Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
tue.«
33 Die Idee, durch Geldausgeben zu sparen, hat sowieso nichts mit Vernunft zu tun.
34 Wie z. B. die niederländische Regierung, die die 1- und 2-Cent-Stücke bei der Euro-Einführung gar nicht erst miteingeführt hat. Zu teuer, weil zu arbeitsaufwändig. Was kostet das eine Kassiererin und ein Unternehmen Zeit, all das kleine, fast wertlose Geklimper zusammenzuzählen. An niederländischen Kassen wird ab- und aufgerundet. Wer 2,87 zahlen muss, muss de facto 2,90 hinlegen und bei 2,82 sind es eben 2,80. Niemand wird betrogen, allen ist gedient. Statt dem deutschen Motto: » Wer den Pfenning nicht ehrt, ist des Talers nicht wert«, heißt es in einer Gesellschaft, die ihren Wohlstand traditionell auf einer hervorragenden Schicht von Kaufleuten basiert: » Zeit ist Geld.«
35 Aber auch hier: Wenn Ihre Tochter acht Mal im Monat für 15 Euro Taxi fährt (120,- Euro), sind wir noch lange nicht bei 380,- Euro angekommen. Was rede ich.
36 Ich bitte meine Studierenden hin und wieder Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen: Überlegt Euch, ob man ohne Kleidung leben könnte! Oder ohne Geschirr. Oder ohne Kreditkarte. Ohne Internet, ohne Unterwäsche etc. Was wären Vorteile, diese Dinge zu haben? Was wären Vorteile, diese Dinge nicht zu haben? Manchmal kommt dabei raus: Das brauchen wir gar nicht. Allgemeine Ratschläge à la » Simplify your life« sind meiner Meinung nach allerdings fehl am Platz. Jeder soll das für sich entscheiden. Ich habe zum Beispiel beim letzten Umzug die Größe meiner Wohnung halbiert. Das war eine tolle Idee! Weniger Aufräumen, weniger putzen, weniger Zeug, das man kaufen muss. Und viel mehr Zeit fürs Lesen, Nachdenken, Genießen.
37 Sicher, das ist mein Ding, und ich weiß auch nicht, ob ich dadurch allein alt und glücklich werde. Ich bin hier ja nicht auf Mission für die Ökobauern. Es geht mir lediglich darum, ein Beispiel für Heuristiken zu geben, die man entwickeln kann, um Zeit zu sparen. Wer immer das billigste Produkt kauft, hat eine ebenso effiziente Heuristik für sich gefunden.
38 Obwohl ich heute dann doch lachen musste, als ich in Amsterdam eine Packung Nudeln kaufte, auf der stand » 100 %«. Von was, wurde nicht gesagt. Einfach 100 %. Die haben damit noch nicht einmal gelogen! Und ich hatte davon zwei im Korb. Manche Marketingstrategen sitzen vermutlich in den Supermärkten hinter irgendwelchen Kartons versteckt und schmeißen sich weg vor Lachen, wenn wir so etwas kaufen. Eigentlich kein schlechter Job. Ich würde auf Tomaten » relax« kleben und auf Wasser » Diät«. Bestimmt würde sich auch ein Yoga-Brot gut verkaufen oder eine Wellness-Grillkohle. Ach, ich fange gar nicht erst an zu googeln. Das gibt es sicherlich alles schon.
Prinzip 4
Unbewusste und bewusste Zielerreichung:
Kommt es am Kopf oder am Bauch
zu den meisten Unfällen?
Von kranken Bäumen und dem notorischen Riss in der Welt. Warum wir linke Socken lieber meiden und dem Onkel die rechte Hand geben. Wann wir nach einer Hochzeit gleich die nächste planen. Warum Mutti die Beste ist, und wie Bluma Zeigarnik, Mitglied der Quasselstrippe, wieder aufersteht. Und vom Wert der Geheimnisse.
»Jetzt hab ich’s!«, sagte mein Besuch bei einem Blick aus dem Fenster.
»Was, bitte?«
»Irgendwas stimmte nicht! Und jetzt weiß ich, was es ist! Die Ulmen draußen sind krank!«
Als guter Amsterdamer lief ich sofort erschrocken zum Fenster. Die Amsterdamer lieben die Bäume an ihren Grachten. Wohnt man an einer Gracht, kann man darauf allein schon stolz sein wie Oskar; stehen an der Gracht aber noch Bäume, steigt nicht nur der Kaufpreis, sondern auch die Stimmung, sobald der Amsterdamer aus dem Fenster schaut. Ohne Übertreibung – ich habe Amsterdamer Begeisterungsschreie von sich geben hören, in dem Moment, wo sie feststellten, dass vor meinen Fenstern Ulmen stehen. Sobald ein Baum jedoch ein krankes Blatt hat, muss man eine Notfallnummer anrufen, damit die Seuche nicht die ganze Gracht ergreift – nicht auszudenken, was das für den Wert der Häuser und das eigene Wohlgefühl bedeuten würde. Ich war genervt:
»Gustaf, die Bäume sind nicht krank, sie sind lediglich ein wenig karg dieses Jahr. Und mein Balkonboden ist auch nicht brüchig, und die Risse in meinen Wänden sind normal. Und da sie vertikal und nicht horizontal verlaufen, sind sie auch nicht bedenklich!«
»Will der Herr Psychologe damit sagen, dass ich wieder mal nur das Negative sehe?«
»Ja.«
»Das finde ich jetzt aber gar
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