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Unser Spiel

Unser Spiel

Titel: Unser Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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den kleinen Augen.
    »Besitzt Ihr Freund Dr. Pettifer ein Auto , Mr. Cranmer?« fragte er grämlich. Und deutete mit dem langen Schädel in Richtung Recorder: Sprich mit dem Ding da, nicht mit mir.
    »In London hatte Pettifer einen ganzen Fuhrpark«, antwortete ich. »Der aber größtenteils anderen Leuten gehörte.«
    »Namen?«
    »Nie danach gefragt. Ich hatte keinen Umgang mit seinen Bekannten.«
    »Und wie war das in Bath?«
    »Keine Ahnung, welche Vorkehrungen er in Bath zu seiner Fortbewegung getroffen hat.«
    Ich war teilnahmslos und sachlich. Ich war viel älter als vor einer Woche.
    »Wann haben Sie ihn das letztemal in einem Auto gesehen?« fragte Luck.
    »Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.«
    Bryant hatte einen neuen Ausdruck einstudiert. So etwas wie ein siegessicheres Lächeln. »Wir können Ihrem Gedächtnis gerne nachhelfen, wenn Sie wollen, Mr. Cranmer, Sir. Stimmt doch, Oliver?«
    »Ich dachte, Sie hätten mich hierherbestellt, damit ich irgendwelche Gegenstände identifiziere«, sagte ich.
    »Richtig«, bestätigte Bryant.
    »Also wenn es hier um sein Auto gehen soll, werde ich Ihnen leider wohl kaum helfen können.«
    »Haben Sie ihn mal in einem grünen oder schwarzen Toyota gesehen, Baujahr circa 1990?« fragte Luck.
    »Mit japanischen Autos kenne ich mich nicht aus.«
    »Mr. Cranmer-Sir kennt sich in gar nichts aus«, teilte Bryant Luck mit. »Ein völlig ungebildeter Typ, Kollege. Das erkennt man schon an all den dicken ausländischen Büchern, die er in seiner Villa stehen hat.«
    Luck nahm ein abgegriffenes Polizeihandbuch mit Strichzeichnungen von Autos aus der Aktentasche und gab es mir. Beim Durchblättern sah ich die Umrisse eines blauen 89er Toyota Carina mit schwarzen Leisten, genau wie der, mit dem Larry bei seinem definitiv letzten Sonntagsbesuch in Honeybrook aufgetaucht war. Luck hatte den Wagen auch bemerkt.
    »Was ist mit dem da?« wollte er wissen und hielt die Seite mit seinem knochigen Finger fest.
    »Kommt mir leider ganz unbekannt vor.«
    »Das heißt: nein?«
    »Das heißt: Ich erinnere mich nicht, ihn in einem solchen Wagen gesehen zu haben.«
    »Und warum erinnert sich dann Mr. Guppy, Ihr Briefträger, daß er an einem sehr heißen Sonntag, vermutlich im Juli, beim Verlassen der Dorfkirche gesehen hat, wie ein schwarzer oder grüner Toyota, auf dessen Fahrer Pettifers Beschreibung zutrifft, in Ihre Einfahrt eingebogen ist?«
    Daß sie John Guppy befragt hatten, fand ich geradezu widerwärtig. »Ich habe keine Ahnung, warum er sich an so etwas erinnert oder nicht erinnert. Da aber der Zugang zu meiner Einfahrt von der Kirche aus gar nicht zu sehen ist, möchte ich seine Aussage eher bezweifeln.«
    »Der Toyota ist in Richtung Ihres Hauses an der Kirche vorbeigefahren«, gab Luck zurück. »Er ist in dem toten Winkel unterhalb der Kirchhofmauer verschwunden und nicht mehr auf der anderen Seite aufgetaucht. Einzige Erklärung: Er ist in Ihre Einfahrt eingebogen.«
    »Vielleicht hat Mr. Guppy nicht mitbekommen, daß der Wagen wieder aufgetaucht ist«, erwiderte ich. »Oder der Wagen hat kurz vorher angehalten.«
    Von Bryant beobachtet, stöberte Luck erneut in seiner Aktentasche, zog eins der Päckchen heraus und entnahm diesem ein in Plastik eingebundenes Kontobuch von Larrys Londoner Bank. Der Anblick war mir so vertraut, daß ich beinahe gelächelt hätte. Ich hatte zu meiner Zeit wohl Hunderte davon durchgesehen, immer dem Rätsel auf der Spur, was mit Larrys Geld passiert war, wem er es gegeben hatte, welche Schecks er einzuzahlen vergessen hatte.
    »Hat Pettifer Ihnen zufällig irgendwann einmal Bargeld geschenkt?« fragte Luck.
    »Nein, Mr. Luck, Dr. Pettifer hat mir niemals Geld gegeben.«
    »Und Sie? Haben Sie ihm welches gegeben?«
    »Ich habe ihm gelegentlich kleinere Beträge geliehen.«
    »Wie klein?«
    »Zwanzig hier. Fünfzig da.«
    »Das nennen Sie klein?«
    »Ich weiß, mit diesem Geld könnte man viele hungernde Kinder sättigen. Larry ist nicht lange damit ausgekommen.«
    »Gedenken Sie in irgendeiner Weise von Ihrer Behauptung abzugehen, Sie und Pettifer hätten niemals irgendwelche geschäftlichen Beziehungen miteinander gehabt?«
    »Das ist die Wahrheit. Deshalb gedenke ich nicht davon abzugehen.«
    »Seite acht«, sagte er und warf mir das Kontobuch hin.
    Ich schlug Seite acht auf. Kontobewegungen vom September 1993, dem Monat, in dem die Firma ihm seine schwerverdiente Gratifikation ausgezahlt hatte: einhundertfünfzigtausend

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