Unser Sommer in Georgia
außen zu füllen.«
»Das soll ich gesagt haben?«
Lucy wischte sich noch einmal über die Augen und lachte dann. »Ja, du. Und ich weiß, dass du von dir gesprochen hast, aber ich habe mich darin wiedererkannt. Ich habe immer geglaubt, allein wäre ich nicht gut genug. Ich habe mich nie danach beurteilt, wer ich selbst bin, sondern immer danach, mit wem ich zusammen bin.«
Lucy ließ die Schultern hängen. »Weißt du, er hat mir nicht mal erlaubt, eine richtige Arbeit anzunehmen - er hat immer gesagt, meine eigentliche Aufgabe würde darin bestehen, seine Frau zu sein. Ich weiß gar nicht, was ich anderes machen soll. Meine Mutter will mir einreden, dass ich bei ihm bleiben und beten soll, weil das in der Bibel steht, aber ich weiß einfach, dass ich ihn verlassen muss ...«
Maisy nahm einen von Lucys Koffern, öffnete die Hintertür und hielt sie für ihre älteste und liebste Freundin auf. »Bleib eine Weile hier, Lucy! Bleib so lange wie nötig!«
Die vier Frauen der Familie Sheffield hatten sich im Esszimmer zum Frühstück versammelt. Lucy saß auf der hinteren Veranda im Gespräch mit dem Rechtsanwalt, den Kitsy Sheffield schon vor Tagesbeginn ins Haus bestellt hatte. Maisy hatte noch am Vorabend zwei wichtige Telefonate geführt: eins mit Peter, um mit ihm Schluss zu machen, und eins mit Sheila bei Beach Chic, um sie zu bitten, ihr noch mehr Urlaub zu geben, damit sie ihre Familienangelegenheiten regeln könne. Sheila hatte Maisy so viel Zeit zugestanden, wie sie brauche - Beach Chic würde warten. Peter dagegen hatte die Neuigkeit nicht so gleichmütig aufgenommen.
Harriet hatte alle Fenster geöffnet und die Gardinen zur Seite gezogen, um den frischen Wind, den Vorboten eines Gewitters, ins Haus zu lassen. Adalee aß einen Happen von dem Speck mit der braunen Zuckerkruste und lehnte sich dann zurück. »Das kann nicht gut für mich sein«, seufzte sie.
Kitsy in ihrem Rollstuhl lachte so voller Freude, dass Maisy sich zu ihr drehte, um sicherzugehen, dass das ausgelassene Gelächter tatsächlich von ihrer Mutter kam. »Hört mal, Mädels, ich muss mit euch sprechen.«
Adalees Seufzer verwandelte sich in Stöhnen. »Mama, die Party ist doch vorbei.«
»Ich weiß. Aber in gewisser Weise hat sie gerade erst angefangen.«
»Was?« Adalee richtete sich kerzengerade auf. Riley schloss die Augen, und Maisy hielt die Luft an.
»Ich muss euch etwas mitteilen, und ich möchte, dass ihr weder in Panik geratet, noch in Tränen ausbrecht oder in Deckung geht.« Während Kitsy noch über den eigenen Witz lachte, trat Dr. Foster durch die Seitentür ein. Er stellte sich neben Kitsy.
Adalee sprang auf. »Doktor Foster, was machen Sie denn hier?«
Kitsy räusperte sich, strich mit dem Finger über die angemalten Lippen und lächelte gezwungen. »Vor ein paar Wochen habe ich Tests machen lassen und festgestellt, dass ich so eine böse Geschichte namens Chondrosarkom habe. Doktor Foster hatte mich zu einer Computertomographie überredet, und daraufhin hat er es diagnostiziert.« Kitsy holte Luft und hob dabei die Hand, um klarzumachen, dass sie nicht unterbrochen werden wollte.
Doch Adalee ließ sich nicht bremsen. »Was bedeutet das?«
Riley und Maisy warfen sich einen Blick zu.
»Das bedeutet, dass dieser ärgerliche Knoten in der Kniekehle auf jeden Fall operativ entfernt werden muss. Und danach brauche ich vielleicht Bestrahlungen. Und dann folgen unzählige Untersuchungen. Ich werde eure Liebe und Fürsorge brauchen, und selbstverständlich müsst ihr mich auch endlos loben und bewundern.«
Maisy lachte, obwohl die Angst ihr die Kehle zuschnürte. Noch war ihre Mutter hier, sie lebte und machte sich über das eigene Bedürfnis nach Aufmerksamkeit lustig.
Mutter zog einen Schmollmund und blinzelte Maisy an. »Du hast es gewusst«, sagte sie.
Ohne das zu bejahen oder abzustreiten, schaute Maisy geradeaus.
»Herr Doktor?« Fragend schaute Kitsy Dr. Foster an. Der jedoch schüttelte den Kopf.
Riley griff nach Maisys Hand und bekannte: »Ich hätte es Maisy nicht sagen sollen, aber ich hab es nicht mehr ausgehalten, als Einzige davon zu wissen.«
Kitsy deutete auf Maisy. »Deshalb also willst du nicht nach Kalifornien zurück. Nun, das kommt gar nicht in Frage. Du warst immer sehr darauf bedacht, dein eigenes Leben zu leben, und aus dem Grund habe ich auch gezögert, es euch zu sagen. Ich will nicht, dass du hierbleibst, weil du ein schlechtes Gewissen hast. Du darfst nur bleiben, wenn du wirklich
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