Unser Sommer in Georgia
bleiben willst.«
Maisy ging zu ihrer Mutter hinüber. »Ich habe meine Entscheidungen immer allein getroffen. Und das mache ich auch jetzt. Ich bleibe noch eine Weile hier. Das kannst du mir nicht ausreden.«
Lachend verdrehte Kitsy die Augen. »Wann habe ich dir jemals was ausreden können, du Dickschädel?«
Adalee schaute sich im Zimmer um. »Bin ich denn die Einzige, die völlig ahnungslos war?« Sie packte den Arzt am Ärmel. »Sagen Sie uns die Wahrheit, Herr Doktor! Was bedeutet das?«
»Genau das, was Ihre Mutter gerade erläutert hat.«
»Aber ... was sagen die Statistiken und so?«, fragte Adalee.
Dr. Foster trat einen Schritt zurück. »Kitsy? Möchten Sie darüber sprechen?«
»Ich halte nichts von Statistiken.« Sie machte eine wegwerfende Bewegung. »Aber mein Arzt und ich planen, zusammen nach Houston zu fliegen, zu M. D. Anderson, das ist das beste Behandlungszentrum für Chondrosarkome in den Vereinigten Staaten. Dort wird der Tumor entfernt. Anschließend brauche ich vielleicht eine Protonentherapie, aber was das eigentlich ist, habe ich noch nicht ganz begriffen. Ich werde nicht lange weg sein. Gesund werden möchte ich zu Hause. Adalee begleitet mich, und Riley kümmert sich währenddessen um den Verkauf der Buchhandlung. Maisy, ich möchte nicht, dass du deine Stelle verlierst ...«
»Mama, meine Stelle bleibt mir erhalten. Ich bin hier.«
»Von Überlebensraten oder Statistiken oder so was wollen wir nicht reden - habt ihr mich verstanden? Jetzt, in diesem Moment, habe ich eine hundertprozentige Chance, hier zu sein und euch in den Wahnsinn zu treiben, euch liebzuhaben und euch zuzuhören, wie ihr in meinem Haus zankt und schreit und liebt und lebt.«
»Und das genügt«, meinte Maisy. »Das reicht vollkommen.«
Dreißig
Riley
Auf dem Fußboden im Lagerraum lagen überall Bücher. Sie sollten verpackt und an die Verlage zurückgeschickt werden. Mit jedem Atemzug kamen Riley neue Gedanken, manche brachen ihr fast das Herz, andere brachten ihr Hoffnung und Freude. Hätte sie diesen Buchladen doch bloß retten können für ihre Mutter, für sich selbst! Aber jedes Ende bedeutete auch einen neuen Anfang - jedenfalls hatte sie das Brayden erklärt, als sie ihm eröffnet hatte, dass sie für eine Zeitlang zu Oma ziehen müssten.
Riley erwog alle Möglichkeiten, betrachtete sie von allen Seiten. Sie könnte Lodge um einen Job bei der Zeitung bitten und über lokale Ereignisse berichten. Denn wer kannte die Stadt besser als sie? Sie könnte sich auch am College einschreiben und auf ihren Abschluss in Englisch hinarbeiten. Oder sie könnte den Käufern des Driftwood Cottage - wer auch immer sie sein mochten - ihre Dienste anbieten, vorausgesetzt, sie führten die Buchhandlung weiter. Ein neuer Anfang ... Ja, sie musste diese Zeit als Chance für einen aufregenden Neustart betrachten.
Sie schaute aus dem Fenster auf das nicht zu übersehende Schild auf dem Rasen: »Zu verkaufen«. Mimi Bennett, die Immobilienmaklerin, hatte so getan, als sei sie bestürzt, als sie den Pfahl in den Boden schlug, aber Riley wusste, dass sie sich auf die Provision freute. Aber das war inzwischen zwei Wochen her, und bis jetzt hatte niemand ein Angebot gemacht. Schließlich hatte Mimi Riley gebeten, einen Teil der Bücher zusammenzupacken, damit potenzielle Käufer den Charakter des Hauses besser erkennen konnten. Auch wenn die ganze Familie hoffte, dass jemand das Driftwood Cottage als Buchhandlung kaufen würde, so war es doch durchaus möglich, dass potentielle Käufer nur an dem Haus als solchem Interesse hatten.
Riley hatte Adalees Zeittafeln im Laden stehen lassen, und viele Kunden kamen und lasen sie immer wieder, wobei sie offenbar jedes Mal etwas Neues entdeckten. Gerade heute Morgen hatte Riley die letzte Zeile auf der letzten Tafel gelesen: Alles ist verbunden ... Die Geschichte geht weiter ... Dabei war ihr klar geworden, dass auch die Phase, die sie gerade durchmachte, bloß ein weiteres Kapitel in einer langen Geschichte war, in ihrer Lebensgeschichte und in der Geschichte des Driftwood Cottage.
Nachdem ihre Mutter den Schwestern ihre Neuigkeiten mitgeteilt hatte, hatte Adalee sich gleich am nächsten Tag für eine Unzahl von Kursen eingeschrieben in der Absicht, ihr Studium bis zum Dezember abzuschließen. Maisy und Lucy waren zu Kitsy gezogen und schienen viel Spaß zusammen zu haben. Lucy wartete darauf, dass Tucker die Scheidungspapiere unterschrieb, doch er hatte geschworen, dass er das
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