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Unser Leben mit George

Unser Leben mit George

Titel: Unser Leben mit George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Summers
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Federfüllung hatte enorm viel Wasser aufgenommen, sie war wie ein
riesiger Schwamm.
    Das Kissen war jetzt so schwer, dass
Martina und ich alle Kräfte aufbieten mussten, um es aus dem Badezimmer zu
bringen. Wir legten es auf einen Heizkörper, wo es liegen blieb, tropfend und
unangenehm riechend, bis es eine Woche später endlich getrocknet war. Obwohl
ich den Fleck mit allen möglichen Chemikalien behandelte, ging er nicht mehr
weg. Ebenso wenig wie der Geruch nach Urin, selbst nachdem ich das Kissen mit
meinem besten Parfüm besprüht hatte.
    Als der lose Überzug endlich aus der
Reinigung zurück war, sah unser chaotisches Wohnzimmer wieder ganz ordentlich
aus. Zumindest war das Sofa wieder normal, wenn es auch etwas müffelte. Doch
zwei Tage später, gerade als ich mich in meinem Schlafzimmer an die Arbeit
setzen wollte, steckte Martina entschuldigend den Kopf zur Tür herein. »Judith,
bitte komm«, sagte sie in ihrem komischen Englisch, »Sofa ist wieder nass.«
    Der Phantom-Pinkler hatte erneut
zugeschlagen. Wieder zeigte der anklagende Finger auf George. Diesmal war ich
richtig wütend. Ich ignorierte den Rat meines schlauen Hundepsychologen, die
Missetat meines Hundes zu ignorieren. Ich schrie George an, rieb seine Nase in
dem nassen Fleck und gab ihm einen Klaps mit einer zusammengerollten Zeitung.
Er sah mich ratlos und anklagend an und verkroch sich unter dem Küchentisch,
den Schwanz traurig zwischen die Beine geklemmt. Monster Mog sah vom Kaminsims
aus zu, ihr Blick schien zu sagen: »Ich hab’s ja gewusst.« Sie hatte den Hund
immer für einen ungehobelten Eindringling gehalten, dem man nicht trauen
durfte, und nun hatte sie recht behalten.
    Von nun an wurde George jede Stunde
ausgeführt. Trotzdem vergaß er sich abermals, diesmal auf meinem Bett. Bis ich
es entdeckte, war der Urin bereits durch die Bettdecke und bis in die Matratze
gesickert. Ich schrie ihn an, riss die Bettwäsche herunter und trug alles in
die Waschküche, dann besprühte ich die Matratze mit Desinfektionslösung. Als
ich zurückkam, hatte George — denn es war klar, dass er es war — schon wieder
gepinkelt, und wieder aufs Sofa.
    Es war ein Albtraum. George war genau
wie der Yorkshireterrier meiner Kindertage, nur noch viel, viel schlimmer.
Wenigstens hatte Freddy sich immer nur freitagabends danebenbenommen, und dann
nur bei den Vorhängen des Esszimmers oder an der Sofaecke. Aber George schien
eine Schwäche für alle weichen Flächen entwickelt zu haben, egal was es war. Es
gab nichts Schlimmeres als Urin, der langsam in ein Polster oder in eine
Matratze drang; wie sehr man auch schrubbte oder es mit scharfen Chemikalien
besprühte, der Geruch ging nie wieder weg. Am Ende dieser Woche war unser
gesamtes Bettzeug verdeckt, obwohl es rigoros gewaschen worden war. Auf jedem
Heizkörper lagen nasse Kissen, die Sofas hatten sämtliche Polster eingebüßt,
und im Haus stank es wie in einer öffentlichen Bedürfnisanstalt.
    Ich rief Pete an, erzählte ihm alles
und fragte ihn um Rat. Er wand sich und gab verständnisvolle Laute von sich,
genau wie damals an meinem Küchentisch, fast konnte ich sehen, wie er an seiner
Sigmund-Freud-Brille rückte und sich den Bart strich.
    »Wenn Sie George dabei erwischen
könnten«, sagte er schließlich nach langem Nachdenken, »dann könnte es helfen,
wenn Sie ihn ganz behutsam ausschimpfen.«
    »Und wenn nicht?«
    »In dem Falle wäre eine Bestrafung
weniger als nutzlos. Schlimmer noch, sie wäre kontraproduktiv. Um ein Problem
zu lösen, muss man es an der Wurzel packen. An Ihrer Stelle würde ich, statt
auf die Pfützen zu sehen, mich auf Georges Seele konzentrieren.«
    »Seine Seele? In Ordnung.«
    »Weil George, wissen Sie, dadurch, dass
er auf die Möbel uriniert, ganz offenbar auf einer sublimen, sehr tiefen Ebene
mit Ihnen kommunizieren will.«
    O ja, natürlich. Die Ebene, auf der
George mit mir zu kommunizieren versuchte, war so tief, dass sie inzwischen
nicht nur die Sofakissen und die Polsterung, sondern das Gestell des Sofas
durchdrungen hatte. Pete schlug vor, dass ich ihn zu einem
Intensiv-Therapiekurs für Hunde bringe, zehn Termine zu je vierzig Pfund
müssten genügen — aber stattdessen legte ich auf. Ich erklärte George, dass er
für immer und ewig von den Polstermöbeln verbannt sei, und ließ die Worte
»Battersea« und »Tierheim« in mein Gespräch mit einfließen, in der Hoffnung,
dass die sublime Kommunikation in beide Richtungen funktionieren würde.
    Leider

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