Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
tatsächlich ist. Ansonsten aber motiviert die positive Sicht auf die Zukunft durchaus dazu, etwas zu wagen, vor dem man eigentlich bang ist.
Ziele sind in einer besonderen Weise in unserem Gedächtnis abgespeichert, so dass (meist verschiedene) Mittel mit ihnen assoziiert werden. Diese werden aber nur dann aktiviert, wenn man das Ziel auch wirklich verfolgt; nur daran zu denken, reicht nicht. Das wiederum dient der effizienten mentalen Vorbereitung von Handlungen. Manche Handlungsweisen sind Mittel zu mehreren Zielen und deshalb sehr beliebt.
Annäherungsmotivation in einem Promotion-Fokus aktiviert abstrakte Ziele, die in der Zukunft liegen, wenn man auf Ideale fokussiert. Vermeidungsmotivation in einem Prevention-Fokus bringt konkrete, zeitlich nahe Ziele hervor, wenn man auf Sicherheit fokussiert. Der globale Adlerblick im Promotion-Fokus erlaubt einem, viele Ziele zu gleicher Zeit zu verfolgen, der engere, fokussierte Blick im Prevention-Fokus hilft einem dagegen, sich auf ein Ziel zu konzentrieren.
Auch Menschen sind, wissenschaftlich betrachtet, häufig Mittel für bestimmte Ziele. Natürlich war meine Hymne auf die Freundschaft zu Beginn des Kapitels ein wenig anekdotisch gemeint, aber nicht nur. Wir sozialen Wesen wollen gemocht werden, wollen (auf nette Art und Weise) kritisiert werden, wenn wir einen Fehler begehen, wollen uns fallen lassen, lachen und miteinander weinen – all dies wollen wir mit anderen Menschen tun. Menschen, die einen bei vielen Zielen unterstützen, mit denen wir viele Ziele erreichen oder sie überhaupt angehen, erfüllen »mehrere Funktionen«. Sie sind ein Wundermittel für ein glückliches Leben und für Erfolg. Sie helfen uns in guten und in schlechten Zeiten, regulieren unsere Stimmung, erhöhen unsere Motivation und die Qualität unserer Arbeit. Die beste Medizin für den Menschen ist immer noch der Mensch.
Es gibt aber noch einen anderen Vorteil: Freunde erkennen Fehler unseres Autopiloten viel besser als man selbst. Wie das »linke Socken«-Experiment zeigte, haben wir kaum Zugang zu unseren psychologischen Prozessen, weshalb es im Einzelfall nicht unbedingt nützt, dass man weiß, wie fehlerbehaftet die eigene Wahrnehmung ist. So fiel es meinem Freund Gustaf nicht auf, wie negativ sein Blick auf die Welt war. Mir schon. Freunde können einen auf Urteilsfehler aufmerksam machen. Aus einer Untersuchung von McKinsey ist bekannt, dass Entscheidungstrainings die Rendite in Unternehmen um bis zu 7 % erhöhen. Dabei wird aber weniger das Urteilsvermögen des Trainierten verbessert als dessen Talent, bei anderen dysfunktionales Verhalten treffsicher zu entlarven. Kommt ein solches Feedback von Freunden, dann tut es noch nicht einmal besonders weh.
Ich schließe dieses Kapitel mit einem Ratschlag, der wie aus einem kitschigen Lore-Roman klingt, aber tatsächlich aus knallharter wissenschaftlicher Expertise abgeleitet werden kann: Sucht euch Freunde unter den Kollegen. Wenn ihr dort keine findet, sucht sie euch außerhalb. Wenn nötig, verbessert eure soziale Kompetenz. Ein Leben, das allein aus einem Beruf besteht, ist auf Dauer nicht genug. Vor allem dann, wenn es einmal nicht läuft, trifft es einen zu hart, was sich wiederum negativ auf das eigentliche Ziel, den Beruf, auswirken kann. Statt selbst oben zu stehen, muss man dann den anderen beim Seiltanzen zuschauen. Das Meisterwerk Leben beinhaltet den Aufbau eines sozialen Netzes, über dem man als Akrobat Kapriolen schlagen kann.
46 Okay, okay, bevor Sie mich hassen: Klar, so ein Baby macht auch viel Freude (vor allem mir als Wochenendonkel), und Paare arrangieren sich mit der Zeit. Der erste Stress direkt nach der Geburt ist jedoch tatsächlich, wie Forschung zeigt, auf die nicht eingeplanten – wohl aber zu erwartenden – Schwierigkeiten, die ein Baby nun mal mit sich bringt, zurückzuführen. Fragt man Paare, wie es ihnen geht, geht es grundsätzlich denjenigen mit Neugeborenen dramatisch schlechter als solchen, die keine Kinder haben. Interessanterweise steigt aber die Stimmung, wenn man die Eltern daran erinnert, dass sie ein Baby haben. Fragt man zuvor: » Sie haben ja Kinder, wie geht es Ihnen?«, sind Eltern die glücklichsten Menschen der Welt. Diese Untersuchungen von Norbert Schwarz erinnern an seine vorher genannten BMW-Studien. Man muss schon daran erinnert werden, warum es einem gut gehen sollte, damit man sich als frisch gebackene Eltern gut fühlt. Schauen Sie also (noch) öfter in die Wiege und rufen
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