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Unser Leben mit George

Unser Leben mit George

Titel: Unser Leben mit George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Summers
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ihre
Fehler, aber das Pinkeln im Haus hatte nie dazugehört. Ich sah George an, und
als meine Augen sich verengten, sah er weg und ließ den Kopf hängen. Sein
Schwanz, der ausnahmsweise einmal nach unten zeigte, zuckte mit kleinen,
verstohlenen Bewegungen hin und her.
    »Warst du das?«, fragte ich
misstrauisch, wobei ich ihn beim Halsband nahm, seine Vorderpfoten aufs Sofa
hob und ihm den nassen Fleck zeigte. Nach kurzem Schnuppern entwand er sich
meinem Griff und schlich mit schuldbewusstem Gesicht davon.
    Wie ein Bruder, der einem Elternteil
gegenüber Solidarität zeigen muss, kam Joshua sofort zu Georges Verteidigung, noch
ehe ich ihn wieder einfangen konnte. »Lass ihn in Ruhe! Du weißt doch noch, was
der Hundetrainer gesagt hat — schlechtes Benehmen ignorieren und gutes Benehmen
belohnen! Vielleicht hat er es ja gar nicht getan! Und wenn schon, dann war es
sicher nur ein Ausrutscher!«
    Das musste die Erklärung sein. An etwas
anderes wollte ich gar nicht denken. Dann hatte es auch wirklich keinen Zweck,
den armen Hund auszuschimpfen. Wie ein Kind, das im Schlaf das Bett nass
machte, brauchte George Verständnis und keine Strafe. Aber im Gegensatz zu
Joshua, der ihn jetzt in den Arm nahm und mit ihm schmuste, war ich nicht in
der Stimmung dazu.
    Ich zog mir ein Paar Gummihandschuhe an
und hob das große Polster vom Sofa, dann öffnete ich den Reißverschluss und
zerrte das Kissen heraus. Ich stöhnte. Mitten auf dem großen weißen
federgefüllten Polster prangte ein großer gelber Fleck. Es sah aus wie eine
riesige gebrauchte Windel. Wie um alles in der Welt sollte ich das sauber
kriegen? »Ich glaube, wir werden das waschen müssen«, sagte ich zu Joshua.
    »Ja, Mum«, stimmte mein Sohn zu.
»Vermutlich wirst du das müssen. Natürlich würde ich dir gern helfen,
aber ich habe viel zu viele Hausaufgaben.«
    »Aber du hattest dich doch gerade vor
den Fernseher gesetzt!«
    »Ja, aber ich muss mich jetzt umziehen,
ich habe doch auf dem nassen Kissen gesessen!«
    »Nun ja, und vielen Dank auch.«
    Mein ironischer Ton kam nicht an.
Stattdessen sagte er sehr höflich »Bitte sehr« und rannte nach unten.
    »Joshua, komm zurück und hilf mir!«,
rief ich.
    »Würde ich wirklich gern machen, aber
ich kann dich nicht hören.«
    Ich fragte mich, was für ein kleines
Ungeheuer ich da großzog, und trug das Kissen ins Badezimmer. Dort warf ich es
in die Wanne, drehte die Brause auf und fing an, ohne großen Erfolg auf dem
verfleckten Stoff herumzureiben. Ich hatte keine Ahnung, wie ich den Urin, der
in die Federfüllung eingedrungen war, herauskriegen sollte, ohne das ganze Ding
zu waschen. Und wenn ich das tat, würde das Kissen völlig durchnässt sein, und
ich wusste nicht, wie ich es jemals wieder trocken bekommen sollte.
    Nun kam auch der Hauptverdächtige ins
Badezimmer getrabt, stellte sich neben mir mit den Vorderpfoten auf den Rand
der Badewanne und leistete mir Gesellschaft, wobei er immer wieder mit der Nase
gegen meinen Arm stupste. George schien sich erstaunlich schnell von seiner
Verlegenheit erholt zu haben, denn er lachte fröhlich, und die weiße Fahne
seines Schwanzes zeigte nach oben und wedelte wie immer. Im letzten Jahr hatte
ich ihm beigebracht, in die Badewanne zu springen, wenn wir von Hampstead Heath
kamen, damit ich seine matschigen Pfoten abspülen konnte. Vermutlich dachte er,
dass ich das jetzt auch wollte, denn plötzlich nahm er einen Anlauf und sprang
hinein. »Raus!«, schrie ich, als er auf dem bepinkelten Kissen herumtrampelte
und gleichzeitig versuchte, dem Wasserstrahl auszuweichen. Ich legte die Brause
hin, ergriff George und setzte ihn auf den Badvorleger. Inzwischen wand sich
die Brause wie eine Schlange und besprühte mich und die Wand.
    George hielt dies für ein tolles neues
Spiel und sprang abermals wild kläffend in die Wanne, worauf ich ihn erneut
heraushob und auf den Vorleger setzte. »Hinlegen!«, rief ich, so laut ich
konnte. Im Gegensatz zu ihm war ich nicht zum Spielen aufgelegt. Endlich
kapierte er es: Er sollte nicht baden. Er schüttelte sich kräftig, wobei er
mich vollends durchnässte, dann wälzte er sich auf dem Teppich des Badezimmers,
um sich abzutrocknen, und strampelte mit den Beinen. »Hör auf!«, rief ich und
ergriff ihn beim Halsband, aber es hatte nicht viel Zweck, der Teppich war
bereits klitschnass. Ich war auch durchnässt, und das Sofakissen ebenfalls,
denn ich hatte vergessen, die Hähne zuzudrehen, als ich mit George beschäftigt
war. Die

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