Unser Spiel
Pfund, überwiesen von Mills & Highborn, Vermögensverwaltung, in St. Hellier auf Jersey, womit eine Überziehung in Höhe von £ 3728 mehr als ausgeglichen war.
»Haben Sie irgendeine Vorstellung«, fragte Luck, »woher, wie oder warum Dr. Pettifer im September 1993 einhundertfünfzigtausend Pfund bezogen hat?«
»Nein. Warum fragen Sie nicht die Leute, die die Zahlung angewiesen haben?«
Mein Vorschlag brachte ihn in Rage. »Ich bitte Sie, Mills & Highborn ist eine altmodische, erstklassige Vater-und-Sohn-Anwaltskanzlei auf den Kanalinseln. Man spricht dort nicht gern mit Polizisten und ist nicht bereit, ohne eine auf den Inseln rechtswirksame richterliche Verfügung Informationen über Kunden herauszugeben. Allerdings –«
Bryant plusterte sich auf, er stützte die Unterarme auf den Tisch und ging in Kampfstellung.
» Allerdings «, wiederholte Luck, »haben meine Ermittlungen ergeben , daß Pettifer von derselben Vermögensverwaltung ein jährliches Gehalt ausgezahlt wurde, offenbar auf Anweisung gewisser ausländischer Verlags- und Film gesellschaften mit Sitz in so komischen Ländern wie der Schweiz. Überrascht Sie das nicht?«
»Wüßte nicht, warum.«
»Weil die sogenannten Gehaltszahlungen ein Schwindel waren, darum. Pettifer hat nie für solche Gesellschaften gearbeitet. Ausländische Honorarzahlungen für Bücher, die er nie geschrieben hat. Vorschüsse, für die er keine Leistung erbracht hat. Die ganze Konstruktion war von Anfang bis Ende ein fauler Zauber, und nicht einmal besonders gut gemacht, falls Sie meine Meinung interessiert. Sie haben nicht zufällig irgendeine Theorie , nehme ich an, Mr. Cranmer, wer da zugunsten des Doktors einen solchen Aufwand betrieben haben könnte?«
Ich hatte keine Theorie und sagte das auch unverblümt. Und mußte ihm innerlich entsetzt recht geben: Die vielgepriesenen Verschleierungsmaßnahmen der Oberen Etage bei der Auszahlung von Larrys Judaslohn ließen sich, wie ich immer geargwöhnt hatte, von einem einzigen fanatischen Polizisten mit Hilfe eines Computers in wenigen Tagen auseinandernehmen.
»Etwas an dieser Kanzlei Mills & Highborn kommt mir besonders komisch vor. Wenn Sie gestatten, erkläre ich es Ihnen«, fuhr Luck mit dröhnendem Sarkasmus fort. »Eine ihrer Neben aktivitäten – soweit wir das aus gewissen Quellen ermitteln konnten – besteht darin, inoffizielle Zahlungen im Namen der Regierung Ihrer Majestät abzuwickeln.« Meine Welt geriet ins Wanken. »Soll heißen: von unserem Finanzministerium bedeutende Geldbeträge zu empfangen und anderweitig wieder auszuzahlen« – bei dem Wort Finanzministerium reckte er mir das Kinn entgegen – »zum Beispiel in Form von Bestechungsgeldern für ausländische Potentaten, zum Beispiel in Form von Schmiergeldern für Rüstungsaufträge und andere sogenannte Grauzonen der Staatsausgaben. Von so etwas haben Sie natürlich keine Ahnung, stimmt’s? Mr. Bryant und ich sind völlig hingerissen über den Zufall, daß erstens Sie fürs Finanzministerium gearbeitet haben und zweitens Gelder der britischen Regierung an Pettifers Wohltäter auf den Kanalinseln weitergeleitet wurden.«
In meinen schlimmsten Alpträumen war mir nicht in den Sinn gekommen, daß die Gehaltsabteilung so haarsträubend dumm gewesen sein könnte, Larrys Waschsalon auch für andere, nicht damit zusammenhängende verdeckte Operationen zu benutzen, womit das Risiko, Larry und alle anderen auf der Gehaltsliste zu kompromittieren, ins Unermeßliche gesteigert wurde.
»Ich komme da leider nicht mehr mit«, sagte ich.
»Vielleicht erzählen Sie uns dann einmal, wo Sie noch mitkommen«, fuhr Bryant grob dazwischen. »Sie, ein hochrangiger Mitarbeiter des Finanzministeriums – was so ziemlich alles ist, was wir über Sie wissen dürfen.«
»Ich habe keine Ahnung, was Sie damit sagen wollen.«
»Sagen wollen? Ich? Nicht doch, gar nichts, Mr. Cranmer, Sir. Das stünde einem wie mir nicht zu. Höchst kompliziert, das Ganze, Schmiergelder der Regierung, wie ich höre. Also, das kann ich ja verstehen. Immerhin, wenn ich irgendeinem arabischen Gauner ein paar Millionen rüberschiebe, damit er mir hilft, meine schrottreifen Kampfflugzeuge zu verscherbeln – warum sollte ich dann nicht zur Belohnung, daß ich ein englischer Gentleman bin, für mich selbst auch ein paar Scheinchen abzweigen? Oder besser noch, für meinen Komplizen?«
»Das ist eine skandalöse und absolut unzutreffende Unterstellung.«
»Seite drei«, sagte Luck.
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