Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
Würstchenschmaus vorhabe? Würden sie nach einer Bestellung von Würstchen im Internet eine Werbung über Barockmusik schalten? Vermutlich nicht, denn ich habe nach meinen Vorlieben befragt »Auto« und »Gesellschaftsspiele« angekreuzt. Tun Sie es mir nach. Kreuzen Sie auf Fragebögen wie diesen immer etwas Falsches an. Sagen Sie, Sie stünden auf Kartoffelpüree, seien zwanzig Jahre alt (beste Käufergruppe, dann nimmt man Sie umso ernster), hätten zwölf Kinder, seien aus dem Osten und tränken am liebsten Abführmittel. Dann kriegen sie Sie nicht. Dann können sie so viel werben, wie sie wollen. Und eine Abführmittelfabrik im Osten bauen und dadurch Arbeitsplätze schaffen.
Prinzip 5
Denken und Handeln:
Starten, fliegen, landen –
wann, wie und wo?
Von Menschen, die nichts geregelt kriegen und dadurch Herpes verursachen. Wie ich ein Jahr lang am Rubikon Angst davor hatte, ein Buch in den Sand zu setzen. Wann wir über die Weihnachtsfeiertage unbeobachtet von Tante Emmi Berichte für Psychologen schreiben. Von Kinderkrankenschwestern-Träumen und was daraus wird. Oscars zum Einschlafen. Von Erbsensuppe, Würstchen und Lorbeerblättern. Und von brüllenden Gesangslehrern.
Letztes Jahr, nachdem das Thema Vorurteile in den vielen Talkshows, in die man mich einlud, durch war, fand man zu meinem Entzücken einen neuen Grund, mich vor die Kameras zu locken – und damit nun erst recht die elterlichen Nachbarn zu schockieren. Mein »Doppelleben« als Psychologe und Sänger schien den Sendern Anlass genug zu sein. Allen voran Frank Plasberg, der eine neue Talk-Show startete und mich, »der sein Doppelleben in vollen Zügen genießt«, zwischen weniger fröhlich Doppeltlebende setzte: eine Studentin, die auf den Strich ging, eine Waise aus der früheren DDR , einen Hochstapler und einen amerikanischen Spion (die beide im Gefängnis gesessen hatten) sowie einen unehelichen Sohn von Charles Lindberg. Ich freute mich darauf.
Bis ich im Studio in Köln eintraf, hatte ich kaum noch Stimme, außerdem Neurodermitis und Herpes. Plasberg gab mir die Hand, nach außen selbstsicher, so wie ich: »Tach auch, schön sich kennenzulernen.« Aber man muss kein Psychologe zu sein, um die nötigen Schlüsse zu ziehen. Nervöses Lachen. Der ist genauso gestresst wie ich und versucht ebenfalls mit Zahnpasta auf der Lippe seinen Herpes zu behandeln. Wie schön sind doch die Herausforderungen, denen wir uns immer wieder stellen!
Natürlich liebe ich mein Leben als Psychologe genauso wie das als Sänger. Ich liebe es, gedanklich in Themen einzusteigen, ich liebe es, Menschen zu analysieren, sie verstehen zu lernen, meine Theorien mit Kollegen und Freunden zu teilen. Genauso liebe ich es, meine Stimme zu trainieren, meine Gefühle vor (hoffentlich) begeisterten Zuschauern zum Besten zu geben, etwas in ihnen zu bewirken, sie zu provozieren und vor allem diese wunderbaren Lieder zu singen. Ein solches »Doppelleben« ist dann besonders schön, wenn es gut organisiert ist und alles läuft. Es ist wie eine Thai-Massage für meine Seele, wenn ein Lied gelingt und eine Doktorandin am selben Tag eine weltumstürzende Idee präsentiert. So ist es aber nicht immer. Genauso gut kann es passieren, dass ein Chansonabend mal daneben geht und mir an der Uni alle auf die Ketten gehen.
Herpes kriege ich, wenn ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht. Herpes kriege ich, wenn ich Leute zum Jagen tragen muss. Herpes kriege ich, wenn meine Unternehmenspolitik »handeln statt entschuldigen« nicht aufgeht. Ich hasse nichts mehr als ellenlange Rechtfertigungen. Vor allem, wenn Leute sich für nicht getane Arbeit entschuldigen – dafür habe ICH keine Zeit. Denn ICH muss ja jetzt das erledigen, was die anderen nicht geschafft haben. Weil Entschuldigungen allen nur die Zeit rauben, darf sich bei mir keiner entschuldigen. Und normalerweise funktioniert das ganz gut. Um auf das vorige Kapitel zurückzukommen: Entschuldigungen sind vermutlich so etwas wie symbolische Zielerfüllungen. Man erreicht damit Aufmerksamkeit, Verständnis, und schwups verliert man das eigentliche Vorhaben aus den Augen.
Bis auf wenige Ausnahmen. In der Woche vor Plasbergs Sendung war einiges passiert, oder sagen wir besser, war vieles nicht passiert. Am Freitag vor der Aufzeichnung erhielt ich von einer Studentin, die bereits vor Wochen ihre Masterarbeit abgeben wollte, eine umfangreiche Mail mit sage und schreibe 13 verschiedenen Gründen, aus denen sie nicht fertig geworden war. Sie
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