Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

habe; ich habe auf den Zugreisen zu meinem Partner und zu Kongressen und Vorträgen reine Arbeits- und Entspannungszeit genutzt, die im Auto allein für Fahren und Stress draufgegangen wäre. Und wenn ich dann mal für ein Stück Butter 50 Cent mehr bezahlt habe – wiegt das den Preis eines Autos in irgendeiner Weise auf? Zeit ist Geld. Zeiteinteilung ist Selbstregulation. Bedient man sich seines Verstandes, kommt man manchmal zu erstaunlichen Ergebnissen. 34
    Ich will Sie überhaupt nicht davon abhalten, ein Auto zu haben, nein, nein, bitte kaufen Sie sie sich eins, wenn Sie Spaß daran haben oder wenn Sie meinen, Sie könnten sonst Ihre Tochter nicht zum Ballettunterricht kutschieren 35 , kaufen Sie es, auch weil andernfalls nach Ansicht unserer Politiker Deutschland vollends den Bach runterginge! Ich wollte Ihnen nur einmal zeigen, wie eingefahren bestimmte Verhaltensweisen sind. Sie können durchaus unvernünftig sein, weil sie einem Zeit, Geld, gute Laune etc. rauben, und trotzdem hinterfragt man sie nicht mehr. Zudem geht es mir darum, dass Sie Ihre Zeit und damit sich selbst einmal als Faktor in wirtschaftliche Berechnungen mit einbeziehen. Vielleicht überlegen Sie einfach einmal, welche Umstände Ihnen ohne Not viel Zeit rauben? 36
    Aber halt, habe ich nicht eben gesagt, dass ein Rugelach an der Fifth Avenue, für den Sie sich spontan und impulsiv entscheiden, wirtschaftlich sein kann? Und sage auf der anderen Seite, dass eine doch recht komplizierte und zeitaufwändige Abwägung von Vor- und Nachteilen eines Autos zu einem guten, vernünftigen Ergebnis führt? Schließlich ist es doch so, dass die Gewöhnung an das Auto als Quasi-Familienmitglied uns daran hindert, es abzuschaffen. Automatisch denken wir: Wir brauchen ein Auto! Wir hatten es doch immer, alle haben eines, und wie soll das denn sonst alles gehen? Aus solchen Denkmustern auszubrechen, sich gedanklich an Alternativen zu gewöhnen und schließlich auch neue Verhaltensweisen einzuüben, kostet Zeit. Wie die Beispiele zeigen, kann sowohl sorgfältiges Abwägen wie auch spontanes Entscheiden zu Fehlern führen.
    Güte der Entscheidung = vernünftiges Handeln?
    Auch bei unserer Lebensplanung gibt es vernünftige und weniger vernünftige Herangehensweisen bezüglich der Zeit. Ökonomen, die uns beispielsweise wertvolle Tipps geben, wie wir unser Leben in finanzieller Hinsicht optimal gestalten können, beziehen schon längst Zeit in ihre Berechnungen mit ein. So raten sie häufig dazu, in jungen Jahren viel zu investieren, natürlich vor allem in die Ausbildung, da sich früh erworbene Fähigkeiten mit den Jahren potenzieren. Wer es schafft, möglichst früh auf hohem Niveau ins Berufsleben zu starten und für die damit verbundene teure Aus- und Weiterbildung, Exkursionen und anderes eventuell einen Kredit aufnehmen muss, hat letztendlich einen deutlichen Vorteil vor denjenigen, die sich diese Extrakosten nicht leisten und schuldenfrei aus dem Studium gehen, dafür aber länger brauchen, um mit ihrer Ausbildung fertig zu werden.
    Ich persönlich habe von diesem Tipp, etwas mehr Geld fürs Studium aufzuwenden, um schneller einen Abschluss zu haben, sehr profitiert. So habe ich während des Studiums selten darauf gewartet, bis ein abhanden gekommenes Buch wieder in der Bibliothek eingetroffen war, sondern habe es gekauft und fristgerecht gelesen; damit konnte ich alle meine Prüfungen schaffen und war zwei Semester früher fertig als viele andere. Ich habe Nachhilfen und Weiterbildungen in Anspruch genommen, bin zu jeder Konferenz gefahren und habe Meisterkurse besucht, auch wenn ich sie selbst bezahlen musste. Das Geld für solche Investments musste ich mir manchmal bei der Bank leihen, was mir nicht immer leichtfiel. Letztendlich leuchtete mir diese Logik jedoch ein. Und tatsächlich wurden die entstandenen Schulden durch den früheren Berufseinstieg schnell ausgeglichen.
    Spontan oder wohlüberlegt?
    Wir Psychologen interessieren uns durchaus für die Güte von Entscheidungen, jedoch liegt unsere Expertise vor allem darin zu untersuchen, welche Wege die Menschen einschlagen, um zu einer Entscheidung zu gelangen . Im Deutschen kann eine »vernünftige« Entscheidung zweierlei bedeuten. Sie kann zum einen als Resultat eines Entscheidungsprozesses verstanden werden, vernünftig im Sinne von gut. Aber es kann auch langes Hin- und Herüberlegen gemeint sein im Gegensatz zu »unüberlegtem Handeln«. Hier läge die Betonung mehr auf dem Vorgehen als auf