Selbstverwirklichung befriedigt oder Kreativität erfordert und wir eifrig, schnell und lustvoll an ihr arbeiten. Ich nutze das häufig, indem ich, je nachdem, wie ich gerade drauf bin, bestimmte Dinge angehe. Theorien entwickeln, Mitarbeitern Feedback geben, schön kochen, das tue ich in Situationen, wo ich etwas geben will, wo ich mich sicher fühle und die Welt verbessern will – was für ein Ideal, aber es motiviert mich! Schränke aufräumen, Steuererklärung, Korrekturlesen dagegen verschiebe ich auf Momente, wo ich schlecht drauf bin oder verunsichert.
    Es ist gut, Pflichten auch als solche zu verstehen. Notwendigkeiten des Lebens erlauben keinen Aufschub und werden automatisch eher angegangen als Tätigkeiten, mit denen wir unsere Idealziele erreichen wollen. Prinzipiell können die meisten Ziele als Pflichten interpretiert werden, mit ähnlichen Effekten. Vertritt jemand die Auffassung, eine Heirat symbolisiere Verantwortung für den anderen, ist er eher bereit eine Ehe einzugehen als jemand, der sich in einer Beziehung mit einem Partner verwirklichen will. Versteht jemand es als Pflicht, sein Beziehungschaos zu ordnen, dann verschiebt er es nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag. Fühlt sich jemand verantwortlich für die Organisation eines Ausflugs, nimmt er die Planung sofort in Angriff und fragt nicht viel, denkt jemand, man sollte

Weitere Kostenlose Bücher