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Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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Sinne des Wortes. Schließt man allerdings aus dem Erfolg, dass einem das Ziel sehr wichtig ist, dann motiviert es einen sogar noch mehr als vorher. Eine solche Interpretation fördert Verhaltensweisen, die zum Ziel hinführen.
    Generell findet Fishbach, dass Zielbewertungen motivierender sind als Fortschrittsbewertungen. Aber – Sie ahnen schon, worauf ich hinauswill – in der Selbstregulation ist, je nach Situation, mal die eine, mal die andere Interpretation besser. So haben Zielbewertungen vor allem bei Erfolgen einen Vorteil. Bei Misserfolgen trifft genau das Gegenteil zu. Nehmen wir an, ich höre von meinem Fitnesstrainer: »Auweia, wie lange sind Sie hier? Was? Einen Monat schon? Zwei Monate sogar? Und haben erst drei Kilo abgenommen? Was essen Sie denn? Jeden Abend Chips und Torte?« Ein Zielbewerter würde daraus schließen: »Ich scheine ja nicht richtig motiviert zu sein, abzunehmen. Wäre es mir wichtig, hätte ich mich wohl mehr angestrengt.« Er glaubt, dass das Ziel ihm nichts bedeutet, es entschwindet seinem Gedächtnis, und er geht Torte essen. Die Fortschrittsbewerter hingegen haben in dieser Situation einen klaren motivationalen Vorteil, sie können sich nicht zurücklehnen. Sie sagen sich: »Jetzt aber mal weiter ran, sonst wird das nie was!«
    Bei Fortschritts- oder Zielbewertern handelt es sich nicht um zwei grundsätzlich verschiedene Persönlichkeitstypen. Vielmehr ist jeder von uns mal der eine, mal der andere. Daher kann jeder von uns das Wissen um diese beiden Möglichkeiten der Interpretation flexibel nutzen, um mit Teil- oder Misserfolgen besser umzugehen oder aber um andere zu motivieren. »Toll, klasse, das hast du ja schon halb geschafft!,« wird ein Kind nicht gerade motivieren; vielmehr sollte man darauf verweisen, was die bisherige Leistung für das Ziel bedeutet, nämlich dass es wichtig ist: »Ist das nicht toll, dass du jetzt schon die Vergangenheitsformen im Russischen beherrschst? Nicht alle Kinder finden Russisch so toll wie du, aber sie wissen ja auch gar nicht, was ihnen da entgeht!« Damit haben Sie sowohl gelobt, als auch nahegelegt, dass das Ziel wichtig ist. Im Misserfolgsfall sollte man betonen, dass man einfach noch mehr tun muss, um das Ziel zu erreichen, ohne es aber grundsätzlich in Frage zu stellen. Entscheidend ist, zu wissen, dass einem diese Interpretationen jederzeit zur Verfügung stehen. In den meisten Fällen sind beide möglich, man kann sich die beste, am meisten motivierende heraussuchen. Es gibt keine Wahrheit. Man schafft sie sich selbst.
    Vom Schön- und Schlechtreden
    Meine Oma schaffte es, meinem Bruder jeden Erfolg kaputt zu reden. Während ich ihr Lieblingsenkel war – sie nannte mich immer »der gute Junge« –, konnte sie meinen Bruder Uli nicht ab. Der Arme verbrachte seine Besuche bei ihr immer unter dem Esstisch, um ihren Kniffen zu entgehen. Meine Großmutter hatte zeit ihres Lebens zwei Zentimeter lange Fingernägel, und niemand hat sie sie je schneiden sehen. Uli konnte machen, was er wollte, alles war falsch, immer wurde er durch ihre Krallenhände bestraft. Besiegte ich ihn im Memory, schrie meine Omi entzückt: »Unglaublich, der wird mal Professor!« Und ich bekam ein Mimosen-Ei 49 . Wenn Uli gewann, hieß es: »Glück gehabt.« Oder: »Haste wohl gemogelt!« Oder: »Da hat dich dein Bruder, der gute Junge, gewinnen lassen!« Erfolg war plötzlich keiner mehr. Verständlicherweise entwickelte mein Bruder, obwohl er bei manchen Spielen gewann und dann auch ein Mimosen-Ei bekam (natürlich aus »Mitleid«), kein großes Interesse an den Spielen, die wir bei meiner Omi machten. Er hasste die Besuche bei ihr. Wie man sieht, lässt sich selbst ein Erfolg so interpretieren, dass man danach in Tränen ausbricht. Und dann motiviert er natürlich nicht.
    In Prinzip 2 war schon einmal die Rede davon, dass man Erfolg entweder generell auf sich selbst beziehen kann, dann wirkt er motivierend; legt man ihm externe Faktoren zu Grunde, also Dinge wie Glück, bestimmte Umstände, Hilfe durch andere, die man nicht selbst in der Hand hat, bleibt die positive Motivierung aus. Ähnliches gilt, wenn wir Zweifel an der Echtheit eines Feedbacks haben. Haben wir den Eindruck, unser Chef ist nach einem Motivationstraining besonders aufmunternd zu uns, lässt sich das leicht damit erklären: »Naja, das hat er ja auch gerade gelernt.« Dasselbe geschieht, wenn jemand nach dem Gießkannenprinzip positives Feedback ausschüttet. Und wenn wir denken, dass wir

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