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Unser Leben mit George

Unser Leben mit George

Titel: Unser Leben mit George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Summers
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Zähne zu putzen, aber
mit genauso wenig Erfolg wie beim ersten Mal. Martina nahm sich der Sache an
und hatte etwas mehr Glück. Trotzdem war George bald wieder auf dem
Operationstisch, es musste erneut Zahnstein entfernt und ein Zahn gezogen
werden — der erste von vielen. Gleichzeitig wurden Tests gemacht, um die
Ursache für die juckenden Hautstellen und die verstopften Talgdrüsen zu finden,
die ihm immer öfter zusetzten. Die Rechnung für die Zahnbehandlung sowie die
Biopsien, Labortests und Medikamente betrug 930,98 Pfund — eine Summe, für die
ich drei neue Cavalierwelpen von Mrs Colman hätte kaufen können.
    Und so ging es weiter. Allergien,
Rückenprobleme, Bindehautentzündung, Durchfall... Die Liste mit Georges
gesundheitlichen Problemen las sich bald wie ein Lexikon der Hundekrankheiten.
Wenn ich nicht im Auto saß, um ihn zum Tierarzt oder zurück zu fahren, lag ich
zu Hause auf den Knien, um ihm Spezialbäder zu verabreichen oder Schmerzmittel
in seinen Rachen zu sprühen, oder um rosa Tabletten in Käsehäppchen zu
verstecken, damit er sie schluckte. Aber egal wie viel Gouda, Cheddar oder
Lachende Kuh ich um die Tablette schmuggelte, George schaffte es immer, den
Käse zu fressen und die Tablette wieder auszuspucken.
    Mit der Zeit fing ich an, die Schuld
für Georges häufige Unfälle und Krankheiten bei mir zu suchen. Als wir ihn
bekamen, war er kerngesund gewesen, womöglich lag es also wirklich an mir.
Vielleicht litt ich unter einem Münchhausen-Syndrom, das sich auf ihn übertrug,
und ich machte ihn krank, ohne es zu wissen. Aber wie der Tierarzt mir während
unseres vierzigsten Besuches (wegen Hautjucken) versicherte, George war nun mal
ein Pechvogel. Diese Dinge passierten ihm einfach.
    Aber im Frühjahr 2001 passierten auch
immer häufiger gewisse andere Dinge im Haus.



14.
Kapitel
     
    Joshua bemerkte es zuerst. Er war aus der
Schule nach Hause gekommen und hatte sich, wie es seine Gewohnheit war, mit der
Fernbedienung vor dem Fernseher aufs Sofa fallen lassen. Aber statt
zusammengerollt dort sitzen zu bleiben wie sonst, sprang er sofort wieder auf.
    »Iiii!«, schrie er, »das Sofa ist ja
ganz nass!«
    »Was? Bist du sicher?«, sagte ich.
    Er warf mir einen vernichtenden Blick
zu. »Mum, erinnerst du dich noch, wie ich klein war und dir mal sagte, dass ein
Vogel im Wohnzimmer herumflog, und du mir nicht glaubtest?«
    »Wie kann ich das vergessen? Er machte
eine schreckliche Sauerei auf dem Teppich.«
    »Also, damals war ich acht, und jetzt
bin ich elfeinhalb. Findest du nicht, dass du mich langsam ernst nehmen
solltest?«
    Joshua wuchs schneller heran, als mir
klar war. Ich war dankbar dafür, dass er ein ganz normales Kind an der Schwelle
der Pubertät war, damit meine ich, dass er auf normale Weise ruppig und
unordentlich war und den ganz normalen, aber oft unverständlichen Teenagerslang
sprach. Ich schluckte meine Kritik an seiner schlampigen Ausdrucksweise
herunter und sah mir das Sofa an.
    Tatsächlich war auf einem der
Sitzkissen ein großer nasser Fleck. Ein flüchtiges Schnuppern genügte, um
festzustellen, dass es Urin war. Und eine noch flüchtigere Berührung zeigte
mir, dass der Fleck noch warm war. Welches Tier auch dafür verantwortlich war,
es war vor ganz kurzer Zeit geschehen. Ich fuhr herum und suchte nach dem
Übeltäter. George und Monster Mog waren direkt hinter mir.
    »Wer von euch beiden war das?«, fragte
ich. Keiner von beiden gestand oder deutete mit der Pfote auf den anderen.
Monster Mog blinzelte mich rätselhaft an und sprang aufs Sofa. Sie schnüffelte
an dem nassen Kissen und verzog angeekelt das Näschen. Was muss man denn hier noch alles ertragen?, schien ihr Gesichtsausdruck zu sagen, als sie auf die Armlehne
stieg und, das Gesicht zu uns gewandt, sich hinlegte und mit betonter Gleichgültigkeit
die Pfoten kreuzte.
    Ich wandte mich an den anderen
Verdächtigen. Den Kopf auf die Seite gelegt, lachte der dreijährige George mich
mit seinen großen, feuchten, vertrauensvollen Augen an. Er sah so goldig, so
süß und so wunderbar brav aus. Er hatte doch sicher nicht aufs Sofa
gepinkelt? Er war seit einer Ewigkeit stubenrein, und außerdem war er weniger
als eine Stunde zuvor draußen gewesen und hatte den Rasen bewässert. Ich konnte
einfach nicht glauben, dass er verantwortlich war, zumal das Sofa einer seiner
liebsten Schlafplätze war.
    Wieder sah ich Monster Mog an. Ruhig
und mit gutem Gewissen hielt sie meinem Blick stand. Sie hatte gewiss

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