Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
sein Urteil einfließen zu lassen.
Empfindungen spielen auch bei der Motivation eine Rolle. So können Handlungen durch positive Anreize von außen, die nicht unterscheidbar von der eigenen Motivation sind, attraktiver erscheinen. Ruud Custers und Henk Aarts haben in ihren Experimenten solche Situationen nachgestellt. Sie ließen Handlungen mit relativ neutraler Wertigkeit wie »sich umkleiden«, »umziehen« und »studieren« so kurz über einen Computerbildschirm flimmern, dass die Versuchsteilnehmer sie nicht bewusst lesen konnten. Kurz nach jeder Handlung wurden entweder positive oder neutrale Wörter, die nichts mit den Handlungen zu tun hatten (wie »nett«, »lustig«, »gut«, »Sonne«, oder »angenehm« im Gegensatz zu »weiterhin«, »daher«, oder »schließlich«), so lange eingeblendet, dass sie lesbar waren. Neutrale Handlungen wurden also mit positiven oder neutralen Begriffen konditioniert.
Da die Handlungen unter der Bewusstseinsschwelle dargeboten wurden, hatten die Versuchspersonen keine Chance, den Einfluss der positiven Empfindung, die positive Wörter auszulösen imstande sind, auszumachen. Wurden die Versuchsteilnehmer später gefragt, wie gerne sie die – nun lesbar dargebotenen – Aktivitäten angehen würden, färbte die Positivität der damit gekoppelten Wörter deutlich ab: Sie hatten zum Beispiel eher Lust darauf, umzuziehen, wenn das Verb mit »Sonne« statt mit einem neutralen Wort wie »weiterhin« gekoppelt worden war.
Offensichtlich kann man Handlungen positiv konditionieren. Dies ist auch einer der Gründe dafür, warum sich schöne und freundliche Arbeitsumgebungen, eine gute Stimmung und nette Kollegen indirekt, aber dadurch eben sehr nachdrücklich auf unsere Motivation und die Leistung auswirken. Positive Empfindungen, die ausgelöst werden, ohne dass man sie von der Arbeit oder Handlung unterscheiden kann, erhöhen den Wert einer Aktivität. Werden Verstärker in zeitlichem Zusammenhang zu einer Handlung gegeben, dann sollte das also möglichst subtil geschehen. Sonst können, wie wir oben gesehen haben, Korrumpierungseffekte auftreten.
Selbst ist der Mann
Natürlich kann man sich auch selbst belohnen. Ich tue das manchmal nach anstrengenden, stressigen Tagen – so wie heute, wo ich zur Begutachtung eines Forschungsprojektes fahren musste, stundenlang in einem viel zu heißen Zug saß und sich das Ganze als furchtbar langweilig und anstrengend herausstellte. Nach einem solchen Tag gibt es nichts Schöneres, als durch Amsterdam zu laufen, in die lachenden Gesichter der Menschen zu schauen und sich einen japanischen Pfannkuchen zu gönnen. Und wenn ich dann noch an meinem Buch weiterschreiben kann, wird ein herrlicher Tag daraus! Solche Aussichten tragen einen durch manches tiefe Tal.
Da es oftmals schwierig ist zu sagen, ob man etwas aufgrund intrinsischer oder extrinsischer Motivierung tut, ist der Verzicht auf solche Belohnungen ein interessanter Hinweis darauf, was man tief in seinem Inneren eigentlich will. Ich habe mich früher abends oft mit üppigen, fleischreichen Kochorgien belohnt, zu denen auch das ein oder andere Glas Wein gehörte. Letztes Jahr hatte ich einen Gichtknoten am Finger, und mit einem Mal musste ich meine Ernährung umstellen: kein Fleisch, kein Fisch, kein Alkohol. Von da an trank ich abends Tee und versuchte mich an neuen Gerichten, von denen ich bis jetzt noch nicht so recht überzeugt bin – für einen eingefleischten Würstchenesser sind Zucchini mit Ricotta oder Nudeln mit Gorgonzolasauce nicht wirklich ein Ersatz.
Und ich habe gemerkt, dass mir bestimmte Aufgaben keinen Spaß mehr machten. Mit anderen Worten: Offensichtlich hatte ich für manche Dinge die Aussicht auf eines meiner Lieblingsessen gebraucht, um sie überhaupt anzugehen. Andere dagegen tat ich genauso gern wie früher, und dies waren offensichtlich jene, für die ich intrinsisch motiviert war. Lassen Sie, falls das geht, die Belohnungen, die Sie sich selbst verordnen, eine Zeit lang weg, und schauen Sie, was Sie auch ohne gerne tun! Wenn Sie herausgefunden haben, welche Aufgaben Sie aus freien Stücken und mit Freude angehen, sollten Sie versuchen, ihnen noch mehr Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen, sodass letztendlich das Programm so sicher sitzt, dass selbst der Autopilot routiniert darauf Kurs nimmt. Denn es sind vermutlich die Tätigkeiten, die Sie wirklich gut können und die Ihnen gut tun. Im Umkehrschluss überlegen Sie sich, ob Sie sich nicht bestimmter Aufgaben
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