Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
für Afrika spenden, dann sucht er sich direkt die entsprechende Kontonummer heraus. Ein Prevention-Fokus befördert die Initiierung einer Handlung. Wie wir in Prinzip 2 gesehen haben, sind Menschen im Promotion-Fokus jedoch dann schneller, in dem Moment, wo sie eine Aufgabe in Angriff genommen haben – sie wollen dann zu Potte kommen, damit sie möglichst bald etwas anderes erleben können.
Zeitdruck und Deadlines, seien sie selbst auferlegt oder von außen aufoktroyiert, stellen allzu oft einen Stressfaktor dar, wenn wir eine Entscheidung fällen müssen. Auch ein Bedürfnis nach schneller Entscheidung führt dazu, dass wir weniger nachdenken und impulsiv handeln. Hier bedienen wir uns unseres Autopiloten. Wir nutzen dann schnell zugängliche Informationen und allgemeine Faustregeln, um zu unseren Entscheidungen zu kommen. Solche Entscheidungen können recht gut sein, sie sind jedoch meist konservativ und berücksichtigen nicht die Gesamtheit aller Informationen, ganz zu schweigen von den Informationen, an die man häufig erst später gelangt. Für vernünftige Entscheidungen braucht man mehr Zeit. Die Forschung zeigt, dass wer eine wichtige, folgenschwere Entscheidung fällen muss, besser eine Nacht darüber schläft. Selbst Neinsagen kann man besser, wenn man die Entscheidung ein wenig reifen lässt. Manch einer fühlt sich beim Autokauf dem freundlichen Verkäufer verpflichtet und denkt: »Wenn er sich schon so viel Zeit genommen hat, dann muss ich das Auto jetzt auch kaufen.« Erst mit ein wenig Abstand ist man in der Lage, sich zu sagen: »Das ist ja schließlich auch sein Job, freundlich zu sein, und ich bin ihm zu nichts verpflichtet.« Bauchentscheidungen können gut sein, sind aber auf keinen Fall grundsätzlich besser als die ein bisschen aus der Mode gekommenen wohlüberlegten Vernunftentscheidungen.
Eine gute Entscheidung kann durch impulsives wie durch reflektiertes Handeln erreicht werden. Impulsive Entscheidungen beruhen auf relativ konservativen Gedanken: Wer schnell handeln muss, greift auf Bewährtes zurück und ist stark beeinflussbar. Wer Zeit hat zu überlegen, hat noch keine Garantie, deshalb auch eine bessere Entscheidung zu treffen, aber er hat die Möglichkeit, neue Information einzuholen, sich an einen neuen Gedanken zu gewöhnen und möglichst viele Aspekte zu berücksichtigen. Da wir nicht immer die Zeit haben zu überlegen, und da wir nicht immer wissen, welche Faktoren ins Gewicht fallen, sind unserer Vernunft Grenzen gesetzt.
Der Zeitgewinn, der impulsives Handeln bringt, sollte nicht unterschätzt werden. Um Zeit zu sparen, wurden wir mit Automatismen (wie Routinen und Heuristiken) ausgerüstet, und je besser die Programme, die wir uns schreiben oder die die Gesellschaft uns vermittelt, umso erfolgreicher sind sie. Generell gilt: Zeit, Lebenszeit, ist etwas, das wir stärker in unsere Entscheidungen mit einbeziehen sollten.
Ich persönlich habe mich dazu entschlossen, viele Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu fällen, nicht weil das die besseren Entscheidungen sind, sondern weil Nachdenken mich manchmal nicht viel weiter bringt und es oft relativ unwichtig ist, ob man die beste Entscheidung fällt oder nicht. Beim Hauskauf, bei der Wahl des Urlaubsortes und bei der Einstellung von Mitarbeitern nehme ich mir Zeit – hier will ich keine auf Vorurteilen und Routinen beruhenden Entscheidungen fällen. Beim Essen lasse ich mich gerne durch das Qualitätsmerkmal »Bio« verführen und kaufe lieber weniger, dafür aber etwas kostspieligere Produkte. Lieber eine teure gute Kartoffel als ein billiges Stück Ekelfleisch. Eine einmal bewusst getroffene Entscheidung für Bioprodukte stattet mich mit einer Routine aus, die mir viel kognitive Energie und Zeit erspart. 37 Einkaufen geht bei mir zack, zack. 38
Der Tod, der Zeitpunkt, der unser Leben ein für alle Mal begrenzt, motiviert Schutzmechanismen. Er versetzt uns in einen ultimativen Prevention-Fokus. Denken wir an den eigenen Tod, wollen wir uns an unsere Gruppe ankuscheln, an diejenigen, die unsere Werte teilen und die uns mögen. Dies führt abermals zu einem recht konservativen Verhalten und bisweilen sogar zu Diskriminierung, denn es weckt gleichzeitig aggressive Instinkte gegen die Menschen, die nicht zu uns gehören. Ich ziehe aus dieser Forschung die Lehre, dass Angst kein guter Berater ist. Mag auch ein Prevention-Fokus für bestimmte Aufgaben durchaus hilfreich sein, mit extremen, existenziellen Nöten ist nicht zu
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