Unser Leben mit George
verstand George nicht. Im Laufe
der nächsten Woche ärgerte ich mich immer mehr über ihn, und er wurde immer
verwirrter und ängstlicher. Gleichzeitig war Monster Mog so zärtlich wie seit
Jahren nicht mehr. Vielleicht spürte sie, dass ich von ihrem Todfeind
desillusioniert war, und nutzte die Situation voll aus. Da er nun auf den
Fußboden verbannt war, sprang sie mir auf den Schoß, wann immer sie konnte, und
erlaubte mir, sie zu streicheln, ohne mich zu kratzen oder zu beißen. Manchmal
schnurrte sie sogar vor Wohlbehagen.
Fassungslos schaute der arme George zu,
als könne er nicht begreifen, was da passierte. Meiner Mutter tat er leid. Aber
schließlich musste sie auch nicht mit ihm leben. »Vielleicht ist der arme
kleine Kerl krank«, gab sie zu bedenken.
»O Gott, Mum, vielleicht hast du
recht!«
Schuldbewusst fuhr ich also mit George
wieder zum Tierarzt. Diesmal steckte er George ein Thermometer in den Po,
drückte auf seine Rippen und horchte sein Herz ab.
»Ihm scheint nichts zu fehlen«,
verkündete er. »Trotzdem, es ist möglich, dass er sich eine Blaseninfektion
geholt hat, wodurch er die Kontrolle verloren hat. Um ganz sicherzugehen, würde
ich gern seinen Urin untersuchen.«
»Gern. Was immer nötig ist.«
»Es kostet natürlich etwas, und ich
werde Ihre Hilfe brauchen.«
»Ich mache alles mit. Was Sie wollen.«
Im nächsten Augenblick gab er mir eine durchsichtige Plastiktüte, in der ein
kleines Gläschen war. »Was ist das?«, versuchte ich so nonchalant wie möglich
zu fragen.
»Es ist ein steriles Probenfläschchen.
Das nächste Mal, wenn George an einem Laternenpfahl das Bein hebt, möchte ich,
dass Sie eine Urinprobe darin auffangen. Wenn Sie sich das nicht zutrauen«,
fügte er hinzu, als er mein entsetztes Gesicht sah, »können Sie ihn auch zwei
Stunden hier lassen. Dann binden wir ihm eine Plastiktüte um den Penis und
bekommen die Probe auf diese Weise.«
Kurz darauf trabte George fröhlich mit
einer Helferin davon, um sich an einer Plastiktüte befestigen zu lassen. Als
ich ihn zwei Stunden später wieder abholte, sah er ziemlich beleidigt aus, wozu
er auch allen Grund hatte. Doch die Urinuntersuchung hatte gezeigt, dass ihm
körperlich nichts fehlte. Er war nicht krank und er brauchte keine Therapie,
wie mir der Tierarzt versicherte. Es sah ganz danach aus, als sei George
einfach nur ungezogen.
Am Ende der nächsten Woche war ich
verzweifelt. Der Hund, den ich liebte, verwüstete mein schönes Heim. Ich
wusste, dass ich die Unordnung und den Gestank nicht mehr lange ertragen
konnte. Und dennoch war der Gedanke, George wegzugeben, unvorstellbar. Er war
so sehr ein Mitglied unserer Familie, dass er mir fast wie ein zweites Kind
vorkam. Ich sage fast, denn im Innersten wusste ich natürlich, dass
George kein Kind war. Er war ein Hund, und zwar ein Hund, mit dem das
Zusammenleben unmöglich geworden war. Was konnte ich unter diesen traurigen
Umständen anderes machen, als ein neues Zuhause für ihn zu finden, wo er sich
hoffentlich besser benahm als bei uns? Aber das würde mir das Herz brechen, von
Joshua ganz zu schweigen.
In Tränen aufgelöst und unfähig zu schlafen
oder zu arbeiten, lief ich in unserer stinkenden Wohnung herum, rang die Hände
und heulte, während George treu hinter mir hertrabte und vergnügt versuchte,
die Creme von meinen Füßen zu lecken, und nichts von meinen verräterischen
Absichten ahnte. Es half alles nichts, entschied ich, als ich die übel
riechende Treppe hinaufstieg, auf der ich am Abend zuvor wieder eine Pfütze
entdeckt hatte: George musste gehen.
In diesem Augenblick erwischte ich den
Übeltäter in flagranti.
George und ich kamen gerade ins
Wohnzimmer, als sie mitten im Geschäft auf dem roten Plüschsofa hockte, die
kalten Augen auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne gerichtet. Mir stockte
der Atem. Monster Mog! Im Bruchteil einer Sekunde wurde mir alles klar. Sie war
es immer gewesen! Und sie hatte nicht nur unsere Wohnung verwüstet, sie hatte
es George auch noch büßen lassen. Eigentlich hätte man es sich denken können,
wenn man ihren Charakter berücksichtigte. Sie hatte den ganzen gemeinen Plan
wahrscheinlich ausgeheckt, um ihn loszuwerden.
In mörderischer Wut stürzte ich auf sie
los. »Wage es nicht!«, schrie ich. Als ich sie vom Kissen zerrte, rann ein
Strom heißen Urins über den Plüschbezug, hinunter auf den Teppich und über
meine Füße. Mit eingeklemmtem Schwanz schoss George aus dem Zimmer, er hatte
Angst, dass
Weitere Kostenlose Bücher