Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
tun hat, bis zur Premiere geheim halten. Danach gefragt winke ich ab, ertrage stoisch alle Vorwürfe der Zickigkeit und Koketterie und präsentiere das Programm erst dann meinem Manager, wenn es komplett steht. Das handelt mir mit manchen Veranstaltern, die natürlich rechtzeitig vor der Premiere wissen wollen, wie sie die Show bewerben sollen, Probleme ein. Manchmal bleibt mir deshalb nichts anderes übrig, als ein halbes Jahr vorher mit allem fertig zu sein. Ich mag es nicht, über ungelegte Eier zu sprechen. Eine Kinderei?
Peter Gollwitzer und seine Kollegen zeigten, dass uns das Mitteilen von Plänen daran hindern kann, sie auch in die Tat umzusetzen. In einem Experiment baten die Forscher Psychologie-Studenten alles aufzuschreiben, was sie in den nächsten Wochen tun würden, um ihrem Ziel Psychologe zu werden, näher zu kommen. Während der Versuchsleiter das, was die eine Hälfte der Versuchspersonen dazu festhielt, ignorierte, las er sich die Notizen der anderen Hälfte der Probanden durch. Wurden die Versuchspersonen Wochen später danach gefragt, welche der Absichten sie in die Tat umgesetzt hätten, waren jene weniger aktiv gewesen, deren Aufschriebe von einer anderen Person gelesen worden waren. Auch hier spricht die Psychologie von symbolischer Zielerfüllung. Spannend finde ich an dieser Untersuchung, dass es nicht das Bewusstmachen der Absicht per se ist, das Gedanken hemmt. Es ist die Wahrnehmung unserer Absicht durch einen anderen, was uns hemmt. Offensichtlich reicht es uns Gruppentieren, dass andere von unseren Absichten Notiz nehmen. Und schon hemmt unser Gedächtnis, was es als erledigt ansieht – nämlich den anderen von unseren Plänen wissen zu lassen. Letztendlich hemmt das viele Reden über etwas unsere Motivation. Versuchen Sie es einmal und sprechen beim nächsten Projekt einmal nicht über ungelegte Eier!
Kurz gefasst
Unsere Ziele sind im Gedächtnis abgespeichert, genauso wie die Mittel, die wir zur Zielerreichung brauchen. Ziele – zum Beispiel ein Leistungsziel – können entweder direkt aktiviert werden, indem wir an Leistung erinnert werden, oder indirekt, indem wir an jemanden denken, der Leistung von uns erwartet.
Den Gedanken, dass andere Menschen Ziele bei uns aktivieren, kann man ruhig einmal weiterspinnen. Ist es nicht so, dass eine erfolgreiche Gruppe uns mitzieht, während uns eine weniger erfolgreiche lähmt? Ich jedenfalls finde es bemerkenswert, wie sehr mich gute Forschungsgruppen mitziehen. Ich hatte häufig das Glück, mit Big Shots zusammenzuarbeiten, und diese Forschung zeigt mir, dass allein ihre Anwesenheit mich an hohe Standards erinnerte. Dies hat mich vermutlich automatisch angespornt und meine Produktivität gesteigert.
Durch subliminales Primen können wir zeigen, dass Menschen unbewusst aktivierte Ziele verfolgen können und dass aktivierte Assoziationen generell beim Handeln und Entscheiden eine große Rolle spielen. Unser Verhalten wird vor allem dadurch bestimmt, was zeitnah und was häufig aktiviert wird.
Allerdings sind die Aktivierungsmuster unterschiedlich, je nachdem, ob wir an etwas denken oder ob es Teil eines Zieles ist. Denken wir »Hunger«, weil wir das Wort im Kreuzworträtsel gelesen haben, so sind Gedanken wie »Käsebrot«, »Würstchen« und »Praline« aktiv, je nachdem, wie lange wir darüber nachgedacht haben und wie lange dieses Nachdenken her ist. Haben wir dagegen Hunger (womit das Ziel aktiviert ist, etwas bestimmtes, etwa ein Würstchen, essen zu wollen), dann sind unsere Gedanken an Würstchen so lange aktiv, bis wir eines verzehrt haben. Danach wird die Aktivität von würstchenbezogenen Gedanken gehemmt. Es sei denn, wir sind in Mark-Rüdigers Prevention-Fokus und grübeln ewig lange darüber nach, ob es wirklich richtig war, dieses Würstchen zu essen und nicht etwas Vernünftiges.
Die dynamische Hemmung nach der Zielerreichung macht uns gegen bestimmte Verführungen immun. Haben wir das Würstchen gegessen und sind satt, wird es schwierig sein, uns zu einer weiteren Wurst zu überreden. Was wir aber stattdessen im Schilde führen, verraten wir den Marketingstrategen nicht. Oder doch? Für meine letzte Kreditkarte, die ich im Bijenkorf in den Niederlanden abonniert habe (es gibt dann ja so tolle Rabatte!), musste ich in einem ellenlangen Fragebogen angeben, was ich mag und was nicht. Haben die Schlawiner vielleicht schon begriffen, dass dies die eigentliche Möglichkeit ist, zu erfahren, was ich eventuell nach dem
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