Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
die Kinder aus dem Haus sind, einen Akrobatikkurs besuchen oder lieber einen in Gebärdensprache? Und was ist mit Kung Fu? Allein die Frage, für welche Ziele sich Menschen entscheiden, ist ein interessantes psychologisches Phänomen. Selbstmanagement beinhaltet das kluge Setzen von Prioritäten, so dass wir vor allem diejenigen Ziele verfolgen, die wir auch wirklich verfolgen wollen. Deshalb sollte unser Autopilot in dieser Vielfalt diejenigen erkennen, die uns wirklich wichtig sind. Er sollte selektiv diejenigen Dinge orten, die unseren Interessen gemäß sind, uns motivieren, sie und keine anderen zu verfolgen und die entsprechenden zielführenden Programme aktivieren. Wie aber macht er das, und was motiviert uns dabei?
E × W
Motivation ist ein Produkt aus Erwartung und Wert. Habe ich in einem Bereich eine hohe Erfolgserwartung und bedeutet mir eine Aufgabe sehr viel (= hoher Wert), dann werde ich ihr mehr Aufmerksamkeit widmen und mich entsprechend mehr anstrengen, wenn ich sie bewerkstellige. Die Tatsache zum Beispiel, dass ich gerne die Lieder für meine Chansonabende selbst schreibe, beruht unter anderem darauf, dass ich es wichtig finde, nicht allein Interpret zu sein, und dass mir das Komponieren Spaß macht. Es sind diese beiden Komponenten, die den Wert dieser Aufgabe bestimmen. Zudem wird meine Motivation dadurch gestützt, dass die Lieder gut bei meinem Publikum ankommen und mir Musikerkollegen und Kritiker Kompetenz zusprechen. Das führt bei mir zu der Erwartung , dass sie meine neuen Lieder auch mögen werden.
Daraus ergibt sich eine Art Multiplikation: Erwartung × Wert = Motivation. Keine Angst, diese Art von Mathematik ist sehr, sehr simpel. Nehmen wir an, Sie könnten auf einer Skala von »0 = nicht wertvoll« bis »100 = sehr wertvoll« bestimmen, wie wichtig, spaßig oder wertvoll Ihnen ein Ziel erscheint. Nehmen wir weiter an, das Komponieren von Liedern hat auch bei Ihnen persönlich einen ziemlich hohen Wert, so wie bei vielen in unserem Kulturkreis, sagen wir mal 80. Trotzdem komponieren Sie nicht unbedingt Lieder, was vermutlich an einer geringen Erfolgserwartung liegt. Wahrscheinlich denken Sie, »Ich könnte zwar etwas zu Papier bringen, aber ich denke nicht, dass das jemanden interessieren würde«. Oder: »Ich liebe Musik, aber komponieren, das kann ich sicherlich nicht.« Dementsprechend läge Ihre Erfolgserwartung auf einer Skala von »0 = überhaupt keine Erfolgserwartung« bis »100 = hohe Erfolgserwartung« bei null. Multiplizieren Sie 80 mit null, so ergibt das nach Adam Riese null. Und das ist exakt Ihre Motivation, ein Lied zu komponieren. Selbst wenn Sie denken, wie cool es wäre, selbst ein Lied zu schreiben, Sie werden es nicht tun.
So ergeht es uns mit vielen Dingen: Viele von uns fänden es toll, eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen zu gewinnen (Wert = ca. 95), aber deshalb fangen wir noch lange nicht damit an, jeden Tag knochenhart zu trainieren. Denn wir glauben, wir wären nicht talentiert genug (Erwartung = 0). Viele Menschen machen keine Diät, obwohl sie Schlanksein superklasse finden (Wert = ca. 90). Sie sind jedoch pessimistisch, ob sie bis zum Ende durchhalten würden, oder bezweifeln deren Wirksamkeit (Erwartung = 0). Und viele Menschen beginnen gar nicht erst damit, die Welt zu verändern, obwohl sie denken, dass dies dringend nötig wäre (Wert = ca. 95), weil sie nicht daran glauben, dass ein Einzelner irgendetwas bewirken kann (Erwartung = 0).
Nicht minder motiviert sind wir – trotz hoher Erwartungen –, wenn der Wert einer Aufgabe gleich null ist. So würden sich viele Menschen zutrauen, in einer Fabrik zu arbeiten. Ihre Erwartung, diese Aufgabe zur Zufriedenheit aller ausführen zu können, liegt sogar bei 100. Da es sich bei Fabrikarbeit jedoch um eine Tätigkeit handelt, die selbst Karl-Marx-Fans nicht wirklich attraktiv erscheint (Wert = 0), heuern sie dann doch nicht bei der nächstbesten Fabrik an (denn 100 × 0 = 0).
Eine hohe Motivation ergibt sich nur dann, wenn sowohl die Erwartung hoch ist als auch der Wert. Im Idealfall lautet die Gleichung: Erwartung 100 × Wert 100 = 10 000. Mit dieser Formel lässt sich relativ exakt vorhersagen, wie motiviert eine Person ist, etwas zu tun – oder auch nicht. Manchmal hat ein Mensch Zugang zu diesen Informationen, das heißt, ich kann ihn fragen, wie wichtig ihm bestimmte Ziele oder Objekte sind und welche Erfolgserwartungen er diesbezüglich hat. Manchmal allerdings entstehen Wert und
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