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Unser Leben mit George

Unser Leben mit George

Titel: Unser Leben mit George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Summers
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er wieder einmal für etwas bestraft werden sollte, was er gar nicht
getan hatte. Wütend, dass sie überrascht worden war, versuchte Monster Mog mir
mit den Krallen eins auszuwischen und sah mich hasserfüllt an. Du verdienst es
nicht anders, schien ihr Blick zu sagen, schließlich hast du dieses Geschöpf in
mein Haus gebracht!
    Ich hatte mir im Laufe der letzten acht
Jahre so viel von Monster Mog gefallen lassen: ihre schlechte Laune und ihre
Unberechenbarkeit; ihre lebenden Frösche und die toten, halb zerkauten Mäuse;
ihre gleich bleibende Feindseligkeit gegen George und die gelegentlichen
Grobheiten, mit denen sie uns bedachte. Jetzt war ihre Schreckensherrschaft zu
Ende. Ihr Versuch, den Eindringling zu vertreiben, war gründlich
schiefgegangen. Durch das Beschmutzen ihres eigenen Nests hatte sie ihr
Schicksal selbst besiegelt.
    Diese letzten drei Wochen hatten das
Fass zum Überlaufen gebracht: Ich konnte sie nicht mehr tolerieren. Es war
Zeit, ein neues, hundefreies Zuhause für sie zu finden, ein Zuhause, wo sie im
Mittelpunkt stehen würde. Ich bot Philip Monster Mog an, denn er war überzeugt,
ihr widerwärtiges Benehmen käme nur daher, dass ich sie nicht genug liebte,
oder dass ich George zu sehr liebte, oder beides. Vielleicht würden er und Sue
ihr die Liebe geben können, die sie offenbar bei mir nicht bekam, schlug ich
vor. Doch zu meiner Überraschung schlugen sie dieses einmalige Angebot aus.
Vielleicht hatte es etwas mit ihren makellosen weißen Teppichen und den
cremefarbenen Sofas zu tun.
    Was sollte ich nur mit Monster Mog
machen? Ich überlegte, ob ich zu Anthonys Lösung greifen sollte, nämlich, sie
in einen Karton setzen, an einen weit entfernten Ort fahren und dort
herauslassen — aber ich wusste, dass ich zu einer solchen Grausamkeit nicht
fähig war. Außerdem würde sie, wie Anthonys Norman, wahrscheinlich wieder den
Weg nach Hause finden. Nein, irgendwie musste ich für meine Katze ein neues,
liebevolles Zuhause finden. Aber wer würde mir eine Katze mit solch abstoßenden
Angewohnheiten abnehmen? Ich hätte sie niemandem wünschen mögen.
    Schließlich überzeugte mich der
Tierarzt davon, dass es keinen anderen Ausweg gab, als Monster Mog ins Tierheim
zu bringen. Die Pfleger dort versprachen mir hoch und heilig, ein neues Heim
für sie zu finden, und tatsächlich gelang es ihnen. Das Letzte, was ich über
sie hörte, war, dass sie nun Tiddles hieß und zufrieden bei einem alten Herrn
in einem Vorort im Süden Londons lebte.
    Weit weg von uns.



15. Kapitel
     
    Am 3. Juni 2001 begingen Tabby, Hannah,
Joshua, Nathaniel und ich Udis dritten Todestag auf die gleiche Weise wie die
beiden vorherigen Male: Wir gingen mit George spazieren. Unser Ziel war die
Holzbank auf Hampstead Heath, die wir zu Udis Gedächtnis gestiftet hatten. Es
war schnell zu einer Tradition geworden: Wir machten Aufnahmen von uns, wie wir
auf der Bank saßen, ließen Luftballons aufsteigen und stießen mit Champagner
auf Udi an. Danach kletterten wir auf Bäume, selbst George schaffte es auf die
unteren Äste einer Eiche, und schließlich folgte ein Fußballspiel, die Jungs
gegen die Mädchen. Und wie immer schossen die Jungs drei Tore und erledigten
uns alte »Mädchen« innerhalb der ersten fünf Minuten, während George kläffend
hinter dem Ball her jagte oder die Teams vom Rande her anfeuerte.
    Es war Udis Wunsch gewesen,
eingeäschert zu werden, also fuhren wir einige Zeit nach der Trauerfeier nach
Kimmeridge, der herrlichen Bucht in Dorset, wo er so viele glückliche Tage
seines Lebens mit Rennbooten oder auf dem Surfbrett verbracht hatte, und dort
streuten wir seine Asche ins Meer. Diese Abschiedsfeier vollzog sich allerdings
weitaus weniger traurig als erwartet. Der Tag war ziemlich stürmisch, und statt
würdevoll im Wasser zu versinken, wurde uns die Asche ins Gesicht und über die
Kleider geblasen, worüber wir gleichzeitig lachen und weinen mussten. Es sah
Udi so ähnlich — widerspenstig bis zum Schluss.
    Natürlich gab es nun kein Grab, das wir
hätten aufsuchen können. Es gab nicht einmal eine Gedenktafel für Udi, denn wo
gab es einen Ort dafür, der im Zusammenhang mit Udi eine Bedeutung gehabt
hätte, außer vielleicht dem Ordnungsamt in Camden, Abteilung Parkgebühren? (Zum
Gedenken an Udi Eichler, hätte darauf stehen können, der nach langem
Kampf mit Parkwächtern starb und unbezahlte Strafzettel in Höhe von 2000 Pfund
hinterließ.) Aber dann machte mein Schwager den Vorschlag, zu Udis

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