Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
entledigen können, die Sie nur tun, weil Ihnen eine Belohnung winkt. Und wenn Sie das nicht können, weil es sich dabei um Verpflichtungen handelt, dann setzen Sie ruhig weiterhin geeignete Belohnungen ein, um ihren Wert zu erhöhen und sich selbst zu motivieren.
Es muss (ein wenig) wehtun
Menschen mögen Herausforderungen. Sie bevorzugen Aufgaben »mittleren Schwierigkeitsgrades«, also solche, die nicht zu leicht, andererseits aber auch nicht unlösbar sind. Und sie schlussfolgern aus ihrer Anstrengung, ob sie etwas gerne mögen oder nicht: Habe ich Arbeit in etwas gesteckt, hat mich etwas Mühe, Aufwand und Zeit gekostet, ohne dass ich extern dafür belohnt wurde, dann muss ich interessiert daran gewesen sein. Das Interesse, und damit der Wert einer Aufgabe, ist dann am höchsten, wenn sie nicht zu leicht und nicht zu schwierig ist.
Die katholischen Christen wissen das schon lange. Wenn ich den Jakobsweg bis an sein Ende gegangen bin und dabei Muskelkater, Regen, Tieren in den Betten und anderen Schwierigkeiten getrotzt habe, dann muss mir die Sache etwas wert gewesen sein. Und wenn ich so viel investiert habe, dann muss ich sicher keine Zweifel an meinem Glauben haben. Manchmal erschweren Katholiken kürzere Wallfahrten, die ihnen möglicherweise zu leicht erscheinen, indem sie Erbsen in ihre Schuhe stecken. Vordergründig mögen sie dies tun, um sich für etwas zu bestrafen, aber unbewusst wirkt sich dies auch auf die Bewertung der Tätigkeit aus: Was schwer fällt, muss Dir wichtig sein. Wenn Du solche Qualen auf dich nimmst, dann musst du motiviert sein. Dadurch dass man bestimmte Handlungen erschwert, werden sie wertvoller. Ein Prinzip, von dem tatsächlich viel zu wenig Gebrauch gemacht wird.
Sehen Erzieher bei Kindern eine geringe Motivation, etwas zu tun, vereinfachen sie häufig die Aufgaben. Quizsendungen im Fernsehen, bei denen man etwas gewinnen kann, spiegeln dasselbe Unwissen über diesen Effekt wider. Gestern konnte man in einer Show ein Auto gewinnen, wenn man folgende Frage richtig beantwortete: »Wird Musik in einem Tonstudio oder in einem Kochstudio aufgenommen?« Wer ruft denn bei so etwas an? Und wer findet schon einen Club gut, den man einfach so betreten kann, ohne eine Stunde lang zu bangen, ob der Türsteher einen reinlässt oder nicht? In Amsterdam gibt es eine Reihe von Bars, die man von außen gar nicht als solche erkennt. Man muss sich also erst mal mühsam erkundigen. Dann muss man in solchen Bars reservieren! Kein Scherz! Und selbst dann muss man noch die Türsteherin passieren. Nimmt man das alles in Kauf, muss man schon richtig Lust auf einen Abend in einem solchen Lokal haben. Man muss intrinsisch motiviert sein.
Anstrengung ist eine Basis für Schlussfolgerungen hinsichtlich intrinsischer Motivation. Wiederum scheinen wir uns selbst zu beobachten, um dann aus unserem Verhalten zu schließen: »Das war schwierig, aber ich habe es trotzdem gemacht, also muss es mir das wert gewesen sein.« Der letzte Kausalzusammenhang ist spannend, weil man die Aufgabenschwierigkeit ja von außen fast unmerklich erhöhen kann, was aber dazu führt, dass sich Menschen plötzlich mehr für etwas interessieren. Also: Je schwieriger das Rätsel der TV -Show, desto größer das Interesse der Zuschauer, mitzumachen und anzurufen!
Nira Liberman und ich haben kürzlich gezeigt, dass die Schwierigkeit bei einer Entscheidung die Attraktivität von zwei positiven Alternativen erhöhen kann. Die Idee kam uns vor zehn Jahren bei einer Preisverleihung für die beste Doktorarbeit, bei der Nira leider nur den zweiten Platz geholt hat. Während die Gewinnerin ihre Rede hielt, kam ein Jurymitglied auf Nira zu, legte seine Hand auf ihre Schulter und sagte: »Nira, die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen.« Was er vermutlich damit sagen wollte, ist: Die beiden Alternativen lagen sehr dicht beieinander, und sowohl Platz eins als auch Platz zwei waren einfach klasse.
In einer Serie von Experimenten profitierten wir von dieser Beobachtung. Wir baten Versuchsteilnehmer, sich zwischen zwei Alternativen – etwa einem Kreativitätstest und einem Intelligenztest – zu entscheiden. Dabei spielten wir ihnen Musik vor oder versprühten Düfte im Labor und legten ihnen nahe, dass dies ihre Entscheidung erleichtere oder erschwere. Tatsächlich hatte dieser Eingriff den gewünschten Effekt: Versuchspersonen empfanden die Entscheidungsaufgabe als unterschiedlich schwierig. Zudem konnten wir unsere Hypothese belegen,
Weitere Kostenlose Bücher