Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
Auto führe (Ziel 5). Fünf Fliegen mit einer Klappe, die ich im Amsterdamer Gourmet-Tempel »Fünf Fliegen« gerne in ein opulentes Mahl münden lasse.
Solche »vielseitigen« Mittel sind natürlich besonders attraktiv – ein Tatbestand, der gerne von Werbeagenturen genutzt wird. Wer will nicht lecker und gesund essen und dabei noch schnell einen Beitrag zu einer sauberen Natur und politisch korrekter Tierhaltung leisten? Und dabei noch preiswert davonkommen? Werber versuchen nur allzu gerne, sich diese Struktur unserer Ziele im Kopf zunutze zu machen, und preisen uns vermeintlich multifunktionale Produkte an. Denn natürlich ist es unmöglich, ein glückliches Huhn heranzuzüchten, das gleichzeitig schmackhaft und billig ist. Die Welt ist nun mal kein Ponyhof, und gute Dinge haben ihren Preis.
Ich finde es immer lustig, wenn deutsche Touristen durch die Grachten wandeln und es »toll« finden, dass es in Amsterdam noch so viele kleine Geschäfte gibt. Es gibt sie, weil Touristen sie putzig finden und ihnen im Urlaub das Geld locker sitzt. Es gibt sie aber vor allem, weil die Amsterdamer diese Geschäfte unterstützen – finanziell, wie denn sonst? Indem sie dort kaufen. Klar, ich hatte als Student selbst wenig Geld und habe meine Lebensmittel im Supermarkt gekauft. Wer über wenig Geld verfügt, hat weniger Optionen. Aber wer aus lauter Sparsamkeit nur die billigsten Schnäppchen in fies gemanagten Supermärkten kauft, um sich dadurch noch mehr Ramsch leisten zu können, der hat es nicht anders verdient, als in Innenstädten zu leben, in denen es keinen Spaß mehr macht spazieren zu gehen, weil ein Havariegeschäft an das nächste gereiht steht. Jedem die Stadt, die er verdient, jedem die Kultur, die er verdient, und die kleinen, persönlich geführten Geschäfte sind ein Teil unserer europäischen Kultur.
Springen Sie über Ihren Schatten, und kaufen Sie den Espresso das nächste Mal im kleinen Kaffeegeschäft um die Ecke. Sagen Sie sich: Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Ich habe einen guten Kaffee gekauft und habe dabei einen kulturellen Beitrag geleistet. Leisten Sie sich das nächste Mal einen Sitzplatz weiter vorne im Theater und sagen Sie sich: Damit habe ich auch etwas für die Kunst getan. Kaufen Sie sich ein fair produziertes T-Shirt und sagen Sie sich: Das ist ein von Erwachsenen unter vernünftigen Bedingungen geschaffenes Produkt – für mich musste sich kein Kind die Hände blutig sticken. Naja, ich sollte hier nicht so weltverbesserisch sein, übertragen Sie einfach dieses Viele-Fliegen-Prinzip auf einen für Sie wichtigen Bereich.
Dieses für die meisten von uns sehr attraktive Prinzip spiegelt sich darin wider, dass wir uns gerne Multifunktionsjacken, -fahrzeuge , -lutscher (kennen Sie nicht? Das sind die, auf denen man pfeifen kann und die einen Kaugummikern haben) und Ähnliches kaufen. Und es zeigt sich darin, dass wir für ein geliebtes Verhalten gerne Gründe dazuerfinden, um es noch häufiger zu tun. Ich mache das als in meinem tiefsten Inneren geiziger Ostwestfale gerne – Sie haben es oben vielleicht schon gemerkt. Wenn ich sage, ein Logenplatz im Theater oder eine Flasche Wein in einem Drei-Sterne-Restaurant für 300 Euro »unterstützten die Kultur«, dann dürfen Sie dabei getrost mit dem Kopf schütteln. Vielleicht ist das schlichtweg eine Rechtfertigung für verschwenderisches Verhalten, Trunksucht und Eitelkeit – die Konstruktion vieler Beweggründe rechtfertigt unter Umständen viele Torheiten und bewahrt mich davor, mich als verschwenderischen Angeber zu sehen. Wir alle kennen doch die Raucher, die einem weismachen wollen, dass sie Rauchen als »seelische Stütze« brauchen, nur dieses eine Laster haben und ohne Nikotin sowieso nicht auf die Toilette können.
Je mehr Fliegen man mit einer Klappe schlagen kann, umso attraktiver ist eine Handlungsweise und umso gerechtfertigter erscheint es, sie auch nach außen hin zu zeigen. Letztendlich bleibt: Das Viele-Fliegen-Prinzip funktioniert, auch wenn wir es manchmal sehr kreativ gebrauchen, um damit ungewünschtes Verhalten zu rechtfertigen.
Abstrakte Ideale, konkrete Pflichten
Menschen formulieren ihre Ziele unterschiedlich. Manche bleiben gerne im Abstrakten, wollen »die Welt verändern« oder »einfach nur im Reinen mit sich selbst sein«, während andere gerne konkreter denken im Sinne von »Morgen bringe ich erst Mal Sönke zum Ballett, und dann kaufe ich mir ein Hackbrötchen«. Ideale sind generell abstrakter
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